Berufsbild Patentreferent und Patentingenieur: Dolmetscher zwischen Technik und Recht

Autor*innen
Dr. Jost Hartmann
Zwei Personen schütteln sich die Hände, im Hintergrund ist ein Puzzle zu sehen, in das eine der Personen gerade das letzte Teil einsetzt.

Die Aufgaben eines Patentreferenten sind vielfältig: Er berät die Geschäftsleitung, arbeitet mit Forschung und Entwicklung auf Augenhöhe zusammen, bewahrt das Unternehmen vor Rechtsstreitigkeiten und Fehlinvestitionen, und schützt dessen Innovationen. Damit ist er ständiger Vermittler zwischen technischen und rechtlichen Ansprüchen.

Neben der Patentanwalt- oder Assessorentätigkeit haben Absolventen einer technischen oder naturwissenschaftlichen Fachhochschul- oder Universitätsausbildung die Möglichkeit, als Patentreferent im Bereich des gewerblichen Rechtsschutzes zu arbeiten. Unternehmen, insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) mit eigener Forschung und Entwicklung oder technischer Produktion suchen und beschäftigen oft Patentreferenten.

Patentstrategien entwickeln

In kleineren und mittleren Unternehmen, Forschungseinrichtungen oder bei Selbstständigen sind interne Patent- oder Rechtsabteilungen häufig nicht vorhanden oder werden von der Geschäftsleitung mit umfasst. Zudem sind diese Unternehmen mitunter nur auf einem eng begrenzten technischen Gebiet tätig oder fertigen eine überschaubare Produktpalette, sodass sich eine eigene Patentabteilung häufig nicht lohnt. Diese Unternehmen beauftragen dann für gewerbliche Rechtsschutzbelange externe Patentanwälte oder verzichten auf Aktivitäten in diesem Bereich, was allerdings aufgrund der steigenden Bedeutung gewerblicher Schutzrechte als Wettbewerbsinstrument eine gewisse Gefahr birgt.

Unternehmen mit einer aktiven Patentstrategie sind erfahrungsgemäß erfolgreicher als Unternehmen mit einer inaktiven oder unsystematischen Patentpolitik. Sinnvoll erscheint daher für diese Unternehmen die Beschäftigung eines Patentreferenten. 

  • Formale Voraussetzungen: naturwissenschaftliche / technische Ausbildung, vorteilhaft FH-, Universitätsabschluss
  • Persönliche Qualifikation: technisches Verständnis, englische Sprachkenntnisse, ausgeprägte kommunikative Fähigkeiten
  • Einstiegsgehalt: ca. 50.000 Euro (branchenabhängig)
  • Aufstiegsmöglichkeiten: Patentassessor
  • Besonderheiten: flexible Einsatzmöglichkeiten, interdisziplinäre Tätigkeit mit internationalem Bezug

Je nach Unternehmen Forscher oder Berater

Der Aufgabenbereich eines Patentreferenten kann von der Unterstützung der Forschungs- oder Entwicklungsabteilung bis hin zur Beratung der Geschäftsleitung reichen. Das Arbeitsfeld der Patentreferenten ist dabei je nach Unternehmensgröße, innerer Unternehmensorganisation und Art der technischen Produkte unterschiedlich gestaltet. Schon allein die Bezeichnung „Patentreferent“ ist nicht einheitlich. So werden die Beschäftigten gleichfalls als Patentingenieure, Patent Counsel oder Mitarbeiter im wissenschaftlichen Service benannt. Die Bezeichnung allein lässt keine Rückschlüsse auf die Tätigkeit und den Verantwortungsbereich zu.

Technisches Wissen recherchieren

Zur Unterstützung oder Mitarbeit in der Forschung und Entwicklung (F&E) kann der Patentreferent beispielsweise im Bereich der Literatur- und Patentrecherche tätig sein. 95 Prozent des weltweit verfügbaren technisch-naturwissenschaftlichen Wissens ist in Patent-anmeldungen nachzulesen. Dieses Know-how für das Unternehmen und die F&E-Kollegen aufzuarbeiten oder bereitzustellen, kann daher eine wichtige Aufgabe eines Patentreferenten sein. Erfahrungen in der Literatur- und Patentrecherche und in der Nutzung von Datenbanken und entsprechender Software können dabei willkommene Zusatzqualifikationen darstellen. Die Aneignung solcher Zusatzqualifikationen und der Kenntnisse im Bereich des Patentrechts kann selbstverständlich auch on-the-Job erfolgen.

Durch Patentmonitoring Rechtsverletzungen vorbeugen

Der Patentreferent kann mittels interner oder externer Recherche auch ein Patentmonitoringsystem im Unternehmen aufbauen oder unterhalten. Ein solches Monitoringsystem dient als Grundlage zur Sicherung und Risikominimierung, um keine patentverletzenden Produkte zu entwickeln oder zu vermarkten. Der Patentreferent kann hier dem Unternehmen helfen, Fehlinvestitionen und Rechtsstreitigkeiten im Vorfeld zu vermeiden. Er leistet dabei einen wichtigen Beitrag für die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Durch eine effektive Patentüberwachung können Verletzungshandlungen und Fehlentwicklungen vermieden werden. Zudem kann der Patentreferent der Unternehmensleitung strategisch wichtige Zuarbeit leisten und zusammen mit der Forschungs- und Entwicklungsabteilung Lücken im Produkt- bzw. Patentportfolio der Mitbewerber analysieren. 

An der Schnittstelle zwischen Entwicklern und Anwälten

Auch als Schnittstelle zwischen der Abteilung für Forschung und Entwicklung und externen Anwälten kann der Patentreferent fungieren. Häufig sind diese Schnittstellen bei Mitarbeitern der Forschung und Entwicklung angesiedelt, die sich diesem wichtigen Bereich nicht intensiv widmen können. Der Patentreferent kann hier der Forschungsabteilung wesentliche Arbeiten abnehmen und unterstützend agieren. Er koordiniert beispielsweise die Anmeldung eigener Erfindungen, managt das Patentportfolio des Unternehmens, kümmert sich um den notwendigen Schriftverkehr mit den Anwälten oder Patentämtern und kann gegebenenfalls Patentanmeldungen vorformulieren.

Auf Augenhöhe mit Forschung und Entwicklung

Durch seine technisch-naturwissenschaftliche Ausbildung steht er den F&E-Kollegen gleichberechtigt gegenüber und kann die Erfindungen und Innovationen problemlos aufnehmen und zweckmäßig weiterleiten. Die Aufgabe des Patentreferenten ist es somit auch, Erfindungen und Erkenntnisse für das Unternehmen zu sichern und sie vor einer Verwertung durch Dritte zu schützen.

Eigene Patente formulieren, Hintergrundinformationen beibringen oder nur Kontakt zwischen Anwälten und Entwicklern herstellen sind zentrale Verantwortlichkeiten des Patent-referenten. Als interner Mitarbeiter kann er diese technischen, streng vertraulichen Informationen schnell, ohne aufwendige Einweisung oder Erklärungen und ohne Informationsverlust verarbeiten und gezielt weiterleiten. Patente schaffen bekanntermaßen eine Basis für neue Technologiefelder und Produkte und stellen für das Unternehmen im Wettbewerb eine strategische Verhandlungsmasse dar. Als Verbietungsrecht sichern Patente die Monopolstellung des Unternehmens im Markt. Der Patentreferent kann dabei helfen, die Exklusivität patentgeschützter Innovationen und Produkte zu sichern.

Fremdsprachen und Kommunikationsstärke nötig

Vorteilhaft für den Patentreferenten ist es, wenn er neben der Muttersprache Deutsch eine oder mehrere Fremdsprachen, insbesondere Englisch, beherrscht. Die Fremdsprachenkenntnisse sind erforderlich, da im Zuge der Globalisierung auch kleinere Unternehmen international tätig sind. Auch hier kann der Patentreferent als Schnittstelle zu ausländischen Anwälten wichtige Arbeit leisten. Förderlich ist es, wenn der Patentreferent über ein gewisses Kommunikationsvermögen verfügt, da er, wenn er als Vermittler zwischen F&E, Geschäftsleitung, externen Anwälten und Ämtern fungiert, mit den unterschiedlichsten Personen und Ansichten zu tun hat und er diesen verschiedenen Gruppen unterschiedliche Sachverhalte erklären oder Überzeugungsarbeit leisten muss. Nicht nur der Patentanwalt oder -assessor, sondern auch der Patentreferent fungiert daher ständig als Dolmetscher technischer und juristischer Fragestellungen.

Berufsperspektiven Patentanwalt und -assessor

Die Tätigkeitsbereiche und Verantwortlichkeiten von Patentassessoren und -referenten können fließend ineinander übergehen. Je nach Art und Umfang können die Berufserfahrungen als Patentreferent sogar als Voraussetzungen zur Ausbildung als Patentanwalt bzw. Patentassessor genutzt werden. Aufgrund der Vertretungsberechtigung von Angestellten können angestellte Patentreferenten mit einer entsprechenden Vollmacht ausgestattet Handlungen vor dem Deutschen und Europäischen Patentamt vornehmen.

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