Partei-Mitgliedschaft im Lebenslauf und Job-Interview: Ist dein Lebenslauf politisch korrekt?

Autor*innen
Catalina Schröder
Eine Frau ruft mit erhobener Hand in ein Megafon. Neben ihr ein knieender Mann, der ihr augenscheinlich zustimmt. Im Vordergrund sind Blumen und eine Flagge mit Venus-Symbol.

Als Trainer der Nachwuchskicker oder Mitglied der Fachschaft kannst du mit deinem gesellschaftlichen Engagement bei Personalern oder Begabtenförderungswerken eigentlich nur punkten. Aber wie sieht es mit deiner Mitarbeit in einer politischen Partei aus?

Eigentlich ist die Sache eindeutig: Grundsätzlich gehört die Frage nach der politischen Gesinnung oder Parteizugehörigkeit zu den Tabufragen. Genauso wie deine Religion oder ethnische Herkunft geht sie deinen Arbeitgeber nichts an. Laut Grundgesetz und dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) gehört die Parteizugehörigkeit zu den vor Diskriminierung geschützten Privatsachen.

Ausnahme: Bewerbung bei Parteien

Ausnahmen gelten, wenn du dich bei Parteien, Parteiorganisationen oder sogenannten "parteipolitischen Tendenzbetrieben" – etwa Gewerkschaften oder Arbeitgeberverbände – bewirbst. Bei allen anderen Bewerbungen kann dich niemand zur Angabe deiner politischen Gesinnung zwingen. Doch es gibt Gründe, parteipolitisches Engagement im Lebenslauf anzugeben – und Gründe, die dagegen sprechen.

Karteileiche oder Ortsvorsteher?

Eine Parteimitgliedschaft kannst du im Lebenslauf unter "gesellschaftlichem Engagement" verbuchen – und das kommt in der Regel gut an. Allerdings solltest du das nur tun, wenn du auch tatsächlich engagiert bist: Zum Beispiel als Schriftführer, Kassenwart oder RCDS-Vorstandsmitglied. Wer seit Jahren als Karteileiche fungiert und noch nie eine Partei-Versammlung aus der Nähe erlebt hat, weist dadurch vielleicht eine gewisse politische Orientierung, aber sicher kein Engagement nach.

Personaler von der Konkurrenz-Partei?

Natürlich kann es dir passieren, dass der Personaler Mitglied einer anderen Partei ist oder im ganzen Unternehmen bestimmte politische Ansichten vorherrschen, von denen du vielleicht nichts geahnt hast. Dann bugsierst du dich mit der Angabe deiner Parteizugehörigkeit womöglich schnell ins Abseits. Das ist zwar laut AGG nicht zulässig – ein anderer Grund für eine Absage ist aber meist schnell gefunden.

Funktion ja – Partei nein?

Um diese Gefahr zu umgehen, kannst du deine parteipolitischen Ämter im Lebenslauf nennen, ohne den Namen der Partei anzugeben. Zum Beispiel so: "Kassenwart im Ortsverband einer demokratischen Partei". Natürlich fordert eine solche Formulierung Nachfragen heraus – Zulässigkeit der Frage hin oder her. Es ist deinem Temperament überlassen, ob du die Frage trotzdem beantwortest, geschickt ausweichst oder charmant die Antwort verweigerst.

e-fellows für politisches Engagement im Lebenslauf

Auch die e-fellows haben über das Thema Parteizugehörigkeit und Bewerbung schon mehrfach diskutiert und sprechen sich zum großen Teil dafür aus, politisches Engagement im Lebenslauf zu nennen: "Wenn du etwas gemacht hast, solltest du es aufnehmen, denn es zeigt, dass du dich für etwas eingesetzt hast. Deine Meinung stimmt eh nie hundertprozentig mit der der Partei überein, man tritt ja meistens in die Partei ein, mit der man die größten Übereinstimmungen hat. Und jedem Personaler sollte klar sein, dass du meistens den Grundkurs deiner Partei auf Bundesebene nicht beeinflussen kannst", argumentiert ein e-fellow.

Stipendiumsbewerbung: Mut zur Partei-Mitgliedschaft

Bewirbst du dich um ein Stipendium eines Begabtenförderungswerks, ist die Frage nach der Parteizugehörigkeit im Lebenslauf leichter zu beantworten: Deine Mitgliedschaft bei den Grünen ist für deine Bewerbung bei der Heinrich-Böll-Stiftung natürlich von Vorteil. Wer sich andersherum als CDU-Mitglied bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung bewirbt, wird Mühe haben, gute Argumente für seine Bewerbung zu finden. 

Sonderfall Studienstiftung

Eine Ausnahme bildet die als unpolitisch geltende Studienstiftung des deutschen Volkes. Wer hier seine Parteizugehörigkeit angibt, muss im Bewerbungsgespräch mit der Frage rechnen, warum er sich nicht gleich bei der entsprechenden parteipolitischen Stiftung bewirbt.

Im Zweifel nach Gefühl

Eine Faustregel für oder gegen die Angabe von parteipolitischem Engagement in der Bewerbung gibt es also nicht. Im Einzelfall muss jeder selbst entscheiden, ob er seinem künftigen Arbeitgeber Auskunft über sein politisches Engagement geben möchte oder nicht. Sicher ist es hilfreich, vorab im Internet nach einer möglichen politischen Ausrichtung des Unternehmens zu recherchieren. Auch Internetforen zum Thema Bewerbung – wie die e-fellows.net community – oder die Auskünfte von Freunden und Bekannten, die schon einmal mit dem Unternehmen zu tun hatten, können hilfreich sein.

Ulrike von Faber arbeitet im Personalmarketing von Roche Diagnostics. "Eine Parteimitgliedschaft ist reine Privatsache und würde daher bei einer Bewerbung als Kriterium keine Rolle spielen – Business und Politik gehören auf dieser Ebene einfach nicht zusammen. Wird in einer Partei ein besonderes Amt bekleidet, könnte dies unter dem Gesichtspunkt "Organisatorische Fähigkeit", eventuell "Führungskompetenzen" interpretiert werden. Hier macht es dann durchaus Sinn, das auch in der Bewerbung zu nennen – aber eher ohne die spezielle Parteizugehörigkeit. Fazit: Schadet nichts, nutzt aber auch nicht viel – jedenfalls bei Roche. Da gibt es anderes gesellschaftliches Engagement, was eher ins Gewicht fallen würde."

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