Schreiben an der Uni: Auf den Punkt gebracht

Eine Leiter ist an eine Hand angelehnt. Auf der Hand liegt ein aufgeschlagenes Buch. Im Hintergrund ein weißer Kreis mit Doktorhut, der aussieht, als würde er im Buch lesen.

Komplexe Sätze und geschraubte Formulierungen gelten an den Universitäten als Beleg für ein hohes Niveau. Diese Einstellung ist falsch. Schwierige Dinge kannst du auch mit einfachen Wörtern und Sätzen darstellen. Fachvokabular hingegen gehört in jede wissenschaftliche Arbeit.

Keinen Schwulst, keine Langeweile

Verständliche Sprache ist anschaulich und kommt ohne überflüssige Wörter aus. Das bedeutet für die Korrektur deines Texts:

  • Streiche allen Ballast. Dazu zählen Füllwörter wie "im Wesentlichen, selbstverständlich, insbesondere, eigentlich, praktisch, unter anderem". Ausdrücke wie "zum Preis von 19 Mark, im Monat Juli, mit Hilfe eines Hammers" lassen sich ohne Verlust kürzen: "für 19 Mark, im Juli, mit einem Hammer". Übrigens: Schon Goethe wehrte sich gegen Füllwörter. 1817 veröffentlichte er folgende Liste von "Redensarten welche der Schriftsteller vermeidet, sie jedoch dem Leser beliebig einzuschalten überlässt": aber, aufrichtig gesprochen, beinahe, damals, einigermaßen, fast, geradezu, gewissermaßen, ich glaube, ich möchte sagen, irgend, kaum, man könnte sagen, ohne Umschweife gesagt, ohne Zweifel, sonst, ungefähr, unmaßgeblich, vielleicht, wahrscheinlich, wenigstens, wie man sich leicht vorstellen kann, zugegeben.
  • Verwende Adjektive mit Vorsicht. Schnell entsteht Doppeltgemoppeltes wie der "weiße Schimmel" oder die "schweren Verwüstungen".
  • Floskeln und Klischees langweilen. Wendungen wie "das oberste Gebot" oder "sich neue Inhalte erarbeiten" interessieren niemanden und lösen höchstens Gähnen aus.
  • Setze Anglizismen nur ein, wenn es unvermeidbar ist. Wer möchte schon "guiding principles" beachten?
  • Zusammengesetzte Wörter (Komposita) erschweren das Lesen. "Themenbereiche" sind eigentlich nur "Themen" und die "Eigeninitiative" ist nicht mehr oder weniger als die "Initiative". Sind Komposita nicht zu kürzen, füge Bindestriche zwischen den Wörtern ein.
  • Vorsicht beim Gebrauch von Fremdwörtern. Die gängige Form ist nicht immer korrekt. Das Verb "aufoktroyieren" zum Beispiel ist eine Tautologie: "oktroyieren" bedeutet bereits "auferlegen". Also: entweder eine "oktroyierte Lösung" oder eine "aufgezwungene Lösung".
  • Verständliche Sprache ist immer anschaulich. Hohle Wendungen sind es nicht. Zwar decken sie viel ab, aber kein Leser weiß, was hinter der "integrierten Übergangsphase" oder der "konzentrierten Führungsstruktur" steckt.
  • Der Nominalstil, also die Aneinanderreihung von Hauptwörtern, führt deutlich zu einer Erschwerung des Verständnisses. Richtig sollte es heißen: Wenn du Hauptwörter aneinander reihst, machst du deinen Text unverständlich. Kapiert? Verwende besser Verben statt Hauptwörtern. Sie bringen Leben und Bewegung in den Text. Einige Verben fördern aber auch den Nominalstil. Dazu gehören "führen, durchführen, ausmachen, erfolgen, liegen, bestehen, vorliegen, sich befinden, sich ergeben, sich erweisen, ausgehen von, wirken". Zum Beispiel lässt sich der Satz "Die Umsetzung des Plans durch den Personalchef erfolgte im Einkauf" ersetzen durch "Der Personalchef setzte den Plan im Einkauf um."

Überprüfe den Wortlaut deines Textes mit diesen Fragen

  • Hast du einfache, treffende Wörter verwendet?
  • Wo lässt sich Ballast abwerfen?
  • Hast du hohle Wendungen und Anglizismen vermieden?
  • Sind alle Fachwörter erklärt, die dem Leser nicht geläufig sind?

Labyrinthe sind unerwünscht

Ein klarer Satzbau trägt viel bei zu einem verständlichen Text. So begradigst du deine Sätze:

  • Faustregel: Sätze sollten nicht länger sein als sieben bis vierzehn Wörter. Das entspricht etwa drei Sekunden, also der Zeitspanne, die Menschen als Gegenwart empfinden. Längere Sätze werden oft nicht mehr verstanden. Allerdings wirkt ein Text aus gleichförmig kurzen Sätzen abgehackt. Das Geheimnis liegt also darin, Satzlängen zu variieren.
  • Schachtelsätze stören den Lesefluss. Am besten lesen sich einfache Hauptsätze. Lassen sich Einschübe nicht vermeiden, hängst du sie an den Hauptsatz an oder stellst sie ihm voraus. Beispiel: Don Vito Corleone, der nur schwarze Anzüge trug, hatte drei Söhne. – Drei Söhne hatte Don Vito Corleone, der nur schwarze Anzüge trug.
  • Zwischen Artikel und Substantiv gehören keine weiteren Informationen. Entweder, du fügst einen Relativsatz ein oder du machst einen ganz neuen Satz daraus.
    Beispiel: Der nur schwarze Anzüge tragende Don Vito Corleone hatte drei Söhne. – Don Vito Corleone hatte drei Söhne. Er trug nur schwarze Anzüge.
  • Klare Texte sind lebendige Texte. Ändere passive Formulierungen daher in aktive um. Beispiel: Nur schwarze Anzüge wurden von Don Vito Corleone getragen. – Don Vito Corleone trug nur schwarze Anzüge.

Überprüfe den Satzbau deines Textes mit diesen Fragen

  • Ist die Satzlänge angemessen?
  • Hast du Schachtelsätze vermieden?
  • Wo lässt sich Passiv durch Aktiv ersetzen?
Bewertung: 4,5/5 (12 Stimmen)

Weitere Artikel zum Thema Wissenschaftliches Arbeiten