IT-Quereinstieg: Viele Unternehmen suchen ITler:innen

Autor*innen
Julian Schmelmer
Ein Laptop mit Code und zwei tippende Hände

Wie kann der Quereinstieg gelingen?

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Anfang des Jahres haben viele US-amerikanische Unternehmen wie Amazon und Microsoft Tausende Mitarbeitende entlassen. Was sagt das über den Arbeitsmarkt in der Branche in Deutschland aus?

Die Entlassungswellen in den USA hängen mit der gesamtwirtschaftlichen Lage und der Pandemie zusammen. Am Anfang haben die Unternehmen viele Leute eingestellt, weil plötzlich jede:r bei Amazon bestellte und Zoom-Calls machte. Das flachte dann wieder ab, und die Unternehmen haben diese Entwicklung korrigiert. In Deutschland gab es kaum Entlassungen. Im Gegenteil: Jedes größere Unternehmen sucht händeringend nach IT-Fachkräften.

Jens Förderer

34, ist Professor für Innovation und Digitalisierung der Technischen Universität München am Bildungscampus Heilbronn.

Wen suchen die Unternehmen? 

Viele suchen im Bereich Unternehmenssoftware. Dort verknüpft man verschiedene Unternehmensbereiche digital miteinander und optimiert die internen Prozesse. Auch Softwareentwickler:innen sind gefragt. Mercedes hat zum Beispiel im vergangenen Jahr angekündigt, 3000 zusätzlich einstellen zu wollen. Man kann aber auch im Social-Media-Marketing oder als User-Interface-Designer:in arbeiten. Diese Jobs setzen weniger technisches Grundverständnis voraus.

Gehen wir mal davon aus, dass ich Geschichte im Bachelor studiert habe. Wie kann mir der Quereinstieg in die IT gelingen?

In diesem Fall könnte ein nichtkonsekutiver Master oder ein zweiter Bachelor sinnvoll sein. Die meisten IT-Fachkräfte haben klassischerweise Informatik oder Wirtschaftsinformatik an einer Hochschule studiert. Einige Hochschulen bieten die Möglichkeit für einen Quereinstieg an und prüfen den Hintergrund des Bewerbenden individuell. Das heißt, möglicherweise kann ich mich mit einem Bachelor in Geschichte für einen Master in Informatik bewerben. Außerdem hat die TUM 2021 das Institute for LifeLong Learning gegründet. Dort kann man Softwarekurse belegen und sogar akademische Grade oder Micro-Degrees machen. Wer Grundkenntnisse sucht, kann sich aber auch vieles selbst beibringen. Online-Plattformen wie Udemy bieten beispielsweise Einführungskurse fürs Coden an.

Beim Googeln findet man immer wieder Unternehmen, die für Tausende Euro private IT-Bootcamps anbieten. Lohnt sich das?

Bei diesen Bootcamps wird innerhalb weniger Wochen viel Wissen vermittelt. Quereinsteiger:innen werden hier praxisnah geschult. Wenn ich zum Beispiel Softwareentwickler:in werden möchte, kann ich mich mit einer Programmiersprache auseinandersetzen, wie Python oder C++. Aber die Programme ersetzen kein Studium.

Die FernUniversität Hagen bietet beispielsweise einen Bachelor in Informatik an, den man auch berufsbegleitend studieren kann. Ist das eine gute Idee?

Das Studium kann ein gutes Investment sein. Man macht die Weiterbildung in der Regel drei bis vier Jahre und hat dann eine Jobgarantie, meistens gute Arbeitszeiten und verdient oft mehr. Wenn ich jetzt noch einmal anfangen würde zu studieren, würde ich mich auf die Bereiche Data Science, Machine Learning und künstliche Intelligenz spezialisieren. In den kommenden Jahren wird es in den Bereichen Einstellungswellen geben.

Mit welchem Einstiegsgehalt kann ich als Berufseinsteiger:in rechnen?

Tendenziell bezahlen größere Unternehmen mehr als Mittelständler. Wer nach dem Studium in der Unternehmenssoftware anfängt, verdient im ersten Jahr bis zu 60.000 Euro brutto. Viele unserer Alumni verdienen nach fünf Jahren 90.000 Euro brutto im Jahr.

Und wie landet man bei Amazon, Snapchat oder Microsoft?

Bei diesen Unternehmen sind entwicklungsnahe Jobs eher in den USA angesiedelt. Ich würde empfehlen, zwei, drei Jahre Praxiserfahrung zu sammeln und sich dann auf Jobs in Big Tech zu bewerben. Wenn man nicht bei Amazon landet, kann man aber auch bei einem mittelständischen Unternehmen glücklich werden.

Viele träumen davon, am Strand zu coden. Ist das immer möglich?

Klar, in den meisten IT-Berufen braucht man nur einen Computer und eine gute Internetverbindung. Daher bieten viele Firmen Home- oder Mobile-Office-Regelungen an. Durch die hohe Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt sind aber noch mehr Benefits möglich, wie Aktienpakete, Zugang zu Fitnessstudios oder ein Dienstwagen.

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