Erfahrungsbericht IHRS BioSoft: Forschen mit künstlich hergestellten Diamanten

Autor*innen
Janett Schenkel
Eine junge Frau steht auf Büchern und schreibt Notizen.

Vanessa Maybeck (29) ist gebürtige New Yorkerin mit einem Faible für Drosophila melanogaster und Genetik. Aus diesem Grund ist sie nach Ende ihres Master-Studiums in Cambridge nach Jülich gezogen. In der International Helmholtz Research School BioSoft hat sie am Forschungszentrum Jülich über elektrische Impulse in Zellkernen promoviert und mit Diamanten-Herstellern zusammengearbeitet.

Vanessa, was hat dich von Cambridge nach Jülich verschlagen?

Ich habe im Bachelor of Science Biologie in New York studiert und mich auch im Master of Philosophy in Bioscience Enterprise in Cambridge mehr mit dieser Fachrichtung beschäftigt. Dort habe ich auch viele Physiker kennengelernt. Deren Arbeit finde ich sehr spannend und wollte sie mit meiner verknüpfen. Mein Physik-Hintergrund ist allerdings recht mau. Also habe ich einer Doktorandenstelle gesucht, in der ich zum einen mehr über Physik lernen und zum anderen interdisziplinär arbeiten kann.

Was war ausschlaggebend für deine Entscheidung, in der IHRS BioSoft zu promovieren?

Ich wollte gern wirklich interdisziplinär arbeiten. Das Forschungszentrum Jülich liegt recht abgeschieden von anderen Universitäten, so dass Physiker und Biologen eng zusammenarbeiten. Man ist aufeinander angewiesen und bekommt so viel von der Arbeit der anderen mit. Das hat mich sehr gereizt.

Du hast deine Doktorarbeit fast fertig – was ist dein Thema?

Mein Forschungsschwerpunkt sind elektrogene Zellen. Um miteinander zu kommunizieren, senden sie elektrische Impulse aus. Wir versuchen nun, uns diese Kommunikation zunutze zu machen. Mit künstlich hergestellten Diamanten bauen wir kleine Sensoren, die diese Signale aufnehmen. Zudem beschäftige ich mich mit licht-sensitiven Proteinen. Mit Licht können wir den Zellen Signale geben und deren Antwort dann mit den Diamant-Sensoren aufnehmen. Mit diesem Verfahren versuchen wir, die Kommunikation in neuronalen Netzwerken zu verstehen.

Wie ist denn die Arbeit in der Research School organisiert?

In der IHRS BioSoft gibt es mehrere Institute, die jeweils von einem Professor geleitet werden. Die Doktoranden verschiedener Institute treffen sich in der Schule, haben ähnliche Herausforderungen und können von anderen Disziplinen lernen. In meinem ersten Jahr habe ich mit einem Biologen und einem Elektroingenieur gearbeitet. Anschließend war mein Arbeitspartner ein Physiker, was mir natürlich sehr gefallen hat. In der IHRS BioSoft habe ich enge Kontakte zu Forschern an den Unis in Bonn und Düsseldorf und außerhalb der Schule habe ich mit Laboren in Paris und London zusammengearbeitet, die Diamanten herstellen.

Hast du während der Promotion die ganze Zeit im Labor gesessen?

Nicht nur. Es gibt ja auch noch die sogenannten Student Seminars. Darin hat jeder PhD-Student einmal im Semester die Gelegenheit, sein Forschungsprojekt vorzustellen. Das ist eine einmalige Chance, sich mit anderen Experten zum eigenen Thema auszutauschen. Außerdem haben wir Vorlesungen zu allen möglichen anderen Themen gehört. In den Vorlesungen und Laborkursen, von denen man ca. zwei pro Semester belegen sollte, kann man einen tieferen Einblick in bestimmte Themen bekommen, in denen man nicht forscht.

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Hast du auch Soft-Skill-Seminare belegt?

Ja, und sie waren wirklich hilfreich. Die Seminare sind in drei Teile unterteilt - Gruppendynamik, Wissenschaftliche Kommunikation und Wissenschaftliche Karriere. Im ersten Teil kannte ich schon viel aus England, aber die deutsche Sichtweise war für mich noch mal interessant. Im zweiten Teil haben wir gelernt, wie man Papers und Veröffentlichungen ansprechend gestaltet, so dass sie auch gelesen werden. Im dritten Teil ging es um die akademische Karriere: Wie man sie plant, worauf man achten sollte und wie man Gelder beantragen kann.

Wie würdest du denn die Atmosphäre am Institut beschreiben?

Als sehr positiv und sehr international. In meinem Institut arbeiten Studenten aus zahlreichen Ländern, momentan beispielsweise Brasilien, USA, England, Italien, Südkorea und China. Alle sind sehr offen für neue Ideen und neue Herangehensweisen. Was mir besonders gut gefällt ist, dass man so viele Gelegenheiten hat, über den akademischen Tellerrand zu schauen.

Wie geht es jetzt bei dir weiter?

In den letzten Jahren habe ich festgestellt, dass mir die Arbeit im Labor wirklich gut gefällt. Daher bewerbe ich mich gerade für weitere Kooperationen mit den Diamanten-Herstellern. Vielleicht finde ich auch etwas in der forschenden Industrie, aber das steht noch in den Sternen. Grundsätzlich möchte ich erstmal in Europa bleiben.

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