Bewerbungsgespräch für ein Stipendium: So wird dein Auswahlgespräch zum Erfolg

Autor*innen
Korbinian Breu
Zwei Geschäftsleute, die jeweils auf einer Glühbirne und einem Geldsack stehen. Sie schütteln sich die Hände.

Du hast es geschafft und eine Stiftung mit deiner schriftlichen Bewerbung überzeugt. Jetzt gilt es nur noch das Auswahlgespräch zu meistern. Was dein Gesprächspartner von dir erwartet und wie du ihn für dich gewinnst.

Korbinian [Quelle: e-fellows.net]

e-fellows.net-Alumnus Korbinian Breu war während seines Studiums Stipendiat in sieben Förderprogrammen. In seinem E-Book "Geheimnisse der Stipendiumsbewerbung" verrät er seine Erfahrungen und Tipps.

Um das Bewerbungsgespräch für ein Stipendium ranken sich viele Mythen. Viele Teilnehmer sind davor besonders aufgeregt, weil sie nicht wissen, was sie erwartet. Tatsächlich kannst du dich aber auf das Auswahlgespräch vorbereiten, denn der Ablauf ist bei den meisten Begabtenförderungswerken der gleiche. Es besteht aus vier Teilen:

  1. Vorstellung: Der Interviewer sagt ein paar Sätze über sich und bittet dich dann, dich selbst vorzustellen. Während deiner Vorstellung hakt er bei interessanten Stationen deines Lebenslaufs ein und fragt genauer nach. Deswegen solltest du alle Stationen deines Lebenslaufs mit interessanten Informationen entfalten können.
  2. Kritisches Nachfragen: Dein Gesprächspartner testet, ob du auch mit kritischen Fragen umgehen kannst. Beliebte Fragen sind "Warum sollten gerade Sie aufgenommen werden?" oder "Wieso haben Sie sich bis jetzt noch nicht sozial engagiert?"
  3. Tagesgeschehen und Allgemeinwissen: Gegen Ende des Gesprächs entwickelt sich oft eine Diskussion zum politischen Tagesgeschehen oder einem anderen aktuellen Thema. Meistens gibt der Interviewer dir die Möglichkeit, ein Thema auszusuchen, indem er fragt, ob du in letzter Zeit Zeitung gelesen hast und welches Thema dich am meisten interessiert hat.
  4. Deine Fragen: Zum Abschluss des Interviews erhältst du die Möglichkeit, eigene Fragen zu stellen. Frage nichts, was du durch Internetrecherche beantworten könntest, etwa wie viel Geld du durch das Stipendium erhalten würdest. Stattdessen solltest du offene Fragen stellen, bei denen der Interviewer aus seiner eigenen Erfahrung berichten kann, zum Beispiel "Sie waren selbst auch Stipendiat, richtig? Welcher Teil der Förderung hat Ihnen am besten gefallen?".

Selbstvorstellung

Die Selbstvorstellung ist ein wichtiger Teil im Interview, denn sie ist das Erste, was der Interviewer von dir hört, und beeinflusst deshalb den weiteren Verlauf des Gesprächs. Darum solltest du diesen Teil besonders gut vorbereiten. Die folgenden Fehler kannst du leicht vermeiden, indem du deine Selbstvorstellung vorher übst:

  • Die Selbstvorstellung sollte höchstens 5 Minuten lang sein und ein klares Ende haben. So kommst du nicht in Versuchung, immer weiter zu reden. Damit könntest du negativ auffallen.
  • Viele machen den Fehler, sich zu sehr mit abstrakten Begriffen zu umschreiben, wie etwa: "Ich bin sehr teamfähig, empathisch und belastbar. In Teams übernehme ich stets die Führungsrolle. Außerdem bin ich interkulturell sehr interessiert." Solche Aussagen sind problematisch, denn jeder könnte so etwas von sich behaupten. Erzähle stattdessen von konkreten Erfolgen wie deiner Redaktionsarbeit für die Schülerzeitung in der 10. Klasse und welche Preise du dafür erhalten hast.
  • Wie im Lebenslauf, so ist auch im Interview deine Kindheit eher nebensächlich. Erwähne sie also nur kurz und gehe dann lieber auf aktuellere Dinge ein.
  • Damit deine Selbstvorstellung nicht zum eintönigen Monolog wird, solltest du deinen Interviewer frühzeitig einbinden, indem du ihm Zwischenfragen stellst.

Für eine gute Selbstvorstellung empfiehlt sich die folgende Struktur

  1. Stelle dich mit Namen und aktuellem Studienstatus vor. Dann kann dich der Interviewer sofort einordnen und ihm fallen vielleicht wieder Stationen aus deinem Lebenslauf ein, den er zuvor überflogen hat.
  2. Erzähle kurz, woher du kommst und wo du zur Schule gegangen bist.
  3. Stelle eine Zwischenfrage an den Interviewer, etwa ob er deinen Heimatort kennt.
  4. Erzähle etwas über dein soziales Engagement während der Schulzeit.
  5. Erkläre, wie du zu deinem Studium gekommen bist. Hier kannst du auf Praktika, Schülerwettbewerbe oder deine Facharbeit verweisen.
  6. Schließe deine Selbstvorstellung mit einem Ausblick ab. Dazu erzählst du, wie deine Pläne für die nächsten Monate aussehen.

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Von A wie Auslandsstudium bis Z wie Zuschuss für deine Druckkosten: In der e-fellows.net-Stipendien-Datenbank findest du Förderangebote für jede Lebenslage.

Den eigenen Lebenslauf erklären

Ein Großteil des Gesprächs dreht sich um deinen eigenen Werdegang und die Stationen deines Lebenslaufs. Übe deshalb, über jede Station deines Lebenslaufs zu sprechen. Dafür eignet sich das STAR-Prinzip.

Die Abkürzung STAR steht für:

  1. Situation
  2. Task
  3. Action
  4. Result

Anhand dieses Aufbaus kannst du jede Station deines Lebenslaufs in eine spannende Geschichte verwandeln. Angenommen, der Interviewer fragt dich nach deinem Engagement in einer studentischen Initiative. Nach dem STAR-Prinzip bietet sich dann folgende Antwort an:

  1. Situation: "Als ich damals zu Engagieren e.V. gestoßen bin, ging es der Initiative gerade nicht so gut. Wir hatten im vorigen Semester unseren Hauptsponsor verloren, so dass an allen Ecken und Enden das Geld fehlte. Es wurde schon überlegt, die Initiative zuzumachen."
  2. Task: "Deshalb wollte auch keiner den Posten des Finanzvorstands übernehmen. Ich habe mich dann freiwillig gemeldet, obwohl noch nie jemand im ersten Semester eine Vorstandsposition ausgeübt hatte. Auf einmal hatte ich die Verantwortung, unser Geldproblem zu lösen."
  3. Action: "Dann habe ich gemeinsam mit zwei Mitgliedern in meinem Team eine große Sponsoring-Aktion gestartet. Wir haben komplett neue Sponsoringpakete erstellt und bei über 20 Unternehmen vorgesprochen. Am Anfang waren wir sehr schüchtern, am Schluss waren wir richtig gut in der Akquise."
  4. Result: "Am Ende des Semesters hatten wir dann zwei neue Hauptsponsoren gefunden. Damit war unser Fortbestehen erst mal gesichert. Ich freue mich total darüber, dass es diese Initiative heute noch gibt – ich habe dort sehr viel gelernt."

Typische Fragen im Bewerbungsgespräch

Einige Fragen sind Evergreens im Bewerbungsgespräch. Daher solltest du dich auf die folgenden Fragen im Vorfeld gut vorbereiten, um im Ernstfall eine passende Antwort liefern zu können:

  • Warum haben Sie Ihren Studiengang gewählt?
  • Wo sehen Sie sich in fünf/zehn/zwanzig Jahren?
  • Warum sollten gerade Sie aufgenommen werden?
  • Was sind Ihre Schwächen?
  • Können Sie mir von einer Situation berichten, in der Sie einen Konflikt in einem Team gehabt haben?
  • Können Sie mir von einer Situation berichten, in der Sie eine interkulturelle Erfahrung gemacht haben?
  • Warum haben Sie noch kein Praktikum gemacht / sich noch nicht sozial engagiert / waren Sie noch nicht im Ausland?

Die besten Interviews sind Gespräche

Die besten Interviews sind keine Verhöre, sondern haben Gesprächscharakter. Viele Interviewer freuen sich, wenn sie nicht nur Fragen stellen, sondern auch von ihren Erfahrungen erzählen können. Schließlich müssen sie den ganzen Tag Fragen stellen und zuhören.

Deshalb solltest du nicht bis zum Ende des Bewerbungsgesprächs warten bis du etwas fragst, denn dann sind Fragen praktisch Pflicht. Wenn du schon während des Interviews nachfragst, zeigst du dich offen und interessiert.

Am besten sind Fragen, die sich aus dem Gespräch ergeben:

  • Wenn du nach deiner Meinung gefragt wirst, kannst du am Ende deiner Antwort fragen: "Und, was denken Sie?"
  • Wenn du gefragt wirst, warum du dich beworben hast und weißt, dass dein Interviewer auch Stipendiat war, kannst du am Ende deiner Antwort fragen: "Warum haben Sie selbst sich damals beworben?"
  • Wenn ihr über deine Bachelorarbeit sprecht und dein Interviewer genauer nachfragen kann, als du es von einem Fachfremden erwartet hättest: "Spannend, dass Sie sich so gut auskennen. Woher kommt das?"
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