Kolumne "Uni Live": Nudelpreise und Nebenkosten

Autor*innen
Lina von Coburg
Person springt in ein Sparschwein. Der Kopf der Person wurde durch eine Münze ersetzt.

Alles wird teurer, Deutschland jammert. Wir Studis fühlen uns nach Corona zum zweiten Mal vergessen: Was bringt uns ein 9-Euro-Ticket, wenn der WG-Kühlschrank leer ist?

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Neulich zuckte ich innerlich kurz zusammen, als ich mal wieder einen Blick auf mein Konto warf. Wieso ist da so wenig drauf? Wo ist mein ganzes Geld hin? Und am allerwichtigsten: Wie soll ich den angebrochenen Monat bestreiten, mit gerade mal 100 Euro in der Tasche und einem völlig leeren Kühlschrank? Hektisch überschlug ich im Kopf meine Ausgaben des vergangenen Monats. Eine durchfeierte Nacht mit Freunden, tägliche 1 Euro Kaffees auf dem Uni-Campus und gelegentliches Eisessen am Rhein – mehr hatte ich nicht unternommen.

Mein erster Impuls war, meine Eltern anzurufen. Schließlich haben sie mir schon häufig finanziell unter die Arme gegriffen. Doch mein Stolz hinderte mich schließlich daran. "Wie kann ich als Student sparen?", tippte ich stattdessen hektisch in die Google-Suchleiste. Die Antworten waren ernüchternd: ÖPNV benutzen anstelle des eigenen Autos, war der erste Vorschlag, was bei mir unwillkürlich die Frage aufkommen ließ, welcher Student sich ein eigenes Auto leisten konnte. Der zweite schlaue Ratschlag den ich fand, gab den Tipp, man solle in Wohngemeinschaften anstelle einer eigenen Wohnung leben. Für mich, seit drei Jahren in einer WG lebend, war aus finanziellen Gründen ohnehin nie eine eigene Bleibe in Frage gekommen.

Einige Tage später sprach ich mit einigen Kommilitonen über meine finanzielle Notlage. Sie berichteten mir von ähnlichen Situationen aus ihrem Alltag: Wocheneinkäufe, die plötzlich viel teurer waren als gewohnt, kaum Geld für die Monatsmiete oder andere spaßige Events, wie Konzerte oder Party-Nächte, die den stressigen Studi-Alltag normalerweise erleichtern. Einige kapitulierten angesichts der steigenden Verbraucherpreise sogar ganz und flüchteten die Wochenenden regelmäßig zu ihren Eltern, um dort zu essen statt selbst teuer einzukaufen.

Das Geld wird knapper, der Kühlschrank leerer

Während ganz Deutschland also über steigende Ölpreise meckert und auf die nächsten Prognosen der Bundesbank spekuliert, kommt es für uns Studierende auf ganz praktische Fragen an: Was ist mit den steigenden Nudel- und Pestopreisen? Was ist mit dem immer teurer werdenden Cappuccino beim Kaffeeladen um die Ecke? Und wie soll ich die in luftige Höhen sprießenden Nebenkosten meiner Wohnung in den kommenden Monaten bewältigen?

Zurück bleibt der Eindruck, von Politik und Gesellschaft abermals vergessen zu werden. Während wir schon in Zeiten von Corona Semester um Semester in unseren eigenen vier Wänden versauerten, obwohl dort draußen Homeoffice-Pflichten immer wieder gelockert wurden, geht es aktuell, angesichts der zunehmenden Inflation um ganz Grundlegendes: Das Geld wird knapper, der Kühlschrank leerer. Wer nicht auf elterliche Unterstützung zählen kann, läuft Gefahr, auf der Strecke zu bleiben.

Was wir Studis uns wünschen würden? Zum Beispiel, dass das Bafög entsprechend der Inflation angehoben würde. Ähnliches gilt für das Kindergeld. Zwar versucht die Bundesregierung mit einem einmaligen Bonus von 100 Euro pro Kind den Familien und Personen unter 25 unter die Arme zu greifen. Allerdings frage ich mich, was einmalige 100 Euro bewirken sollen, wenn die bei einem einzigen Wocheneinkauf für die WG weg sind.

Auch unsere Studi-Jobs können kaum Abhilfe schaffen. So dürfen Werkstudenten nur ihre begrenzte Anzahl von 20 Stunden pro Woche leisten, für die sie, wenn sie Pech haben oder schlicht in der falschen Branche arbeiten, auch noch schlecht vergütet werden. Eine Anhebung eben dieser Grenze stand bislang noch nicht zur Debatte. Schade!

Warum sollten wir für 9 Euro nach Sylt fahren?

Was bekommen Studenten stattdessen? Von Jahr zu Jahr steigende Semestergebühren, meist unterbezahlte Pflichtpraktika, gerne auch zwei bis drei Monate lang, und ein 9-Euro-Ticket, was jedoch angesichts des Semestertickets den wenigsten etwas bringt. Schließlich können wir nun vielleicht mit der Bahn bis nach Berlin oder gar Sylt fahren, jedoch fehlt dort sowieso jegliches Geld für weitere Unternehmungen.

Angesichts dieser düsteren Aussichten stellen sich bei mir schon jetzt alle Nackenhaare auf, wenn ich an die kalten Herbst- und Wintermonate denke. Denn eigentlich müsste ich längst eifrig sparen, um für die kommenden Energie- und Strompreise gewappnet zu sein. Doch die Frage ist: Welches Geld soll ich zurücklegen?

Lina von Coburg (22 Jahre alt) studiert im Bachelorstudiengang Publizistik in Mainz. Neben ihrem Studium schreibt sie Gedichte, philosophiert über das Leben und macht sich Gedanken darüber, wie man als angehende Journalistin bestehen kann.

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