Kryptowährungen: Warum Kryptowährungen weiter viele faszinieren
- Lara Kickner

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"Bei mir zu Hause wurde sehr viel übers Sparen gesprochen, aber eigentlich nie über das Investieren." Drei junge Menschen übers Zocken und erste Schritte im Investieren

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Kryptowährungen üben auf viele einen wahnsinnigen Reiz aus. Auch wenn sich der Markt gerade im Absturz befindet. Wir haben mit drei jungen Menschen darüber gesprochen.
Ich wollte nicht die Frau sein, die keinen Plan von Geld hat.
Anderthalb Jahre hat mein Ex-Freund über Kryptowährungen gelesen, investiert und immer wieder mit mir darüber gesprochen. Er hat NFTs gekauft und wieder verkauft – und mir war das total egal. Dann habe ich ein TikTok-Video gesehen, in dem eine Frau gesagt hat: "Ey Mädels, wacht auf, sonst ist es wieder das Feld der Jungs! Versteht wenigstens, was da passiert." Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich wollte nicht die Frau sein, die keinen Plan von Geld hat.
Einen Monat lang habe ich mich über das Thema informiert. Ich habe Videos geschaut, in denen erklärt wurde, was NFTs sind, wie eine Blockchain funktioniert, wie man tradet. Jetzt verstehe ich zumindest die Basics. Von meiner Großmutter habe ich ein bisschen Geld auf der Bank. Davon habe ich vor einem Jahr 200 Euro genommen und in zwei Solana investiert.
Solana ist eine von vielen Kryptowährungen, die es gibt. Anders als bei Bitcoin wird nicht so viel Strom für das Mining, also das Erzeugen von Solana, verbraucht. Das behaupten zumindest die Macher:innen hinter dem Projekt. Mich hat das überzeugt. Aus der Klimaperspektive sind Bitcoin und Ethereum langfristig einfach nicht zu vertreten, sie verbrauchen zu viel Energie.
Mittlerweile habe ich acht Solana. Die sind aber zusammen nur noch 105 Dollar wert. Der Kurs ist nach dem Crash von FTX ziemlich abgestürzt. Dieser Crash ist super kompliziert. Für mich fühlt sich das Ganze abstrakt und surreal an.
Ich bin die einzige Frau in meinem Umfeld, die in Kryptowährungen investiert. Zwar investieren nicht alle meine männlichen Freunde, aber alle wissen, wie eine Blockchain funktioniert. Ich glaube, viele Frauen haben weniger Lust, weil vor allem Männer über dieses Thema sprechen. Außerdem werden wir Frauen öfter danach bewertet, ob wir eine gute Schwester oder eine gute Mutter sind. Nicht danach, was für Projekte wir haben.
Wenn alles weg ist, musst du trotzdem mit einem Lächeln aufstehen.
Vor acht Jahren habe ich mir eine Handyhülle bei einem chinesischen Händler auf Amazon gekauft. Die sollte eigentlich wasserdicht sein. War sie aber nicht. Ich wollte beim Schwimmen ein Hörbuch hören. Dann ging mein Handy kaputt, es war 600 Euro wert und ich war ziemlich sauer. Ich habe mich bei dem Händler beschwert und habe mega den Stress gemacht. Ich wollte, dass er mir das Handy ersetzt.
Als Antwort bekam ich, dass er mir kein Geld aus China überweisen könne, weil die Transfergebühren so hoch seien. Er hat mir vorgeschlagen, mich in Bitcoin zu bezahlen. Ich dachte nur: What the fuck, Bitcoin ist doch so eine illegale Währung. Aber weil ich Angst hatte, am Ende gar kein Geld zu bekommen, richtete ich mir eine Adresse ein. Er schickte mir Bitcoin im Wert von 600 Euro. Das Geld habe ich erst mal liegen lassen. Zwei Monate später habe ich noch mal draufgeschaut, da hatte ich plötzlich 1.200 Euro. Das war wahnsinnig viel Geld für mich. So richtig begriffen habe ich das nicht. Die Wallet war noch nicht so fancy wie heute, die Oberfläche sah aus wie von Windows 2000.
"Ich habe nur wenig Vertrauen in staatliche Institutionen"
Dann habe ich angefangen, mich mit dem Thema zu beschäftigen. Am Anfang ging es mir gar nicht darum, Geld zu verdienen. Mich hat die Idee von einer alternativen Währung fasziniert. Ich habe nur wenig Vertrauen in staatliche Institutionen. Das hat auch private Gründe. Als ich angefangen habe zu studieren, waren meine Eltern insolvent. Mein Bafög-Antrag wurde aber trotzdem abgelehnt, weil sie in den Jahren zuvor zu viel verdient hätten. Das hat mich sehr wütend gemacht. Ich wollte mein eigenes Geld verdienen.
Du konntest jeden Scheiss kaufen und am nächsten Tag war er doppelt so viel wert.
Als ich vor ungefähr fünf Jahren angefangen habe, in Krypto zu investieren, war das ziemlich einfach. Du konntest jeden Scheiß kaufen und am nächsten Tag war er doppelt so viel wert. Jetzt liegen meine Bitcoin in meinem Schrank, auf einem ledger, einem verschlüsselten USB-Stick. Ich habe gerade etwa 1,7 Bitcoin, 10 Ethereum, und noch einige IDO und Monero. Sollte das alles irgendwann mal über 100.000 wert sein, werde ich es auszahlen lassen.
Aber wenn das nicht passiert, ist es auch nicht so schlimm. Das ist alles Spielgeld für mich. Wenn morgen alles weg ist, musst du trotzdem am nächsten Morgen mit einem Lächeln aufstehen können.
Bei mir zu Hause wurde sehr viel über das Thema Sparen gesprochen.
Bei mir zu Hause wurde sehr viel übers Sparen gesprochen, aber eigentlich nie über das Investieren. Mein Vater arbeitet bei der örtlichen Sparkasse, meine Mutter bei der Deutschen Bank. Viele wissen gar nicht, was man mit seinem Geld machen kann. Sparen ist wichtig, aber gerade, wenn eine Inflation herrscht, muss man weiterdenken. Was gibt es für Alternativen? Damit mein ich nicht nur Krypto, sondern auch Aktien. Ich würde mir wünschen, dass wir das als Gesellschaft auch schon Kindern beibringen.
Klar hatte ich schon mal von Bitcoin gehört, aber was das wirklich ist, wusste ich einfach nicht.
Vergangenes Jahr habe ich angefangen, in Kryptowährungen zu investieren. Ziemlich spät. Dabei arbeite ich bei einem Steuerberater und somit in der Finanzbranche. Klar hatte ich schon mal von Bitcoin gehört, aber was das wirklich ist, wusste ich einfach nicht. Und ich wusste auch nicht, wie ich damit investieren sollte: Was ist sinnvoll? Was nicht? Ich bin über eine Bekannte auf das Thema gekommen und habe dann angefangen, mich mit dem Thema genauer auseinanderzusetzen.
Seitdem spreche ich auch auf meinem Instagram-Profil über Krypto. Ich gebe meinen Follower:innen Tipps für den Einstieg. Zum Beispiel: sich selbstständig Wissen anzueignen. Das klingt banal, ist aber super wichtig. Ich sage aber nicht öffentlich, wie viel Geld ich investiert habe. Das ist für mich privat. Auf Instagram möchte ich alle ansprechen, aber besonders geht es mir um Frauen. Mein Traum wäre es, Frauen zu erreichen, die eigentlich sagen, das ist alles nichts für mich.
Meine Eltern wissen, dass ich mich mit Kryptowährungen beschäftige. Am Anfang waren sie ein bisschen skeptisch, einfach, weil sie damit noch keine Berührungspunkte hatten. Mittlerweile sind sie aber ziemlich interessiert und finden es spannend, dass es so eine Leidenschaft von mir geworden ist.
Natürlich beobachte ich gerade den Absturz der Kryptowährungen. Ich war froh, dass ich durch mein Wissen davon nicht überrascht wurde. Es hat mir sehr geholfen, nicht emotional zu reagieren und aus Panik alles zu verkaufen. Natürlich ist auch mein Portfolio ordentlich nach unten gerauscht, aber ich habe keine Verluste realisiert. Wenn die Währungen wieder nach oben gehen, werde ich meine Investitionen bei Gewinn realisieren. Das heißt, ich werde meine Kryptowährungen erst dann verkaufen, wenn die Kurse wieder steigen.
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