Bewerben in Frankreich: Spontan nach festen Regeln

Person arbeitet am Laptop. Ihr Kopf wurde durch einen pixeligen Hand-Cursor ersetzt.

In Frankreich ist die Bewerbungsmappe meist ziemlich dünn. Das liegt daran, dass deine Zeugnisse zunächst niemanden jucken. Ob du dich an die Regeln für Lebenslauf und Anschreiben hältst, interessiert den Personaler dagegen sehr.

Ausschreibung oder Initiativbewerbung? Bei der Suche nach einem Praktikumsplatz oder einer Stelle ist in Frankreich die Initiativbewerbung ein üblicher Weg. Rund ein Drittel aller Arbeitsverträge geht auf ein spontanes Engagement zurück.

Die Unterlagen

Anders als in Deutschland werden der Bewerbung in Frankreich keine Zeugniskopien beigelegt. Du kannst die Unterlagen auch gefaltet sowie ohne Hüllen oder Hefter verschicken. Bei einer Absage schicken französische Firmen die Bewerbungen selten zurück.

Das Anschreiben (lettre de motivation)

Das französische Anschreiben ähnelt inhaltlich dem deutschen. Wichtig ist, die zuständige Kontaktperson herauszufinden und sie persönlich anzusprechen. Im Text selbst erläuterst du klar gegliedert, für welche Stelle du dich bewirbst und was dich qualifiziert. Analysiere deine bisherige Berufslaufbahn und deinen Kenntnisstand. Welche Fähigkeiten hast du? Und welche Ziele? Beschreibe diese ruhig ausführlicher. Erwähne, welche Aufgaben du anstrebst, welches Maß an Verantwortung und das Gehalt, das du dir vorstellst. Am Schluss bittest du um ein Vorstellungsgespräch. Das Anschreiben sollte nicht länger als eine Seite sein.

Mit unterwürfigsten Grüßen

Die Abschiedsformel ist in Frankreich ein Thema für sich. Üblich ist die folgende Formel: "Je vous prie d'agréer, Madame (oder Monsieur), l'expression de mes sentiments distingués." Insgesamt ist es wichtig, das Anschreiben sehr höflich und eher zurückhaltend zu formulieren.

Per Hand oder gedruckt?

Früher mussten Bewerber das Anschreiben von Hand schreiben. Hintergrund war, dass die Grafologie in Frankreich lange eine große Rolle spielte und Anschreiben oft grafologisch untersucht wurden. In letzter Zeit setzen sich aber auch in Frankreich maschinengeschriebene "lettre de motivation" durch. Wenn du ganz sicher gehen willst, erkundigst du dich am besten bei dem betreffenden Unternehmen. Hier ein paar Ausdrücke, die du im Anschreiben verwenden kannst, gesammelt von bab.la.

Einleitung

Bezugnehmend auf Ihre Anzeige auf ... schreibe ich Ihnen ...

Je vous écris en réponse à l'annoncé parue sur ...

Ich bewerbe mich um die Stelle als ...

Je souhaiterais poser ma candidature pour le poste de ...

Hauptteil

Die Stelle ist für mich von großem Interesse, weil ... Je suis particulièrement interessé par cet emploi car ...
Zwar kann ich keine Erfahrung in ... vorweisen; dafür habe ich ... Bien que je n'ai pas d'expérienceen ..., j'ai eu ...
Meine beruflichen Qualifikationen entsprechen den Anforderungen Ihres Unternehmens. Mes qualifications / compétences professionnelles semblent très adaptées aux exigences de votre compagnie.
Mein Fachgebiet ist ... Mon domaine d'expertise est ...
Auch unter Belastung behalte ich hohe Qualitätsstandards bei. Même sous la pression, je produis toujours un travail de qualité.

Schluss

Ich bin hochmotiviert und freue mich auf die vielseitige Tätigkeit, die mir eine Position in Ihrem Unternehmen bieten würde. Je suis très motivé et exalté par la perspective du travail varié que m'offrirait un poste dans votre compagnie.
Ich würde mich sehr über die Gelegenheit freuen, weitere Details zu der Position mit Ihnen persönlich zu besprechen. Je me tiens personnellement à votre disposition pour vous apporter plus de détails ou discuter du poste.
Anbei erhalten Sie meinen Lebenslauf. Veuillez trouver mon CV ci-joint.
Zeugnisse können bei ... angefordert werden. Des références de ... peuvent m'être demandées.

Im Lebenslauf

Arbeitserfahrung bei ... Expérience professionnelle ...
Verantwortlichkeiten: Responsabilités:
Praktikum bei ... Stage chez ...
Ehrenamtliche Tätigkeit bei ... Volontariat chez ...

Der Lebenslauf (CV)

In Frankreich ist man relativ strikt: Ein "CV" sollte umgekehrt chronologisch aufgebaut sein – mit den aktuellsten Informationen am Anfang jeder Kategorie (Ausbildung, Berufserfahrung). Außerdem sollte er höchstens eine Seite im Format A4 umfassen. Nur im Einzelfall werden Lebensläufe toleriert, die länger sind. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn man als Führungskraft über besonders viel Berufserfahrung verfügt. Für Studenten und Absolventen gilt jedoch das eiserne Gesetz des einseitigen Lebenslaufs. Der CV sollte außerdem leicht zu lesen und gut strukturiert sein.

Angaben im Lebenslauf

  • Angaben zur Person (Name, Anschrift, Telefonnummer, Alter, Familienstand und eventuell Staatsangehörigkeit)
  • Bildung und Ausbildung (Hochschulabschlüsse bzw. bisheriger Studienverlauf, präzise dargelegte Sprachkenntnisse)
  • Berufserfahrung (Aufgabenbereich und Zuständigkeit mit Beispielen möglichst genau erläutern)
  • außerberufliches Engagement (zusätzlich)

Auf die Berufserfahrung kommt es an

Der Abschnitt Berufserfahrung ist besonders wichtig. Es kommt darauf an, die Erfahrungen hervorzuheben, die für die gesuchte Stelle von besonderer Bedeutung sind. Deine Interessen und Freizeitaktivitäten ("Centres d'intérêt") gehören in eine gesonderte Rubrik, genau wie IT- und Sprachkenntnisse ("Connaissances informatiques" und "Langues"). Achtung: Der Lebenslauf wird nicht datiert und nicht unterschrieben. Auch ein Foto ist nicht unbedingt nötig.

Tipps zur Bewerbung

  • Wichtige Stationen oder Tätigkeiten, die einen deutlichen Bezug zur neuen Stelle haben, werden manchmal durch Unterstreichung oder Großbuchstaben hervorgehoben.
  • Auch deinen Familiennamen schreibst du in Großbuchstaben.
  • Praktika solltest du vor allem dann anführen, wenn du dich direkt nach Studienabschluss bewirbst und noch nicht über Berufserfahrung verfügst.
  • Bei den Angaben zur Ausbildung solltest du darauf achten, dass die Abschlüsse auch in Frankreich bekannt sind und sie notfalls übersetzen. Das Gleiche gilt für Noten und Berufsbezeichnungen.

Das Bewerbungsgespräch

Französische Firmen interessieren sich vor allem für die Allgemeinbildung und die Persönlichkeit des Bewerbers. Entsprechend fallen die Fragen bei einem Bewerbungsgespräch aus. Häufig handelt es sich um ein strukturiertes Interview, bei dem jedem Bewerber die gleichen Fragen gestellt werden. Dazu kommen oft Tests oder biografische Fragebögen.

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