Arten von Trainee-Programmen: Welches Trainee-Programm ist das richtige für mich?

Autor*innen
Katharina Lorch
Zwei Menschen stehen auf dem Boden, ihre Köpfe wurden durch Sprechblasen mit Fragezeichen ersetzt. Zwischen ihnen schwebt eine Person meditierend, ihr Kopf wurde durch eine Sprechblase mit Ausrufezeichen ersetzt.

Das Studienende naht – und was kommt dann? Viele Absolventen wünschen sich einen Berufseinstieg als Trainee. Damit die richtigen Bewerber auf die richtigen Stellen kommen, stellen wir in Kürze die drei gängigsten Programmarten vor und geben Entscheidungshilfen für die richtige Wahl.

Eine erste Orientierung: Was ist ein Trainee-Programm?

Trainee-Programme, die dem Namen "graduate programs" gerecht werden, richten sich an Berufseinsteiger oder Berufsanfänger mit akademischem Abschluss. Über einen Zeitraum von 6 bis 24 Monaten erhalten diese einen Einblick in ein bestimmtes Fachgebiet oder ein Unternehmen als Ganzes, begleitet von fachlichen und persönlichen Weiterbildungen. Mit diesem speziellen Programm sichern die Unternehmen die Ausbildung einer talentierten Gruppe von jungen Mitarbeitern, die mittel- bis langfristig verantwortungsvolle Schlüsselpositionen übernehmen sollen.

Doch Trainee-Programm ist nicht gleich Trainee-Programm – die Qualität der angebotenen Programme variiert stark. Einige Unternehmen schreiben ihre Stellen für Berufseinsteiger als Trainee-Stellen aus, um interessantere Bewerbungen zu erhalten, Absolventen niedriger zu entlohnen oder Stellen nur befristet zu besetzen. Daher sollte man vor der Bewerbung sichergehen, dass die Programme gewisse Qualitätsmerkmale erfüllen. Über die letzten Jahre hinweg haben sich die Programme aber immer weiter professionalisiert, vor allem hinsichtlich der Betreuung durch die Personalentwicklung im Unternehmen.

Unterschiedliche Arten von Trainee-Programmen

Die Schwerpunkte und Zielsetzungen von Trainee-Programmen variieren erheblich. Drei Arten von Programmen lassen sich im Allgemeinen unterscheiden:

  • das fachspezifische Trainee-Programm
  • das generalistische Trainee-Programm
  • das Management-Trainee-Programm

Ein Trainee-Programm – egal welcher Art – ist ein erster sehr gut betreuter Schritt ins Unternehmen. Auch ein fachspezifisches oder generalistisches Trainee-Programm kann in das Management eines Unternehmens führen, wie prinzipiell auch der Direkteinstieg.

Das fachspezifische Trainee-Programm

Das fachspezifische Trainee-Programm vermittelt Wissen in einem Fachgebiet. Ziel des Unternehmens ist es, mit dem Trainee-Programm einen Experten für genau diesen Bereich zu gewinnen und unternehmensnah auszubilden.

Durch das Programm lernt der Trainee die für das Fachgebiet geläufigen und relevanten Prozesse, Abläufe und Herausforderungen im Unternehmen kennen und beherrschen, sodass er imstande ist, sie als Leistungs- und Potenzialträger zukünftig voranzutreiben und weiterzuentwickeln. Das tiefgreifende Kennen und Verstehen des Tagesgeschäfts ist also zentrales Anliegen des fachspezifischen Programms. Nebenbei bearbeitet oder verantwortet der Trainee meist kleinere bis mittlere Projekte. Aufgabe für ein Projekt kann zum Beispiel sein, bestehende Methoden weiterzuentwickeln, zusätzliche Kennzahlen zu erarbeiten, einen neuen Prozess oder ein neues Tool zu analysieren, zu entwerfen oder anzupassen.

Einige fachspezifische Trainee-Programme sind so spezialisiert, das sie nicht sehr lange dauern. Die Anschlussposition steht meist vorher fest und bietet eine Expertenfunktion im jeweiligen Fachgebiet. Je nach Größe und Komplexität des Unternehmens, aber auch nach der finanziellen Ausstattung des Programms rotiert der Trainee durch die eventuell auch ausländischen Business Units des Unternehmens und lernt so verschiedene Strukturen, Produktgruppen und ihre Märkte kennen.

In einem Trainee-Programm im Bereich Controlling beispielsweise durchläuft der Trainee Stationen wie das strategische Controlling und das operative Produkt(ions)-Controlling, kombiniert mit Einsätzen in zentralen und dezentralen Schnittstellenbereichen wie etwa dem Rechnungswesen, dem Risikomanagement, Treasury oder der Produktionsplanung. Während seiner Einsätze arbeitet der Trainee im Tagesgeschäft mit, sodass er Routinen wie Reportings, Forecasts und Steuerungsrunden mit den Verantwortlichen ausführt und übernimmt. Durch dieses Learning by Doing setzt er außerdem die spezifischen IT-Programme, Tools und Methoden der Unternehmenssteuerung ein und perfektioniert diese.

Fachspezifische Trainee-Programme bilden häufig in den zentralen Servicebereichen der Unternehmen aus: Personal, Finanzen, Sales/Vertrieb, Einkauf/Beschaffung, Rechnungswesen, Supply Chain Management oder IT. Auch für die verschiedenen Produkt(ions)-bereiche ihrer Business Units suchen die Unternehmen Trainees: Forschung und Entwicklung (F&E), Produktentwicklung oder Produktmanagement sowie in der Produktion bzw. dem Service bei Dienstleistungsunternehmen.

Das generalistische Trainee-Programm

Das generalistische Trainee-Programm vermittelt umfangreiches Wissen zum Unternehmen, seinen Produktgruppen und seinen verschiedenen Geschäftsfeldern. Unternehmen gewinnen dadurch hoch talentierten Nachwuchs, der relevante Schlüsselpositionen besetzt – ausgestattet mit Spezialwissen und einem unternehmensweiten Netzwerk.

Da dieses Programm einen Überblick über das gesamte Unternehmen bietet, ist es entsprechend komplex und abwechslungsreich. Es gilt, die unternehmensspezifischen Herausforderungen kennenzulernen – aus allen Perspektiven. Die Einsätze finden demnach in zentralen Steuerungs- und Kernbereichen sowie ganz nah am Kunden und am Produkt statt. Wenn das Unternehmen über Standorte oder Projekte im Ausland verfügt, kommt der Trainee in der Regel auch dort zum Einsatz.

In den Abteilungen geht es meist weniger um das Tagesgeschäft als darum, ein aktuelles Thema zu bearbeiten, eventuell auch in einem eigenen Projekt. Wie sie Projekte erfolgreich managen, lernen die Teilnehmer in parallelen Trainings. Die fachliche und persönliche Weiterentwicklung umfasst dabei weitaus mehr: Kommunikations- und Moderationstraining, interkulturelles Lernen und – entsprechend den Bedürfnissen des Trainees und seiner Einsätze – betriebswirtschaftliches und/oder fachspezifisches Wissen.

Anbieter generalistischer Trainee-Programme sind insbesondere Unternehmen aus technik-und wissensorientierten Branchen oder Unternehmen mit komplexen Dienstleistungen. Viele dieser Programme wenden sich auch an Naturwissenschaftler oder Ingenieure, die, ausgestattet mit betriebswirtschaftlichem Know-how und Soft-Skill-Training, wichtige Anschlusspositionen in ihrem Fachgebiet übernehmen. Wenn sich das Programm an eine breite Zielgruppe richtet, lässt es sich häufig individuell gestalten – der Trainee wählt dann seine Stationen und Projektthemen selbst.

Das Management-Trainee-Programm

Das Management-Trainee-Programm kombiniert die Ansätze des generalistischen und des fachspezifischen Programms. Der Trainee erlangt fundiertes Wissen über das gesamte Unternehmen, sein Geschäftsmodell und seine Produkte. Fachlich fokussiert es sich auf Themen der Unternehmensführung und -steuerung. Die Einsätze finden in den zentralen und dezentralen Steuerungseinheiten des Unternehmens statt, in einem oder mehreren operativen Bereichen des Kernprodukts/-geschäfts. Ergänzend absolviert der Trainee mindestens eine Station im Ausland, die idealerweise in einem noch jungen Markt bzw. einer neuen Region oder dem Hauptabsatzgebiet liegt. Das Aufgabenspektrum ist geprägt von anspruchsvoller Projektarbeit zu Managementthemen wie Strategie, Business Development, Marktanalyse sowie interne Unternehmensführung und -organisation wie Um- oder Neustrukturierungen. Die genauen Projektthemen stehen dennoch nicht zwingend von vornherein fest, gern gesehen ist hier die Eigeninitiative des Trainees. Alternativ übertragen die Unternehmen aber auch der gesamten Gruppe der Trainees ein eigenes Projekt, das diese dann eigenverantwortlich umsetzt.

Die Größe des Unternehmens entscheidet auch darüber, ob es ein spezielles Trainee-Programm für den Managementnachwuchs gibt. Häufig sind es Holdings oder Mutterkonzerne, aber auch stark spezialisierte große und kleine Unternehmen, die sich auf diesem Weg ihren Nachwuchs für Führungsaufgaben sichern. Um die eigenen Führungskräfte entsprechend gut auszubilden und vorzubereiten, sind die Programme inhaltlich sehr anspruchsvoll und dauern länger. Eine Reihe von intern oder extern betreuten Entwicklungsmaßnahmen, wie Mentoring durch oberstes Management, Coaching und Potenzialanalyse, rundet das Programm ab. Da sie die eigenen Führungskräfte ausbilden und vorbereiten, verlangen Management-Programme inhaltlich viel und dauern lange.

Wie starten? Direkteinstieg, Promotion oder doch Trainee?

Während der eine Kommilitone vier Praktika in allen Funktionen des Vertriebs durchlaufen hat, war der andere wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl und der Dritte hat sich in der Pharmabranche umgesehen. Alle drei können sich einen Berufseinstieg als Trainee vorstellen. Alternativ denken sie über eine Promotion oder den Direkteinstieg nach – dabei schließt das eine das andere nicht aus. Ein gutes Trainee-Programm eröffnet viele Chancen und Wahlmöglichkeiten für nachfolgende Karriereschritte. Doch ob ein Trainee-Programm der passende Einstieg in den Beruf ist, entscheidet sich vor allem an:

  • den persönlichen Zielen
  • der bisherigen Ausbildung und Praxiserfahrung
  • und an den aktuellen Angeboten und Chancen.

Der Einstieg in das Berufsleben sollte sich an langfristigen beruflichen Zielen und Karriereabsichten orientieren. Hier Klarheit zu gewinnen bewahrt vor Fehlentscheidungen und verbessert die Bewerbungschancen, da Motivation und Ziele plausibel dargelegt werden können. Der Blick zurück auf die bisherige Ausbildung und gesammelte Praxiserfahrung legt häufig den nächsten Schritt nahe: Wer bisher fachlich breit orientiert war und dies beibehalten möchte, eignet sich für ein generalistisches Trainee-Programm. Wer im Gegenteil sein fachliches Wissen vertiefen möchte, wählt den Direkteinstieg, ein fachspezifisches Trainee-Programm oder die Promotion. Letztendlich kommt es auch darauf an, welche einmaligen Möglichkeiten und Chancen sich aktuell bieten: am Lehrstuhl, durch den Kontakt zum letzten Praktikumsbetreuer oder durch ein Jobangebot, das sich genau an dem Thema der Master-Arbeit orientiert. Verringert die aktuelle Situation am Arbeitsmarkt die eigenen Erfolgschancen, kann eine Promotion, ein ambitioniertes Auslandspraktikum oder ein Master-Programm durchaus die bessere Option sein.

Die ersten ein bis drei Jahre des Berufseinstiegs gestatten auch einen Richtungswechsel. Das Wichtigste dabei: Er muss plausibel begründet und persönlich die richtige Entscheidung sein. Viele Trainee-Programme richten sich an Bewerber mit erster (!) Berufserfahrung, und viele Arbeitgeber unterstützen ihre jungen Akademiker dabei, berufsbegleitend zu promovieren oder sich über einen MBA weiterzuqualifizieren.

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