Vorsorge und Absicherung: Das sind die besten Anlagetipps für junge Menschen

Autor*innen
Philipp Krohn, Christian Siedenbiedel, Markus Frühauf, Franz Nestler, Tim Kanning und Inken Schönauer
Eine Hand hält eine Geldmünze über einer Geldbörse [© Porechenskaya – stock.adobe.com]

Wer heute jung ist, weiß: Die Rente allein wird später nicht reichen. Was kann jetzt schon gemacht werden – Aktien und Anleihen, Immobilien – oder gar ein bisschen Krypto? Eine ausführliche Anleitung.

Wenn es um die Einkünfte im Alter geht, liegt Deutschland in verschiedenen Kategorien fernab der Tabellenspitze: Eine geringe Wohneigentumsquote und ein niedriger Aktienanteil an den Geldanlagen führen zu einem hinteren Platz in den Vermögensvergleichen großer Finanzdienstleister. Die Schweiz, die Niederlande und skandinavische Länder hängen Deutschland in vielen Bereichen ab.

So besaß ein durchschnittlicher Deutscher im Jahr 2021 ein Vermögen von 257.000 Dollar. Nach den Zahlen der Schweizer Bank Credit Suisse waren das 169.000 Dollar weniger, als ein durchschnittlicher Däne hatte. Auch zu den Niederlanden, Schweden und Belgien ist der Abstand groß. Das hat verschiedene Ursachen: Einige liegen am Altersvorsorgesystem, andere haben mit unterschiedlichen Geldanlage-Mentalitäten zu tun. Allgemein bekannt ist neben der deutschen Zurückhaltung, Wohneigentum zu bilden, die Abneigung gegen Aktien. Dadurch verzichtet der deutsche Geldanleger auf einen großen Teil des Zinseszinseffekts, der bei höheren durchschnittlichen Renditen und längeren Laufzeiten zu hohen Kapitalzuwächsen führt.

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Zu wenig Wohneigentum

Das deutsche Altersvorsorgesystem ruht auf drei Säulen: Die gesetzliche Rente ist für die meisten mit Abstand die wichtigste Einkommensquelle im Alter. Weil sie als Umlage gestaltet ist, in der die heutigen Beschäftigten für aktuelle Ruheständler aufkommen, ist sie sensibel gegenüber dem demographischen Wandel, den eine fallende Zahl von Beitragszahlern kennzeichnet und der mit dem Eintritt der geburtenstärksten Jahrgänge in die Rente im Jahr 2030 einen vorläufigen Höhepunkt erreichen wird. In die betriebliche Altersversorgung zahlen Arbeitgeber und/oder Arbeitnehmer mit Vorteilen in den Sozialbeiträgen und zu geringen Kosten ein. In der privaten Altersvorsorge gibt es einige komplizierte Fördersystematiken und Modelle, die durch den Nullzins besonders stark strapaziert wurden.

In Deutschland wird vom Gesetzgeber relativ strikt zwischen Altersvermögen und Altersvorsorge getrennt. Als Vorsorge gelten Anlageformen, die im Alter verlässliche regelmäßige Zahlungen generieren und über Standmitteilungen dokumentiert sind. Deshalb sind in einer säulenübergreifenden digitalen Rentenübersicht der Deutschen Rentenversicherung, die im kommenden Jahr starten soll, Immobilien und Investmentfonds nicht enthalten – obwohl sie zur Vermögensbildung einen erheblichen Anteil leisten.

Das private Sparen fürs Alter hat dabei aktuell mit einem zusätzlichen Problem zu kämpfen: der Inflation. Über Jahre spielte sie keine Rolle, in den vergangenen beiden Jahren aber hat sie sich nun mit Wucht zurückgemeldet. Mehr als 10 Prozent betrug die Teuerungsrate zuletzt in einigen Monaten, im Durchschnitt lag sie 2022 bei 7,9 Prozent. In diesem Jahr könnte sie etwas niedriger ausfallen, gleichwohl rechnen viele Ökonomen immer noch mit heftigen 6 bis 7 Prozent.

Für Sparer bedeuten so hohe Inflationsraten: Der reale Wert des Geldes, das auf dem Girokonto oder einem schlecht verzinsten Sparkonto liegt, schmilzt im Zeitablauf dahin. Nominal, also dem Betrag nach, bleibt das Geld auf dem Konto zwar auch bei Inflation gleich viel – aber die Kaufkraft sinkt. Das haben gerade in Deutschland viele aus dem Blick verloren. Nach Zahlen der Bundesbank liegen gewaltige 2,2 Billionen Euro in Deutschland auf Giro- und Tagesgeldkonten.

Gefahr durch Inflation

Ein kleines Rechenbeispiel: 100.000 Euro auf dem Girokonto haben bei 5 Prozent Inflation nach zehn Jahren noch die Kaufkraft von 61.391 Euro. Mehr als ein Drittel des Vermögens ist also flöten gegangen. Bei 7 Prozent Inflation bleiben noch 50.835 Euro Kaufkraft, also rund die Hälfte. Und bei 10 Prozent Inflation bleibt nach zehn Jahren nur noch eine Kaufkraft von 38.554 Euro – da ist vom Ausgangsbetrag also nicht mehr wirklich viel übrig.

Sparern jedenfalls ist es bei so hohen Inflationsraten wie im Moment selbst mit einer guten Geldanlage kaum möglich, den Kaufkraftverlust komplett auszugleichen. Emmerich Müller vom Bankhaus Metzler in Frankfurt hat für Sparer eine ernüchternde Botschaft: "Es gibt derzeit keine Möglichkeit, Geld 'sicher' zu parken."

Wer sparen will, lagert sein Geld meist nicht in der eigenen Wohnung, sondern bringt es zur Bank. Die verlangt für die Verwahrung von Erspartem zwar keine Negativzinsen und Verwahrentgelte mehr, wie noch vor Kurzem. Aber wirklich viel Zinsen, mit denen die Inflation ausgeglichen werden könnte, gibt es dort auch nicht. Etwa 2 Prozent im Jahr zahlen die Banken mit den höchsten Zinsen im Moment auf Tagesgeldkonten, wie Max Herbst von der FMH-Finanzberatung sagt. Für Festgeld, bei dem man einen Betrag auf drei Jahre fest anlegt, kommt man auf gut 3 Prozent. Das ist besser als nichts – aber nach Abzug der Inflation immer noch ein deutliches Verlustgeschäft für Sparer.

Das Ganze kann sogar zu einer Sparer-Falle werden, wenn die wieder etwas gestiegenen Sparzinsen dazu verleiten, wieder mehr Geld auf dem Sparkonto liegen zu lassen, nur weil die Bank keine Negativzinsen mehr verlangt – und das Vermögen dann durch die Inflation schrumpft. Negative Realzinsen, die nach Abzug der Inflation entstehen, können im Zweifelsfall noch tückischer sein als negative nominale Zinsen, weil sie nicht sofort offensichtlich sind.

Zwang zu Reserven

Die Folgen des Nullzinses der vergangenen Jahre waren auch für Verbraucher und Anbieter von Altersvorsorgelösungen erheblich spürbar, zum Teil waren sie sogar existenziell. Private Rentenversicherungen beruhen in den meisten Fällen auf nominalen Garantieversprechen. Bei Riester-Renten und in der betrieblichen Altersversorgung verpflichtete der Staat die Anbieter sogar zu solchen Garantien. Je niedriger der Zins fiel, desto höher stieg der Anteil des Sparvermögens, der in festverzinsliche Wertpapiere investiert werden musste, um Garantien sicherzustellen.

Die Finanzaufsicht zwang Versicherer und Pensionskassen, Reserven einzubehalten, um hohe Zinsversprechen abzusichern, statt sie an Verbraucher auszuzahlen. Das war erfolgreich. Kein Anbieter ist ernsthaft ins Straucheln geraten. Aber die Renditen fielen, wenngleich Versicherer durch hohe Bewertungsreserven auf Zinspapieren im Marktvergleich immer noch so attraktiv waren, dass sie hohe Einmalbeiträge von Kunden einwerben konnten. Dennoch drängte die Finanzaufsicht die Branche dazu, Produkte mit weniger oder ganz ohne Garantien anzubieten.

Sie dominieren inzwischen das Neugeschäft, sind aber nicht immer leicht durchschaubar. Altersvorsorgeanbietern haben sie erlaubt, mehr in Aktien und alternativen Kapitalanlagen wie Infrastrukturfinanzierung (erneuerbare Energien) und Beteiligungen (Private Equity) anzulegen.

Wenig Handlungsspielraum

Seit der Zinswende erleben die Lebensversicherer eine Entlastung. Auf einen Schlag sind die immer niedrigeren Nominalgarantien ihrer Policen einfacher zu erwirtschaften. Jetzt kann wieder ein größerer Teil in renditeträchtigere Anlagen investiert werden. Aber gleichzeitig sind die Reserven zusammengeschmolzen, die in den Jahren zuvor noch für ein wenig Handlungsspielraum sorgten.

Egal wohin das Geld für die Altersvorsorge fließt: Wer sich fragt, was daraus in 30 oder 40 Jahren werden wird, müsste etwas über Inflation und Zinsen der Zukunft wissen. Alle Prognosen dazu sind aber vage. So hoch wie im Moment wird die Inflation vermutlich nicht ewig bleiben; es gibt aber viele Ökonomen, die davon ausgehen, dass die Inflationsraten jetzt über eine längere Ära hinweg tendenziell etwas höher ausfallen.

Zwei Argumente unter vielen sprechen dafür: Wenn sich die Globalisierung abschwächt, weil Unternehmen sich weniger als früher auf Lieferungen aus Billiglohnländern verlassen, könnte das die Preise treiben. Und auch die grüne Transformation der Wirtschaft für den Klimaschutz könnte für höhere Inflationsraten sorgen, wenn höhere CO2-Preise auf Energie die Menschen zu einer Änderung ihres Verhaltens bewegen sollen. "Was die Zukunft betrifft, so gibt es unterschiedliche mögliche Szenarien", sagt der Frankfurter Wirtschaftsprofessor Volker Wieland: "Eines mit höherer Inflation und höheren Nominalzinsen, aber weiterhin relativ niedrigen realen Zinsen ist zumindest ein relevantes Szenario."

Aktien sind unumgänglich

Für den Schutz von Vermögen, gerade über eine längere Zeit hinweg, hat Metzler-Bankier Müller einen klaren Ratschlag: "Im aktuellen Umfeld rekordniedriger Realzinsen ist es ratsam, ein Übergewicht in Substanzvermögen zu halten, zum Beispiel in Form von Aktien." Wem ein Investment in Einzelaktien zu riskant erscheint, für den bieten sich ETF an, das sind börsennotierte Indexfonds, die beispielsweise einen bestimmten Aktienindex abbilden. Im Unterschied zu Nominalwerten wie etwa Anleihen bieten sie einen recht guten Schutz vor Inflation. Auch aktiv gemanagte Investmentfonds können eine Option sein, weisen aber höhere Kosten auf, was das Vermögen reduziert.

Hinter den Aktien steht eine Beteiligung am Produktivvermögen. Viele Unternehmen können, zum Teil mit Zeitverzögerung, die gestiegenen Preise an ihre Kunden weitergeben. Davon profitieren Aktionäre. Bei Anleihen ist das anders, es handelt sich um ein Geldversprechen: Da können die Schuldner ihre Schuld später auch zu gesunkener Kaufkraft zurückzahlen – zulasten der Anleihegläubiger. Auch Aktienkurse oder die Börsenbewertung von ETF können fallen. Im vergangenen Jahr beispielsweise waren sehr viele Indexfonds selbst vor der Inflation ein Minusgeschäft. Aber auf lange Sicht stand in der Vergangenheit bei einer breiten Streuung von Aktien fast immer ein Plus zu Buche.

Unabhängig von der Höhe der Inflation und des Marktzinses will die Politik die Abhängigkeit von Zinstiteln in der Altersvorsorge reduzieren. Länder wie Schweden, Dänemark und Norwegen zeigen, dass mit etwas mehr Wagnis höhere Vermögen entstehen. Die Ende der Neunzigerjahre – kurz vor der deutschen Riester-Rente eingeführte schwedische Aktienrente war Thema im Bundestagswahlkampf. Die FDP orientierte sich an diesem Modell und wollte in der ersten, der gesetzlichen Säule einen Teil der Beiträge dafür verwenden, einen Aktienfonds aufzubauen, um die Rente zu stärken. Widerstände gab es aus der SPD und dem Gewerkschaftslager, das auch angestrebte Reformen in der betrieblichen Altersversorgung, die höhere Aktieninvestments erlauben, bislang weitgehend blockiert.

Zur Aktienrente wird es nicht kommen. Stattdessen soll mit einem Startguthaben von 10 Milliarden Euro eine Aktienrücklage gebildet werden. Ob sie jemals höhere Mittel zugewiesen bekommen wird, um die Umlage ernsthaft zu stützen, steht in den Sternen. Nachdem die zweite Säule mit der Nahles-Rente schon auf einem Stand ist, der es erlauben würde, ähnliche Erträge wie niederländische Pensionsfonds zu generieren, besteht in der privaten Säule Reformbedarf.

Hier haben sich Mitte Januar Finanzdienstleister mit Vertretern der Bundesregierung und Verbraucherschützern zusammengesetzt, um über neue Lösungen zu diskutieren. Fonds- und Versicherungsbranche würden gern das Riester-System modernisieren oder neue Vorsorgeformen einführen, die ihrem jeweiligen Geschäftsmodell zugutekämen, Verbraucherschützer streben einen Staatsfonds an.

Wohin mit dem Geld? "Breit streuen", heißt das ewige Mantra der Anlageprofis. Schön und gut, aber eher Aktien und Anleihen, Immobilien und Lebensversicherungen – oder gar ein bisschen Krypto? Wir werfen einen Blick auf die wichtigsten Anlageklassen.

Aktien

Kurssteigerungen und Dividenden locken, Renditen von 8 Prozent sind langfristig üblich.

Aktien sind Unternehmensanteile. Wer also schon immer Teil der Erfolgsgeschichte von Starbucks, McDonald's, Amazon oder BMW werden wollte, kann mit wenigen Klicks Mitinhaber dieser Unternehmen werden. Viel Geld ist dafür nicht nötig. Eine Aktie kostet oft nur ein paar Dutzend Euro. Neobroker wie Trade Republic oder Direktbanken wie ING oder Consors bieten kostenlose Depots und günstigen Aktienhandel. Das Depot ist der (digitale) Ort, in dem die Aktien und andere Wertpapiere aufbewahrt werden. Aktienhandel ist fast rund um die Uhr möglich. Handelbar sind die Anteile von vielen Tausend Unternehmen.

In Deutschland sind gut 400 Unternehmen börsennotiert. Wer eine Aktie erwirbt, ist Mitinhaber des Unternehmens, kann über dessen Geschicke mitbestimmen und auf der Hauptversammlung reden. Die Hauptversammlung entscheidet auch über die Gewinnverwendung des Unternehmens und damit die Gewinnausschüttung an die Aktionäre (Dividende). Kursgewinne und Dividenden unterliegen in Deutschland der Abgeltungsteuer (25 Prozent) plus Solidaritätszuschlag und eventuell Kirchensteuer, und zwar egal, wie lange eine Aktie gehalten wurde. Bis zu 1.000 Euro Kapitalerträge im Jahr sind steuerfrei (Sparerfreibetrag). Für Ehepaare sind es 2.000 Euro.

Für die richtige Aktienauswahl gibt es eine Vielzahl an Strategien. Viele setzen auf starke Marken wie Apple, Tesla oder Mercedes, andere wie der legendäre Investor Warren Buffett auf möglichst einfach verständliche profitable Geschäftsmodelle wie Coca-Cola oder Heinz Ketchup. Andere bevorzugen Unternehmen mit hohen Dividendenzahlungen, wie sie oft Versicherer wie Allianz oder Munich Re bieten. Dann gibt es noch Anleger, die aus dem Kursverlauf herauszulesen versuchen, wie sich Aktien weiterentwickeln (technische Analyse). Viele finden auch den Aktienkurs in Relation zum Unternehmensgewinn oder den in der Bilanz stehenden Buchwert hilfreich, um unterbewertete Aktien zu finden.

Die Geldanlage in Aktien ist riskant, weil niemand weiß, welche Unternehmen sich in der Zukunft gut und welche sich schlecht entwickeln und was das für den Aktienkurs bedeutet. Eine Streuung des Geldes auf mehrere Aktien ist zur Risikoreduzierung empfehlenswert. Wer nicht selbst Aktien auswählen mag, kann Aktienfonds kaufen. Trifft ein Fondsmanager die Aktienauswahl, ist dies etwas teurer als ein börsennotierter Indexfonds (ETF), der einfach die Aktien aus einem Aktienindex kauft. Eine Auswahl von 40 besonders wertvollen und am besten handelbaren Aktien in Deutschland ist im Dax gelistet. ETF-Klassiker sind zudem der MSCI World, der in mehr als 1.500 Aktien aus mehr als 20 Industrieländern investiert, oder der Stoxx 600 für europäische Unternehmen.

Auf Sicht von zehn Jahren sind Aktienrenditen von 8 Prozent im Jahr üblich und damit mehr, als sich in der Regel mit Anleihen, Immobilien oder auf dem Tagesgeldkonto verdienen lässt. Garantiert sind Aktienrenditen aber nicht. Wer indes früh Amazon sein Geld anvertraut hat, konnte aus 1.000 Euro auch eine Million machen. Solche Entwicklungen sind aber Glücksfälle, nicht die Regel.

Anleihen

Lange praktisch tot, feiert diese Anlagenklasse seit der Zinswende ein Comeback.

In den langen Jahren der historisch niedrigen, oftmals sogar negativen Zinsen sind sie fast gänzlich aus den Anlagen der Privatanleger verschwunden: Anleihen mit festem Zinskupon. Mit der Zinswende im vergangenen Jahr hat sich das aber gedreht: Anleihen sind wieder attraktiv. Qualitativ gute Unternehmenstitel aus dem investitionswürdigen Bereich (Investment Grade) bieten inzwischen Renditen von 3 bis 4 Prozent – und das schon in einem Laufzeitenbereich von ein bis drei Jahren. Damit lässt sich zwar keine Inflationsrate von 10 Prozent schlagen, doch wenn die Teuerung wie am Markt erwartet im zweiten Halbjahr deutlich, möglicherweise unter 4 Prozent sinken sollte, dann sieht es anders aus.

Das wissen auch die Manager aktiver Fonds und werben seit Monaten für diese Anlageklasse. Sie wittern Morgenluft, weil die aktive Auswahl von Anleihen vorteilhaft sein kann gegenüber den in den Gebühren deutlich günstigeren passiv verwalteten Indexfonds (Exchange Traded Funds; ETF). Die Indizes von Anleihen werden anhand des Marktgewichts konstruiert. Dann haben in dem Anleiheindex die Emittenten das höchste Gewicht, die viele Schuldtitel am Markt platziert haben. Doch Staaten oder Unternehmen mit hohen Schulden sind nicht unbedingt die erste Wahl. Für den Privatanleger kann ein Klumpenrisiko entstehen.

Das kann der aktive Fondsmanager vermeiden. Selbstverständlich können auch die einzelnen Anleihen eine Option sein, zumal viele Unternehmen wieder die Einstiegshürde für Privatanleger auf 1.000 Euro senken. So reizvoll es ist, Kreditgeber von Siemens oder Mercedes-Benz zu sein, nur auf einen Emittenten zu setzen widerspricht der breiten Risikostreuung. Die bieten Fonds – egal ob aktiv oder passiv. Wer aber dazu bereit ist, weil er von der Zahlungsfähigkeit des Unternehmens überzeugt ist, sollte sich bewusst sein, dass grundsätzlich kürzere Laufzeiten weniger riskant sind als lange.

Im Normalfall liegen deshalb die Zinsen für kürzere Laufzeiten unter denen der langen. Das ist bei den Bundesanleihen seit einigen Monaten anders: Die kurzfristigen Zinsen liegen über den langfristigen. Der Markt spricht dann von einer inversen Zinskurve, die als Rezessionssignal dient. Das bietet aber wieder Chancen am langen Ende, sollten die Zinsen aufgrund des Konjunkturabschwungs, der mit einem abnehmenden Inflationsdruck verbunden ist, wieder sinken. Die Zinsen der an den Börsen gehandelten Anleihen werden auch als Renditen bezeichnet. Sinken die Renditen, dann steigen die Kurse der Anleihen und umgekehrt.

Unterm Strich bleibt festzuhalten: Anleihen feiern als Anlageklasse ein Comeback. Früher waren sie fester Bestandteil in den Portfolios der Privatanleger. Denn Rücksetzer am Aktienmarkt waren in der Regel mit höheren Kursen am Anleihemarkt verbunden, weil Anleger ihre Mittel dorthin umgeschichtet haben. Im vergangenen Jahr war das anders: Sowohl Aktien als auch Anleihen verzeichneten Verluste im zweistelligen Prozentbereich. Doch mit der Zinswende kann hier wieder eine Normalisierung eintreten.

ETF

Praktisch und für langfristige Sparpläne gut geeignet: passive Indexfonds.

Gerade für junge Leute, die Geld fürs Alter zurücklegen wollen, bietet sich die Anlage in Aktien an. Auch wenn es kurzfristig immer mal wieder rumpelt an der Börse – auf lange Sicht sind die Renditen von solchen Unternehmensbeteiligungen unschlagbar. Und wenn man es richtig anstellt, bleiben die Risiken überschaubar. ETF haben dafür in den vergangenen Jahren als ein sehr simpler und günstiger Weg viele Fans gefunden. In solchen passiven Indexfonds liegen einfach alle Aktien drin, die in einem Aktienindex auch enthalten sind – zum Beispiel dem deutschen Dax. Entsprechend entwickelt sich dann auch der Wert dieses Indexfonds: Steigt der Dax um 5 Prozent, macht das auch ein Dax-ETF.

Während im Dax aber nur 40 Unternehmen enthalten sind, die alle aus Deutschland kommen, lässt sich über Indexfonds das Geld auch noch deutlich breiter gestreut anlegen. Das ist gut, um die Risiken gering zu halten. So gibt es auch Weltaktienindizes wie den MSCI World, in dem 1.600 Aktien aus 23 Industrienationen liegen. Zwar besteht der MSCI World zu sage und schreibe zwei Dritteln aus US-Aktien. Aber dieses Übergewicht ist schlicht der Tatsache geschuldet, dass Amerika einfach der allergrößte Kapitalmarkt der Welt ist und dort sehr hoch bewertete Unternehmen wie Apple, Microsoft und Amazon sitzen. Kritiker sehen diese hohe Gewichtung Amerikas als Gefahr für Anleger.

Die jahrzehntelange Erfolgsgeschichte des MSCI World spricht aber dafür, dass er so schlecht nicht konstruiert sein kann. In den Jahren von 1970 bis 2020 erbrachte er Jahr für Jahr eine durchschnittliche Rendite von rund 7 Prozent – und das, obwohl die Aktienmärkte in aller Welt zwischenzeitlich immer mal wieder heftig einbrachen. Wenn dieser Lauf anhält, könnte ein Anleger, der heute 10.000 Euro in einen ETF auf den MSCI World investiert, sich in 50 Jahren über ganze 300.000 Euro freuen. Wer nicht mal eben 10.000 Euro lockermachen kann, kann auch in kleinen Etappen ein Vermögen aufbauen: Über einen Sparplan können Anleger zum Beispiel 50 oder 100 Euro im Monat in einen ETF investieren, was über die Jahre dann auch zu einer ansehnlichen Summe anwächst.

Vor allem Neobroker wie Scalable Capital, Trade Republic oder Flatex bieten diese Form der Geldanlage komplett zum Nulltarif an, aber auch einige Direktbanken wie die ING oder die Consorsbank haben entsprechende Angebote. Wichtig ist: nicht zocken und nicht panisch werden. Auf kurze Sicht mag es Geschäftsideen geben, die besonders aussichtsreich wirken; derzeit vielleicht saubere Energien oder Elektromobilität. Auf viele solcher Trends gibt es eigene Indexfonds, die kurzzeitig auch deutlich höhere Renditen als 7 Prozent im Jahr bieten.

Doch wer wirklich bis zum Alter dranbleiben will, sollte auf ein möglichst breit gestreutes Investment wie eben den MSCI World oder ähnliche Indizes setzen. Auch hier kann es zwischenzeitlich einmal deutliche Rücksetzer geben, wie zum Beispiel zu Beginn der Corona-Pandemie. Wer dann panisch verkauft oder seinen Sparplan aussetzt, versaut sich die schönste Rendite. Die Erfahrung lehrt, dass es nach jeder Krise auch wieder bergauf geht an den Märkten. Für den Sparplan sind solche Rücksetzer sogar gut: Anleger, die einfach immer weiter ihre Raten einzahlen, kaufen in schlechten Börsenzeiten zu günstigen Preisen ein und freuen sich dann über umso mehr Rendite, wenn es wieder besser wird.

Krypto

Vorsicht bei den digitalen Währungen, die sich als hochspekulative Anlagen erweisen!

Krypto bleibt auch im Jahr 2023 keine solide Altersvorsorge. Das hat nicht unbedingt mit der Wertentwicklung zu tun. Zwar ist der Bitcoin-Kurs, der Kurs ältesten und damit bekanntesten Digitalwährung, im Vorjahr um mehr als 60 Prozent gefallen, allerdings ist eine neuerliche Hausse durchaus möglich, es gibt durchaus auch wieder Aufwärtspotenzial. Trotzdem gibt es überzeugende Gründe, seine Investments auch im Jahr 2023 nicht im großen Stil in Bitcoin anzulegen. Der wichtigste: Bitcoin-Anhänger sprachen oftmals davon, dass die Digitalwährung wie digitales Gold sei und einen Inflationsschutz darstellen würde. Dass das nicht der Fall ist, war im Vorjahr deutlich zu sehen: Der Bitcoin-Kurs stürzte ab, der Goldpreis war stabil. Auch deswegen warnt die Finanzaufsicht Bafin: "Bei allen diesen Anlagen können Verbraucherinnen und Verbraucher erhebliche Kapitalverluste erleiden. Auch ein Totalverlust ist möglich.

Aus der hohen Volatilität und möglichen Illiquidität von Kryptowerten entstehen Risiken, die Sie bei ihrer Anlageentscheidung berücksichtigen müssen." Auch sonst gibt es gewichtige Gründe gegen ein Investment in Digitalwährungen: Im Gegensatz zu Aktien weiß man nämlich nicht, warum sich die Preise wie entwickeln. Wenn ich eine Aktie kaufe, gehört mir ein Teil des Unternehmens. Bei Anleihen sind die Forderungen gegenüber einem Staat oder Unternehmen verbrieft, und man vertraut letzten Endes der Kraft der Institution, die Schulden auch mit Zinsen zurückzuzahlen. Bei Währungen wissen wir, dass die Zentralbanken für sie einstehen und wir mit ihnen einkaufen gehen können. Rohstoffe haben einen Wert an sich. Und bei Bitcoin?

Der Wertgewinn basiert nur darauf, dass andere Nutzer darauf vertrauen, dass sie einen Wert hat. Das Vertrauen kann aber auch schnell wieder weg sein. Das ist also eine hochriskante Anlage, bei der ein Totalverlust droht. Die Verbraucherzentralen meinen dazu: "Kryptowährungen gehören in den Bereich der Spekulation, gehören aber nicht zur strategischen Geldanlage." Sollte man doch mit Digitalwährungen spekulieren wollen, sollte man einige einfache Regeln befolgen: Man sollte nicht auf irgendwelche obskuren Kryptodevisen setzen, die kein Mensch kennt, die aber fabelhafte Kursgewinne versprechen.

Wenn man einsteigt, dann so einfach wie möglich. Also mit Bitcoin oder Ethereum. Diese sind aufgrund ihrer Größe weniger manipulationsanfällig. Auch beim Kaufen sollte man es wie bei Aktien halten. Genauso wenig, wie man Wertpapiere von unbekannten Menschen unter der Bahnhofsbrücke im Halbdunklen kaufen sollte, genauso wenig sollte man über obskure Internetseiten von unbekannten Menschen Digitalwährungen kaufen. In Deutschland vergibt die Finanzaufsicht Bafin Lizenzen – und nur hier sollte man dann auch kaufen. Die Börse Stuttgart hat mit Bison eine eigene Kryptobörse. Das international tätige Unternehmen Coinbase hat ebenfalls eine solche Lizenz. Und einige althergebrachte Banken wie die Sparkassen, die Commerzbank und die Volks- und Raiffeisenbanken arbeiten wohl an eigenen Möglichkeiten, diese zu kaufen.

Immobilien

Die Zeit ewig steigender Preise scheint zunächst vorbei. Der Kauf bleibt aber schwierig.

Lage, Lage, Lage. Wer sich für eine Immobilie als Investition entscheidet, sollte niemals die Lage des Hauses oder der Wohnung aus dem Blick verlieren – ganz egal, in welcher Lebenssituation man sich gerade befindet oder wo die Zinsen für die Finanzierung gerade stehen. Die Lage nämlich entscheidet maßgeblich über den Wert. Das mag einem Käufer erst mal nicht so entscheidend vorkommen, aber spätestens in dem Augenblick, in dem ein Haus verkauft werden soll, ist es von besonderer Relevanz. Deutschland ist kein Land der Eigenheimbesitzer. Weniger als die Hälfte aller Deutschen besitzen Immobilien. Deutschland ist damit das Schlusslicht innerhalb der Europäischen Union.

Die Zeiten der praktisch abgeschafften Zinsen der vergangenen Jahre haben den Immobilienmarkt in einen völlig neuen Fokus gerückt. So waren Immobilienkredite mit einem Zinssatz von knapp über null Prozent günstig wie lange nicht, zudem versprachen Immobilien eine verlässliche Wertanlage mit Wachstumspotential. Diese Entwicklung hat in der Folge dazu geführt, dass sich Menschen – gerade auch jüngere – in einem Maß verschuldet haben, das sich noch als sehr ungesund herausstellen könnte. In manchen Fällen haben Käufer vielleicht sogar auf steigende Preise spekuliert und haben Immobilien bewusst mit der Absicht gekauft, sie später zu einem höheren Preis wiederzuverkaufen. Diese Rechnung könnte am Ende nicht aufgehen.

Spätestens seit der Zinswende gibt es eine neue Dynamik. Die Zinsen für Immobilienkredite werden teurer, die Preise für Immobilien beginnen zu sinken – wenn auch nicht so sehr in den beliebten Ballungszentren von Frankfurt, München, Hamburg oder Köln. Im Vorteil sind diejenigen, die sich bei ihrer Immobilienfinanzierung eine lange Zinsbindung gesichert haben. Diese liegt in der Regel bei 10 Jahren, manchmal bei bis zu 15 Jahren.

"Auf dem Immobilienmarkt hat sich das Blatt gewendet", heißt es in einer aktuellen Studie der Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young). "Die stark gestiegenen Zinsen bremsen die Nachfrage nach Immobilienkrediten, zudem erscheinen Immobilien, deren Preise zwischen dem ersten Quartal 2019 und Mitte 2022 um 35 Prozent gestiegen sind, in vielen Regionen inzwischen überbewertet." Darauf würden die Banken nun reagieren: "Sie sind zu Recht vorsichtiger bei der Kreditvergabe." Die eigenen vier Wände, nicht nur als Eigenheim, sondern auch als Kapitalanlage, rücken damit für viele wieder in weitere Ferne. Dazu tragen auch neue regulatorische Maßnahmen bei.

Zudem hat die deutsche Finanzaufsichtsbehörde Bafin die Banken davor gewarnt, bei Hypothekenkrediten übermäßige Risiken einzugehen. "Für potenzielle Hausbauer wird es immer schwerer, eine tragfähige Finanzierung auf die Beine zu stellen. Und die Banken werden ganz genau hinschauen, ob der Finanzierungsplan auch in Zeiten rekordhoher Energiepreise realistisch ist", heißt es in der Studie von EY.

Lebensversicherungen

Eine der liebsten Anlagen der Deutschen, sie ist recht sicher, aber intransparent.

Lebensversicherungen sind im Vergleich zu Investmentsfonds ein recht intransparentes Instrument der Geldanlage. Aber dafür haben sie den Vorteil, dass sie starke Marktentwicklungen glätten. Das hat mit dem wesentlichen Instrument der Überschussbeteiligung und dem Sicherungsvermögen zu tun, an dem das Versichertenkollektiv gemäß den jeweiligen Beiträgen teilhat. Früher wurde es Deckungsstock genannt. Es generiert für die Gemeinschaft Kapitalerträge, die zurückgehalten oder ausgeschüttet werden können. Neben den Anlageerträgen gibt es zwei weitere Gewinnquellen: Kosten- und Risikogewinne. Sie entstehen, wenn der Versicherer sparsamer gewirtschaftet hat als zuvor kalkuliert oder durch eine niedrigere Lebenserwartung weniger ausgeschüttet werden muss.

Dieses Modell verbanden Versicherer jahrzehntelang mit Zinsgarantien. Im Nullzins waren die immer schwerer zu erwirtschaften, weshalb die Branche die Produkte anpasste, um mehr in Aktien und Immobilien investieren zu können. Ihr aktuelles Problem besteht darin, dass durch den steigenden Zins alternative Geldanlagen attraktiver sind, weil das Sicherungsvermögen noch viele niedriger verzinste Papiere enthält. Woran die Lebensversicherer unbedingt festhalten, ist die Verrentung des Kapitals zu Beginn des Rentenalters, die sogenannte Leibrente.

Statt einen Batzen Kapital auf einen Schlag auszuzahlen, versprechen sie Zahlungen bis zum Lebensende des Versicherten, wofür sie mit Sterbetafeln kalkulieren müssen. Das macht die Produkte noch intransparenter. Wer in eine Lebensversicherung investiert, sollte die Kosten im Blick haben und sicher sein, nicht vorzeitig kündigen zu müssen. Durch die Neugestaltung der Produkte sind die Versicherer näher an die Fondsbranche herangerückt. Ihre Produkte haben mehr individuelle Bestandteile und erlauben ertragreichere Investments – zum Beispiel in Energienetze oder private Häfen. Die Konstruktion mit dem Sicherungsvermögen bleibt aber in allen Produkten außer der reinen fondsgebundenen Lebensversicherung enthalten. Diese Form wird häufig verkauft, weil private Rentenversicherungen anders als reine Investmentfonds besteuert werden. Nur der Ertragsanteil des Vermögens wird mit dem individuellen Steuersatz im Alter besteuert.

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