Deferred Application: Warum sich ein MBA direkt nach dem Studium auszahlt

Autor*innen
Christin Brutsche
Frau steht in einem Computer und lächelt [© dodotone – stock.adobe.com]

Für Studierende, die sich nach dem Studium die Option MBA offenhalten möchten, existieren sogenannte Deferred Applications. Gastautorin Christin Brutsche erklärt, wie die Bewerbungsart funktioniert und welche Vorteile sie bietet.

Was sind Deferred-MBA-Bewerbungen beziehungsweise was bedeutet Early Admission?

Die Bewerbung für einen MBA an prestigereichen Business Schools wie Stanford oder Harvard erfordert oft mehrjährige Arbeitserfahrung nach dem Studium, weshalb sich die meisten erst dann bewerben, wenn sie planen, im darauffolgenden Jahr den MBA zu starten. Die Lösung: eine Deferred Application. Deferred bedeutet so viel wie zurückgestellt oder verschoben. Gemeint ist damit, dass sich Studierende zwar auf die MBA-Programme bewerben, aber ihr Studium nach der Annahme nicht sofort beginnen. Sie wollen erst einige Jahre Arbeitserfahrung sammeln, bevor sie ohne eine erneute Bewerbung den MBA starten.

Bei MBA-Bewerbungen existieren je nach Business School unterschiedliche Varianten, die je nach Business School unterschieden werden können:

  1. Die meisten Business Schools bieten Studierenden die Möglichkeit, sich direkt nach dem Studium für einen MBA zu bewerben und diesen nach einigen Jahren Arbeitserfahrung anzutreten. Studierende können sich somit in ihren letzten Bachelor- oder Mastersemestern auf die verschiedenen Business Schools bewerben. Entscheidend hierbei ist, dass die Studierenden zum Zeitpunkt der Bewerbung über keinerlei volle Arbeitserfahrung verfügen.
  2. Eine andere Variante ist der direkte Einstieg in den MBA nach dem Studium, ohne zuvor Arbeitserfahrung gesammelt zu haben. Dies trifft vor allem auf das Silver Scholars Program von Yale zu, bei dem man ein Jahr studiert, ein Praxisjahr absolviert und im Anschluss ein weiteres Jahr Studium anhängt. Einige andere Business Schools nehmen beispielsweise Studierende mit herausragenden Fähigkeiten direkt in ihr reguläres Programm auf. Die Chancen, ohne Arbeitserfahrung genommen zu werden, sind hier allerdings sehr gering.
Je diverser und spannender das Profil ist, desto mehr Chancen hat die Bewerbung.
Christin Brutsche, IVERY GROUP

Über die Autorin

Christin Brutsche ist Gründerin der Karriere- und Admissionsberatung IVERY GROUP. Sie absolvierte als Jahrgangs-Jüngste die Harvard Business School und erlang ihren MBA-Abschluss im Jahr 2018. Nach Stationen bei Siemens und Startups in Ghana und Japan verschlug es sie in die Top-Beratungsfirma McKinsey. Heute berät sie mit ihrem mittlerweile 30-köpfigen Team Studierende und Young Professionals zu deren Karriereschritten und Bewerbungsvorhaben.

Solltest du Unterstützung dabei benötigen, sei es bei der konkreten Bewerbung oder bei der Planung deiner Karriereschritte zur Bewerbung, kannst du dich per Mail (christin_brutsche@iverygroup.com) an sie wenden.

Welche Business Schools bieten solche Bewerbungen an?

Deferred-Bewerbungen werden in vielen Fällen angeboten. Da viele Business Schools diese unter speziellen Namen auflisten, folgt hier eine kleine Auswahl:

  • Harvard Business School: 2+2 Program
    Hinweis: Die Harvard Business School bevorzugt für das 2+2 Program diverse Kandidat:innen. Dies können Studierende aus Nichtakademiker:innen-Haushalten sein oder solche, die ein nicht-wirtschaftswissenschaftliches Studium (wie beispielsweise Philosophie, Geschichte oder auch Jura) absolvieren.
  • Stanford GSB: Deferred Enrollment
    Hinweis: Stanford ist eine der Business Schools, die für den regulären MBA keine Mindestdauer an Arbeitserfahrung verlangt. Daher solltest du dich für die Deferred Enrollment nur dann bewerben, wenn du vor dem Start von zusätzlicher Arbeitserfahrung profitieren kannst. Denn einige Unternehmen stellen nur MBA-Kandidat:innen ein, die schon vor dem Studium branchenspezifische Berufserfahrung gesammelt haben.
  • MIT Sloan: Deferred Admission for College Students
  • Columbia: Deferred Enrollment Program
  • Wharton: Moelis Advance Access Program
  • Berkeley: Accelerated Access for College Students
  • Yale SOM: Silver Scholars Program
    Hinweis: Direkter Einstieg in den MBA nach dem Studium. 1. Jahr: MBA-Studium, 2. Jahr: Praktika/Arbeitserfahrung, 3. Jahr: MBA-Studium
  • Chicago Booth: Chicago Booth Scholar
  • INSEAD: keine Deferred-Bewerbung
  • London Business School: keine Deferred-Bewerbung

Unterscheiden sich die Bewerbungszeitpunkte von den regulären Bewerbungszeiträumen?

Die meisten Deferred-Bewerbungen sind im April des letzten Studienjahres abzugeben. Einige Business Schools haben Rolling Admissions, was bedeutet, dass du dich bereits im Herbst des Vorjahres bewerben kannst. Um dich beispielsweise an der Harvard Business School im April 2023 deferred zu bewerben, muss der Studienabschluss zwischen dem 1. Oktober 2022 und dem 30. September 2023 liegen. Für das Jahr 2024 sind noch keine genauen Daten verfügbar, allerdings werden die Zeiträume ähnlich sein.

Kann ich mich mehrere Jahre in Folge deferred bewerben?

Nein, für die Deferred-Bewerbungen hast du nur eine einzige Chance. Dies liegt daran, dass der Zeitpunkt (und damit das Jahr) der Bewerbung vom Ende des Studiums abhängt.

Wir haben festgestellt, dass die erfolgreichsten Kandidat:innen jene sind, die sich bereits in den ersten Semestern ihres Bachelors auf die Bewerbung vorbereiten. Hierbei geht es aber nicht darum, die Essays zu üben oder etwaige Interviewfragen, sondern um ein gezieltes Aufbauen eines fokussierten und authentischen Lebenslaufs.
Christin Brutsche, IVERY GROUP

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Welche Vorteile hat eine Deferred-Bewerbung?

  • Prestigereiche Business Schools: Viele haben Angst, sich regulär bei den besten Business Schools zu bewerben und Absagen zu erhalten, weil sie durch die aufwändige Bewerbung keine Zeit mehr für zweitrangige Business Schools haben. Da die Deferred Bewerbung den Einstieg in das Studium erst in einigen Jahren vorsieht, kannst du dich bei den selektivsten Business Schools bewerben, ohne etwas zu verlieren.
  • Gestaltungsfreiraum: Durch die sofortige Zusage nach dem Studium lässt sich der Festeinstieg in das Berufsleben lockerer und mehr an den eigenen Interessen orientiert angehen. Im Job kannst du entspannter in verschiedene Projekte oder Positionen schnuppern, da nicht die zukünftige reguläre MBA-Bewerbung auf dem Spiel steht.
  • Geringere Konkurrenz: Die Deferred-Bewerbung ist international nicht so bekannt wie die reguläre Bewerbung, was bedeutet, dass sich weniger Personen zeitgleich bewerben und die eigenen Chancen dadurch steigen.
  • Mehrere Chancen: Durch eine Bewerbung direkt nach dem Studium erhöhen sich deine Chancen genommen zu werden. Sollte deine Bewerbung nicht erfolgreich sein, kannst du dich nach zwei Jahren erneut bewerben. Und sollte diese ebenfalls abgelehnt werden, hast du auch im Folgejahr noch eine Chance.
  • Stipendien: Die meisten MBA-Programme sind mit enormen Kosten verbunden, die viele durch Stipendien decken wollen. Problematisch dabei ist, dass du dich für einige Stipendienprogramme bereits ein Jahr im Voraus bewerben musst – bei einer regulären Bewerbung kann diese Deadline nicht eingehalten werden.
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