Bewerben im Ausland: Per Bewerbung in die weite Ferne

Person steht am Anfang eines Weges und blickt in die Ferne. Das Ende des Wegs ist nicht sichtbar.

Für den Schritt ins Ausland sprechen viele Gründe: Sprachkenntnisse vertiefen, fremde Länder und Kulturen kennenlernen und – ganz nebenbei – Berufserfahrung sammeln. Doch der Weg zu einem Job oder Praktikum im Ausland birgt auch Hürden: Die Anforderungen an Bewerbungsunterlagen nämlich unterscheiden sich in vielen Ländern von denen in Deutschland. e-fellows.net gibt Bewerbungstipps und informiert über internationale Gepflogenheiten im Bewerbungsverfahren.

Bei Bewerbungen im Ausland kommt es – ganz wie zuhause – in erster Linie auf Präzision und Professionalität an. Um nicht gleich in der ersten Runde auszuscheiden, ist es unerlässlich, dass du bestimmte Regeln und Vorgaben kennst und achtest, zum Beispiel bezüglich der äußeren Form des Lebenslaufs oder des Anschreibens. Das ist natürlich auch daheim der Fall, kann jedoch bei Bewerbungen für den Traumjob im Ausland besonders knifflig werden: Denn in jedem Land gelten unterschiedliche Anforderungen und Formalitäten. Die wichtigste Regel für deine Auslandsbewerbung lautet also: Nicht jede für deutsche Verhältnisse formvollendete Bewerbung ist das auch im Ausland.

Bewerbung ins Ausland schicken

Egal, ob du dich für ein Praktikum in einer französischen Kanzlei, für einen Ferienjob als Webdesigner in den USA oder für eine Stelle in einer niederländischen Bank bewirbst – mit einem Fauxpas in der Bewerbungsmappe bist du schnell aus dem Rennen. Wenn du dich rechtzeitig und umfangreich informierst, erhöhst du umgekehrt deine Chancen bei der Arbeitssuche.

Gut informiert im Ausland bewerben

Es gibt eine Reihe von Punkten, die in jedem Land anders gehandhabt werden. Hier daneben zu greifen, hinterlässt einen schlechten Eindruck; im schlimmsten Fall landet deine Bewerbung gleich im Papierkorb. Unbedingt schlau machen solltest du dich zu folgenden Fragen:

  • Bewerbungsfoto, ja oder nein?
  • Narrativer oder tabellarischer Lebenslauf?
  • Lebenslauf beim ersten relevanten Abschluss oder beim aktuellen Zeitpunkt (amerikanisch) beginnen?
  • Zeugnisse in die Bewerbung einfügen oder erst zum Vorstellungsgespräch mitbringen?
  • Separates Motivationsschreiben, ja oder nein?
  • Deutsche Abschlüsse nennen oder der gleich hoch zu gewichtende Abschluss im Zielland?
  • Zeugnisse und/oder Referenzen, ja oder nein?

International deine Vorteile nutzen

Um dich gegen deine internationale Konkurrenz zu behaupten, setzt du zum einen auf Stärken, Erfahrungen und Qualifikationen in Bereichen, die in Deutschland umfassender ausgebildet werden als im Ausland. Neben fachlichen Fähigkeiten verschafft dir hier auch deine Sprachkompetenz Pluspunkte beim Arbeitgeber, wenn sie dich von inländischen Bewerbern abhebt. Beherrscht du mehrere Sprachen, hast du vor allem im Tourismus, in der Gastronomie oder im Kundendienstbereich gute Karten. Bei nationalen Konzernen, die auf dem ganzen Globus Standorte haben, kannst du wiederum mit deinen Deutschkenntnissen punkten. Doch Vorsicht: In vielen Ländern wie Italien, Frankreich oder Spanien ist es gerade in kleineren und mittelständischen Unternehmen erwünscht, auch die Landessprache zu beherrschen. Auslandsaufenthalte oder ein Sprachkurs an der Hochschule können dich hier deinem Ziel näherbringen.

Neben deinen Kompetenzen interessieren deinen zukünftigen Arbeitgeber oft auch deine Beweggründe für den Schritt ins Ausland. In deinem Motivationsschreiben sollte deshalb deutlich werden, wieso du ins Ausland gehen möchtest: So zeigst du noch ein bisschen mehr von dir als nur den fachlichen Vorteil, den der Arbeitgeber durch dich hat.

Besonderheiten bei der Bewerbung im Ausland

Viele Angaben, die deutsche Personaler in Bewerbungsmappen erwarten, sind in anderen Ländern unangebracht. Um Diskriminierung zu vermeiden, werden beispielsweise Alter, Familienstand und Religionszugehörigkeit im Ausland oft nicht angegeben; auch Bewerbungsfotos im Lebenslauf können ein No-go sein. Welche Angaben in deine Bewerbung gehören und welche nicht, ist in einigen europäischen Ländern sogar per Gesetzt geregelt: Wer sich vorher informiert, umschifft eine der größten Klippen auf dem Weg zum Auslandsjob. 

Auch die physische Bewerbungsmappe kommt nur noch in den wenigsten Ländern gut an. In Norwegen oder den Niederlanden beispielsweise werden digitale Bewerbungen per E-Mail oder Bewerbungsportal (wie auch in Deutschland) längst bevorzugt, wenn nicht gar verlangt. Das erleichtert auch die Kommunikation und Interaktion über nationale Grenzen hinweg. Vorstellungsgespräche über Skype sind aus demselben Grund keine Seltenheit.

Übersetzen allein reicht nicht

Meist genügt es für eine erfolgreiche Bewerbung nicht, die deutschen Unterlagen bloß in die Landessprache zu übersetzen. Auch Form und die Qualifikationsstufen müssen an die lokalen Gepflogenheiten angepasst werden. Der Aufbau eines englischen CVs oder amerikanischen Resumes beispielsweise unterscheidet sich von dem eines deutschen Lebenslaufs; anstatt auf Zeugnisse legen Personaler in Ländern wie Großbritannien oder Italien verstärkt Wert auf Referenzen; Unterschriften oder Fotos im CV sind im internationalen Standard eher die Ausnahme als die Regel; ob Angaben zu Kindern und Familienstand erwünscht sind, variiert ebenfalls von Land zu Land. Informier dich deswegen vor deiner Bewerbung unbedingt über sämtliche Standards im Zielland: Unsere Aufzählung ist lediglich ein Anhaltspunkt für verschiedene Aspekte, auf die du eventuell achten musst.

Ein überzeugendes Anschreiben und ein guter Lebenslauf haben jedoch international auch einiges gemeinsam. Mit einer übersichtlichen Struktur, konkreten Argumenten und aussagekräftigen, belegbaren Praxisstationen punktest du nämlich überall.

Der Europass-Lebenslauf – einer für alle?

Einige der oben gelisteten Fragen kannst du umgehen, indem du den Europass-Lebenslauf nutzt, den die Europäische Kommission ins Leben gerufen hat. Er soll Bewerbungen in der EU vereinfachen und vergleichbarer machen. Wer sich damit bewirbt, vermeidet zumindest grobe Fehler. Dennoch gilt: So lange der Europass-Lebenslauf nicht Vorschrift ist, solltest du bei Bewerbungen wie bisher auf landestypische Besonderheiten achten.

Nach wie vor ist der Europass-Lebenslauf des European Centre for the Development of Vocational Training (CEDEFOP) nur eine Empfehlung. Weder bei deutschen noch bei europäischen Unternehmen und Bewerbern hat er sich bisher durchgesetzt. Trotzdem kann er helfen, peinliche Patzer zu vermeiden. Schon deshalb, weil er auf der Seite des CEDEFOP in 13 Sprachen abrufbar ist.

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