Was ist Rhetorik?: Mithilfe der Rhetorik gute Vorträge halten

Drei junge Leute befassen sich mit Text auf einer großen Leinwand. Sie haben teils Lupen in der Hand und scheinen den Inhalt des Textes zu diskutieren.

Andere bequatschen oder ihnen etwas einreden – die Rhetorik genoss jahrhundertelang keinen guten Ruf. Dabei ist sie die Kunst der guten Rede, der zielgerichteten Kommunikation, die auf verständliche Formulierungen setzt. Somit kann dir die Rhetorik sehr nützlich sein, wenn du einen Vortrag oder ein Referat vorbereitest und hältst. Mit ihr kommst du Schritt für Schritt an dein Ziel: eine gute Präsentation.

Schritt 1: Inhalte finden

In einem ersten Schritt solltest du dir Gedanken über dein Thema und über die Informationen machen, die du mit deinem Vortrag vermitteln möchtest. Selbst wenn das vorgegeben ist, kannst du nicht sofort loslegen. Welche Informationen sind notwendig, welche nicht? Um das entscheiden zu können, ist eine fundierte Recherche nötig. Erst wenn du genügend Informationen beisammen hast, kannst du eine Auswahl treffen. Brainstorming ist angesagt!

Schritt 2: Strukturierung deines Vortrages

Wenn du die wesentlichen Informationen beisammen hast, solltest du eine Gliederung entwerfen. Eine klare, gut nachvollziehbare Struktur ist das A und O eines guten Vortrages, damit die Zuhörer bei der Stange bleiben können. Grundsätzlich sollte eine Präsentation mindestens drei Teile umfassen: Einen Einstieg, einen Hauptteil und eine Zusammenfassung.

Ein guter Einstieg ist nicht zu unterschätzen. Hier stellst du dich deinen Zuhörern vor und nennst ihnen das Thema deines Vortrags. Außerdem erklärst du die Gliederung deiner Präsentation, damit sie wissen, was sie erwartet. Die Einleitung hat eine wichtige Funktion: Die Zuhörer bilden sich eine erste Meinung. Wenn du am Anfang keinen kompetenten Eindruck machst, dann wird deine Präsentation die Zuhörer nie richtig erreichen. Der amerikanische Showmaster Jerry Lewis sagte einmal: "Wenn du sie nicht in den ersten drei Minuten kriegst, kriegst du sie nie."

Es gibt viele Möglichkeiten, dein Thema einzuleiten. Hier ein paar Beispiele:

  • Der Anekdoten-Einstieg: Ein persönliches Erlebnis, ein Witz oder eine andere Geschichte mit Themenbezug wird so lebendig wie möglich vorgetragen.
  • Der Effekt-Einstieg: Gegenstände, Bilder oder auch Musik lenken den Zuhörer auf das Thema. Beispiel: Eine Papiertüte aufblasen und mit Knall zerplatzen lassen. Dann: Alle fünf Minuten kracht es auf Deutschlands Straßen.
  • Der Frage-Einstieg: Über Fragen wird gleich ein Kontakt zum Publikum hergestellt. Die Frage sollte möglichst mit Ja oder Nein beantwortet werden können. Eine rhetorische Frage, bei der die Antwort jedem klar ist, kann sofort Aufmerksamkeit erzeugen. Beispiel: "Wer von Ihnen hat sich noch nie über die Verspätungen bei der Bahn geärgert?"
  • Der Gliederungseinstieg: Informiert kurz und präzise über die Gliederung der Rede und lässt die Zuhörer wissen, was auf sie zukommt. Kann auch "Appetithäppchen" der Rede unterstreichen. Beispiel: "Ich begrüße Sie zu meinem Vortrag über ... Ich möchte ihnen einen kurzen Überblick über meine Themen geben: Ich beginne mit ..."
  • Der Zitat-Einstieg: Ein Zitat einer berühmten Person erzeugt immer Aufmerksamkeit und kann den eigenen Aussagen mehr Gewicht verleihen. Beispiel: "Wie schon der berühmte Schriftsteller und Aphorist Mark Twain erkannte: ..."

Im Hauptteil präsentierst du deine eigentlichen Inhalte. Zur Erinnerung: Eine gute, nachvollziehbare Struktur ist wichtig! Mehr als fünf Unterpunkte sind für die meisten Menschen unübersichtlich. Teile deinen Vortrag in drei bis fünf Abschnitte, die bis zu drei Unterpunkte haben. Auf diese Weise kannst du deinem Publikum bis zu 15 Kapitel zumuten, ohne dass sie ablehnend reagieren. Wichtig ist, dass ein Zuhörer jederzeit weiß, in welchem Teil des Vortrags du gerade bist. Wenn ihn ein Abschnitt nicht interessiert, kann er einschätzen, wann der Nächste beginnt. Ist dies nicht der Fall, steigen deine Zuhörer irgendwann einfach aus.

Am Schluss sollte immer eine Zusammenfassung stehen. Sie sollte kurz, exakt und ansprechend sein. Hier führst du nur die Details auf, von denen du möchtest, dass sie deine Zuhörer im Gedächtnis behalten.

Schritt 3: Rhetorische Stilmittel

Ein guter Vortrag sollte auch sprachlich ansprechend gestaltet sein. Dafür musst du allerdings kein Dichterfürst sein. Folgende Tipps können dir helfen.

  • Mit Adjektiven sparen: Der Deutsche liebt das Adjektiv. Dieses kann zwar für einen besseren Klang des Satzes sorgen, ist für die inhaltliche Aussage oft aber überflüssig. Ein vorsichtiger Einsatz ist in jedem Fall geboten: Es besteht die Gefahr sinnmäßiger Verdoppelungen ("weißer Schimmel"), übertriebener Steigerungsformen und vertrackter Satzkonstruktionen.
  • Verben statt Substantive verwenden: Über Verben drückt sich Dynamik aus, der Text bleibt durch sie in Bewegung. Deswegen sind Verben stets auch den Substantiven vorzuziehen. Sogenannte Substantivierungen mit Endungen auf -ung, -keit, -sierung oder -tion zeugen von Unbeweglich"keit" und schwerfälligem Amtsstil.
  • Tropen und Figuren: Sogenannte rhetorische Tropen (bildliche Ausdrücke wie die Metapher) und Figuren (etwa Wortverbindung, Wortbeziehung) sind beliebte Mittel des Redeschmucks. Wer sie beherrscht, kann sie auch in der freien Rede einsetzen und diese dadurch besser gestalten.
  • Fragen: Die wiederholende Frage ist ein beliebtes Mittel in der Rhetorik. Dazu wiederholt der Fragesteller eine Aussage, zu der er mehr Informationen haben möchte, in der Frageform. Beispiel: "Ich werd verrückt. Den ganzen Tag schon machen die hier so einen Krach. – Den ganzen Tag schon? – Ja, heute morgen war es noch ein bisschen ruhiger, aber jetzt ..."

Schritt 4: Üben, üben, üben

Du hast dich für bestimmte Inhalte entschieden, die du vermitteln möchtest. Du hast deinen Vortrag strukturiert und sprachlich ausgefeilt. Jetzt geht es darum, deinen Auftritt bestmöglich vorzubereiten. Du kannst deinen Vortrag beispielsweise vor einem Spiegel üben, um deine Gestik und Mimik beobachten zu können. Auch vor Freunden kannst du deinen Vortrag proben, sie können dir direktes Feedback geben, was gut und was weniger gut verständlich war. Außerdem solltest du dir Gedanken darüber machen, welche medialen Mittel du verwenden möchtest.

Schritt 5: Dein großer Auftritt

Jetzt gilt es! Deine Vorbereitungen zielen auf den Moment der Präsentation ab, denn ohne eine gute Präsentation sind deine Vorbereitungen nichtig. Du solltest souverän und kompetent wirken, aber nicht zu distanziert. Folgende Tipps können dir dabei helfen.

  • Kleide dich wie dein Publikum und vermeide dabei auffällige Sachen. Am besten ist es, wenn niemand deine Kleidung beachtet. Ansonsten steckt man dich schnell in eine Schublade.
  • Stell deine Füße etwa schulterbreit auseinander. Halte deine Arme seitlich am Körper, wenn du sie nicht benutzt. Verschränke die Arme nicht, das wirkt ablehnend. Bei konservativem Publikum solltest du die Hände auch nicht in die Hosentaschen stecken.
  • Versuche, immer Blickkontakt mit deinen Zuschauern zu halten. Zeige dabei eine freundliche und offene Mimik. Die Anwesenden müssen fühlen, dass du den Vortrag für sie hältst, nicht gegen sie.
  • Sprich klar und deutlich in kurzen, einfachen Sätzen. Verwende passende Beispiele und Vergleiche. Benutze Fachwörter nur, wenn das Publikum es erwartet.
  • Setze gezielt Pausen. Nutze Gestik zur Unterstreichung. Achte auf deine Gesten. Sie sollten offen und gemäßigt sein. Es ist gut, wenn man die Handflächen sehen kann. Geballte Fäuste und den ausgestreckten Zeigefinger vermeiden.
  • Die Hände beim Gestikulieren mindestens in Bauchhöhe halten. Bloß keine Hektik!
  • Bei Nervosität wird die Gestik unruhig. Das kannst du vermeiden, in dem du deine Hände in einer Grundhaltung vor dem Bauch positionierst und von da aus gestikulierst. Weitere Tipps zur Körpersprache findest du hier.

Besonders wichtig ist auch deine Reaktion auf Zwischenfragen und Kritik. Du darfst nie den Eindruck erwecken, eine Frage wäre ungelegen oder unpassend. Auch Kritik darf dich nicht aus dem Konzept bringen. Daher solltest du auf folgendes achten:

  • Nimm auch eine dumme Frage ernst. Es wirkt arrogant, wenn du über sie hinweggehst.
  • Wenn eine Frage nicht in dein Konzept passt, frage nach, ob du sie später beantworten darfst. Weise nie darauf hin, dass du einen Sachverhalt schon erklärt hast!
  • Lasse Teilnehmer immer ausreden.
  • Zweifel nimmt man am besten auf und wendet sie um. Möglichkeiten sind zum Beispiel "Der Einwand ist berechtigt. Aber ..." oder "Den Einwand hört man oft. Aber ..."
  • Je schärfer die Kritik, desto sachlicher die Antwort. Nie selbst die Kontrolle verlieren.
  • Auf echte Kritik ernst reagieren, keine Freundlichkeit heucheln. Antworte direkt und exakt.

The show must go on

Dein Auftreten muss während der ganzen Präsentation gleich sein. Ein häufiger Fehler ist es, gegen Ende zu locker zu werden. Als Präsentator musst du dich wie ein Schauspieler verhalten. Ein Auftritt ist erst vorbei, wenn man die Bühne verlassen hat. Weitere Rhetorik-Tipps gibt dir e-fellows.net Stipendiat Julian Hessler, etwa wie du mit Black-Outs umgehen kannst.

Du möchtest dein theoretisches Wissen in der Praxis erproben? In einem Rhetorik-Seminar kannst du für zukünftige Präsentationen üben und lernst, besser mit deiner Nervosität umzugehen. Seminare zu Präsentationstechniken, Rhetorik sowie Führen und Kommunizieren bietet auch das Meyer-Camberg-Institut an.

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