Philosophie für mehr Proaktivität: What do we (k)now?

Autor*innen
Tamara Mainz
Ein Kopf mit einem offenen Buch und einer Glühbirne stützt sich auf zwei Hände.

Manchmal hat man ein Ziel vor Augen, manchmal tritt man auf der Stelle. Schlaglichter aus der Philosophie helfen dir dabei, deinen Lebensweg proaktiv zu gehen. 

"Wer bist du und wo willst du hin?" – auf der Suche nach dir selbst

Die Metapher des Wanderers auf dem Lebensweg hat es in sich. Manchmal weißt du ganz genau, wo du hinwillst und kannst dieses Ziel geradlinig verfolgen. Manchmal allerdings hast du keine Ahnung und trittst orientierungslos auf der Stelle. Diese beiden Fälle kannst du dabei genau voneinander unterscheiden. Du spürst intuitiv, wann du auf der richtigen Fährte bist oder wann du sokratisch feststellen musst: "Ich weiß, dass ich nichts weiß". Denn als Spezies Mensch kannst du dich und deine Situation stets neu reflektieren.

Über die Autorin

Tamara Mainz studiert Rechtswissenschaft im 3. Semester an der Universität Heidelberg. In der Schulzeit hat sie ihr Interesse für philosophische Fragestellungen entdeckt. Seit dem Studium engagiert sie sich bei der Studentischen Zeitschrift für Rechtswissenschaft.

Schon seit der Antike philosophiert der Mensch über seine Selbstwahrnehmung und das sonderbar abstrakte "Ich". Bereits Epikur suchte den Weg zu innerem Seelenfrieden (ataraxia), was heute meist mit Glück (eudaimonia oder nach Aristoteles: die tugendhafte Einstellung gegenüber dem Leben), Zufriedenheit oder exakter Zufrieden-Sein gleichgesetzt wird. Aber kannst du bestimmen, wann du wirklich zufrieden bist? Inwiefern beeinflusst die Gesellschaft dich in deinen Entscheidungen? Denkst du, es gibt sogar eine Pflicht, etwas Bestimmtes zu tun oder zu lassen?

Mit diesen Fragen geht der Vorhang auf für dein Mindset, a.k.a. deine "Denkweisen, Überzeugungen und Verhaltensmuster", die für dich ein erfolgreiches Leben definieren können.

Wie du dich und deine Bestimmung findest – Orientierungshilfen

1. Hör auf dein inneres Team

Lebensentscheidungen sind komplex. Die heutigen Berufsmöglichkeiten beispielsweise sind vielfältiger denn je: Bachelor, Master, Promotion, Staatsexamen, Ausbildung … Wie sollst du dich da nur festlegen? Die schlechte Antwort zuerst: Solche Entscheidungen musst du letztendlich selbst fällen. Die Gute: Es gibt Kriterien, nach denen du in deiner Entscheidungsfindung manche Punkte erst einmal unberücksichtigt lassen kannst:

  • Prestigedenken:
    Nur weil andere etwas besonders toll finden, trifft das noch lange nicht auf dich zu. Finde heraus, was dir persönlich gefällt. Social Media mögen hier die ein oder andere Inspiration bieten, spiegeln aber doch eine Filterwelt wider. Wage also ein Shout out an deine Einzigartigkeit und bleib ehrlich mit dir selbst.
  • Jobaussichten:
    Corona sei Dank, uns wurden die Augen geöffnet: Tendenzen auf dem Arbeitsmarkt können sich ganz schnell verändern. Wenn du deine Zukunft auf einen angeblich sicheren Beruf ausrichtest, kann das nach hinten losgehen. Bleib besser neugierig und gib auch Ideen eine Chance, die auf den ersten Blick den Taxifahrer-Stempel tragen. Nichts ist eine Einbahnstraße!
  • Fehlende Qualifizierungen:
    Dir fehlen die richtigen Connections oder Zertifikate? Es ist nie zu spät! Auf deinem jetzigen Stand lässt sich aufbauen. Welche deiner Kontakte kannst du schon heute nutzen? Welche Qualifikation hebt dich bereits hervor? Stell das deutlich heraus und feile davon ausgehend weiter an deinem Profil.

Was darüber hinaus dabei helfen kann, deinen eigenen Lebensweg zu gehen, ist Beobachtung. Dafür kannst du zum Beispiel in einen inneren Dialog mit dir treten und deinem ,"inneren Team" konkrete Fragen stellen: Womit verbringst du gern Zeit? Für was würdest du viel Geld ausgeben? Solche Fragen können dir dabei helfen, deinen Interessen und Wünschen auf die Schliche zu kommen. Nimm auch mal die Vogelperspektive ein.

Gleichzeitig kannst du in solch einem inneren Dialog auch mögliche Selbst-Zweifel adressieren: Warum glaubst du, dass du eine Sache nicht kannst? Hast du hier schon schlechte Erfahrungen gemacht? Wenn du deinen verschiedenen Stimmen zuhörst, können deine Bedenken – in sparsamer und gerade noch wohltuender Dosierung – der Anstoß dafür sein, aus deiner schlechten Erfahrung zu lernen und die Einmündung in den richtigen Weg zu finden.

Sollte es für dich, einem zoon logikon und rationell denkendem Wesen, schwierig sein, dich auf das Konzept der inneren Stimme einzulassen, dann kannst du das Ganze auch als Gedankenexperiment ansehen: Spiel gedanklich verschiedene Lebensziele, Berufsmöglichkeiten und Lebenssituationen durch. Welche davon reizen dich besonders? Was möchtest und könntest du umsetzen? Definiere, grenze ein und probiere verschiedene Schritte einfach aus.

2. Der Weg ist das Ziel

Im Leben geht es darum, die goldene Mitte zu finden? Ganz recht: Das Leben besteht nicht nur aus Pflichten! Solltest du dich überfordert fühlen, gönn dir eine Pause am Lebenswegrand und entschleunige! In deinem Tempo arbeitest du dann kleinschrittig weiter, denn mit dem Recht auf Pause geht auch die Pflicht einher, wirklich etwas zu tun. Wie aber kommst du deinen Zielen (oder Zielfindungen) näher?

Tipps und Tricks für Zufriedenheit und Motivation gibt es heute zahlreich. Und praktischerweise sind sie quasi jederzeit verfügbar: Von Podcasts, Blogs, Vorträgen, kreativen Zeichen- oder Schreibübungen, Glückstagebüchern bis zu Motivationsreden ist alles dabei. Wiederum hast du die Qual der Wahl, oder – Perspektivwechsel – die Freiheit, das auszusuchen, was am besten zu deinem Ich passt.

Egal, was du letztendlich wählst: Es sind deine kleinen, täglichen Schritte, die sich schließlich aufsummieren. Heute ein gutes Buch lesen, morgen ein Jobprofil recherchieren – es muss nichts Weltbewegendes sein. Welche realistischen Aufgaben kannst du dir also Tag für Tag setzen, die dich weiterbringen? Wenn du deinen Lebensweg so täglich proaktiv angehst, kannst du erkunden, welche Richtungen sich für dich auftun. Du bist der Held in deiner Geschichte und hast den Kugelschreiber in der Hand! 

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