Aufstieg im Unternehmen: So wird Ihre interne Bewerbung ein Erfolg

Autor*innen
Claudia Obmann
Ein Mann, dessen Oberkörper aus einem stilisierten Laptop kommt, reicht einer Frau die Hand.

Karriere in der eigenen Firma kann eine Alternative zum Wechsel sein – Gehaltssprung inklusive. Doch es gibt einiges zu beachten.

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Jeder dritte Berufstätige in Deutschland ist an einem neuen Job interessiert. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Karriere-Netzwerks Xing. Gelegenheit dazu bietet sich nicht nur durch einen Arbeitgeberwechsel. Immer öfter ergeben sich Um- und Aufstiegschancen im eigenen Unternehmen.

Ob Autohersteller, Chemieproduzent oder Tech-Unternehmen, auch wenn Firmen gerade vielfach Beschäftigte entlassen, schaffen sie oft in anderen Bereichen neue Stellen. Für Kandidaten sind daher Karriere- und Gehaltssprünge drin, selbst wenn sie nicht alle Kriterien erfüllen. Doch ein Selbstläufer sei das nicht, warnt der Kölner Karrierecoach Bernd Slaghuis.

Gerade interne Kandidatinnen und Kandidaten würden den Auswahlprozess unterschätzen. Dabei ähnele er häufig dem Verfahren für externe Bewerber, erklärt Slaghuis. Kandidaten könnten sich also leicht disqualifizieren, wenn sie nur einen Dreizeiler verfassen, weil sie denken: "Die kennen mich doch seit fünf Jahren hier."

Wie Sie neue Chancen erkennen

Ein regelmäßiger Blick auf die interne Stellenbörse lohnt sich,eine weitere Möglichkeit ist der Flurfunk. "Je früher Wechselwillige von einer internen Chance erfahren, umso besser", sagt Bewerbungsexperte Slaghuis. Dann bleibt mehr Zeit, um herauszufinden, ob nicht nur der Inhalt der Stelle, sondern auch der neue Chef und das Team passen. Jutta Rump, Professorin für Personalmanagement an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft in Ludwigshafen, sagt, das lohne sich mit Blick auf die kommende Verrentungswelle ganz besonders. Sie empfiehlt, sich die Altersstruktur im Unternehmen anzusehen. Wo geht in absehbarer Zeit ein Babyboomer in attraktiver Position in Rente? Bei ihm könne man sich erkundigen, ob es bereits eine Nachfolgeplanung gebe. "Falls nicht, versuchen Sie ihn als Fürsprecher zu gewinnen." Der Vorteil für Arbeitgeber: So geht kein Wissen verloren.

Interne Jobs mit KI entdecken

In einigen Unternehmen wie Vodafone, Telefónica oder der Deutschen Bahn unterstützt inzwischen Künstliche Intelligenz (KI) Mitarbeitende dabei, neue Jobchancen beim aktuellen Arbeitgeber zu entdecken. Telefónica-Personalvorständin Nicole Gerhardt sagt: "Ziel ist es, die Mobilität innerhalb der Belegschaft zu fördern." Wer der KI seine Kompetenzen oder auch sein LinkedIn-Profil zugänglich macht, dem schlägt sie passende Vakanzen vor. So wechselt zum Beispiel eine HR-Referentin ins Transformationsmanagement oder ein Callcenter-Mitarbeiter steigt zum Datenanalysten auf.

Richtige Unterlagen wählen

Die klassische Bewerbung besteht aus einem Anschreiben und einem Lebenslauf. Was interne Kandidaten einreichen sollen, hängt vom jeweiligen Unternehmen ab. Zwar verlangen immer weniger Arbeitgeber ein Anschreiben. In kleineren Betrieben oder bei Vorgesetzten, die man gut kennt, reicht der Lebenslauf. Aber gerade in größeren Firmen kennt der Personalmanager nicht jeden internen Bewerber persönlich – und so hat das Anschreiben seine Berechtigung.

Anschreiben klug formulieren

Falls das Anschreiben gewünscht ist, rät Slaghuis Bewerbern zur konsequenten "Hin zu"-Strategie: verdeutlichen, warum Sie Ihren nächsten Karriereschritt machen wollen. Welchen Mehrwert bieten Sie der Firma in der neuen Funktion? Welche Qualifikationen bringen Sie mit? Ein Formulierungsbeispiel: "Ich war zuletzt drei Jahre lang im Finanzwesen tätig. Meine bisherige Aufgabe war erfüllend, doch nun möchte ich mich weiterentwickeln. Mein Wissen und meine hier gewonnene Erfahrung, speziell in meinem aktuellen Projekt zur Automatisierung der Rechnungsverarbeitung, halte ich für sehr wertvoll für die ausgeschriebene Stelle im Controlling." Slaghuis rät zudem herauszustellen, warum Sie beim bisherigen Arbeitgeber bleiben wollen. Etwa so: "Ich schätze die Kultur des respektvollen Miteinanders und möchte den spannenden Transformationsprozess gern weiterbegleiten."

Lebenslauf aktualisieren

Die Personalabteilung hat zwar die grundsätzlichen Daten und eventuellen Zwischenzeugnisse eines internen Bewerbers in der Personalakte. Mit einer aktuellen Fassung des Lebenslaufs – tabellarisch auf maximal zwei DIN-A4-Seiten – können Mitarbeiter jedoch ihre neuen Kompetenzen und Erfahrungen dokumentieren. Kandidaten sollten dazu ihre Schlüsselprojekte und Tätigkeiten erläutern und erwähnen, welche Budget- und Führungsverantwortung sie haben.

Gehalt geschickt verhandeln

Wer lediglich sein Gehalt maximieren will, für den sei der interne Jobwechsel nicht ideal, weiß Karrierecoach Slaghuis. Ein Arbeitgeberwechsel führe in der Regel zu einer besseren Verhandlungsposition. Ansonsten sei es gut, den aktuellen Marktpreis der neuen Position herauszufinden und mit dem internen Gehaltsgefüge abzugleichen "Treten Sie dann mit dieser Forderung in die Verhandlungen ein", so Slaghuis. Zudem sollten Kandidaten ihren "Heimvorteil" finanziell bewerten, rät der Experte: "Machen Sie dem Personalverantwortlichen bewusst, wie viel Geld das Unternehmen dadurch spart, dass Sie sofort verfügbar sind und nur wenig Einarbeitungszeit brauchen."

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