Entscheidungen treffen: Wie du gute Entscheidungen treffen kannst

Autor*innen
Sebastian Wolking
Person im Anzug, deren Kopf durch gekritzelte verworrene Linien ersetzt ist. Der Rumpf der Person ist vertikal in der Mitte halbiert und Pfeile zeigen links und rechts nach außen, als ob sie die Person auseinanderreißen.

Gute Entscheidungen treffen – für unseren Lebensweg gibt es kaum etwas Wichtigeres. Doch es fällt uns oft schwer, uns zwischen allen verfügbaren Alternativen auszuwählen. Die gute Nachricht: Es gibt Strategien und Methoden, mit denen du kluge Entscheidungen treffen kannst, ohne sie hinterher zu bereuen.

Wie treffen Menschen Entscheidungen?

Der Mensch ist kein rein rationales Wesen. Dennoch versuchen wir meist, wichtige Entscheidungen rational zu treffen. Alternativen gegenüberstellen, Nutzen und Nachteile abwägen, Folgen abschätzen, dann entscheiden.

Wir treffen unsere Entscheidungen nicht im luftleeren Raum. An welchem Ort wir uns gerade aufhalten, wie spät es ist, wie wir uns fühlen – unzählige Parameter wirken sich auf die Entscheidungsfindung aus. Auch trüben kognitive Verzerrungen, die wir aus dem Englischen als "Biases" kennen, unser Urteil nachhaltig. Das menschliche Gehirn ist anfällig für Fehleinschätzungen – dies macht unsere Entscheidungen, selbst wenn wir uns ihnen mit maximalem Willen zur Rationalität nähern, nicht immer vernünftig.

Viele Entscheidungen treffen Menschen gänzlich irrational, intuitiv, aus dem Bauch heraus. Erdbeer- oder Aprikosenmarmelade aufs Brot streichen, die blaue oder die schwarze Bluse anziehen, Haus des Geldes oder Friends streamen? Durchweg negativ sind intuitive Entscheidungen aber keineswegs. Im Gegenteil, speziell bei Alltagsentscheidungen profitieren wir oft von ihnen. Bei anderen wäre es freilich besser, das Bauchgefühl mit dem, was der Kopf sagt, abzugleichen.

Wie kann ich gute Entscheidungen treffen?

Erfahrung ist oft eine wichtige Zutat für gute Entscheidungen. Erfahrungswerte werden im Gedächtnis abgespeichert und können später wieder abgerufen werden. Ältere Menschen haben viel Erfahrung, jüngere weniger. Trotzdem können auch junge Menschen gute Entscheidungen treffen.

Diese sechs Tipps und Tricks helfen bei der Entscheidungsfindung:

  • Schlaf: "Schlaf eine Nacht darüber". Ein Ratschlag, der mehr ist als nur eine Redewendung. In Wahrheit ist er Gold wert. Im Schlaf verarbeitet unser Gehirn das Erlebte, filtert Informationen, lernt dazu, generiert die besten Ideen. Unsere kognitiven Fähigkeiten sind in Topform, wenn wir ausgeruht sind. Vor einer wichtigen Entscheidung eine Nacht darüber schlafen – das ist oft das Beste, was du tun kannst.
  • Hunger: Dass du in angetrunkenem Zustand keine wichtige Entscheidung treffen solltest, versteht sich von selbst. Alkohol und andere Drogen beeinflussen Aufnahmefähigkeit und Denkvermögen. Aber auch ein leerer Magen ist keine gute Entscheidungshilfe. Hunger macht uns ungeduldig und führt erwiesenermaßen dazu, Entscheidungen schnell und überhastet zu treffen statt sie gründlich zu durchdenken.
  • Bildung: Bildung ist ein geeignetes Mittel, um der Entscheidungsfindung mehr Ratio zu verleihen – und um ihr mitunter sogar ganz neue Alternativen hinzuzufügen, von denen man vorher noch gar nichts wusste. Vor allem wirtschaftliche und finanzielle Entscheidungen profitieren, wenn Du über Vorbildung verfügst. Mit Studium und Weiterbildung findet du nicht nur leichter Jobs – du kannst auch effektiver zwischen ihnen auswählen.
  • Bauchgefühl: Die Macht der Intuition ist kein Mythos. Tatsächlich sind Bauchentscheidungen oft nicht schlechter als rationale, dafür aber sehr viel schneller. Auf dein Bauchgefühl vertrauen solltest du nicht bei lebensverändernden Weichenstellungen wie der Wahl von Beruf oder Studienfach, aber bei Entscheidungen, die von geringer Tragweite sind oder bei denen es auf Schnelligkeit ankommt, zum Beispiel im Sport.
  • Auswahl: Je mehr Alternativen zur Verfügung stehen, desto schwieriger fällt die Entscheidung. Die Entscheidungsfindung kann sich so in die Länge ziehen. Das ist insbesondere im Überfluss-Zeitalter, in dem du zwischen unzähligen Schokoriegeln, Schuhen und sogar Sexpartnern auswählen kannst, ein Problem. Eine Abkürzung gehst du, indem du deine Auswahl durch das Ausschlussverfahren möglichst rasch auf zwei Alternativen herunterbrichst – und dich am Ende nur noch zwischen zweien entscheiden muss.
  • Bewegung: Bewegung regt die Hirnaktivität an und steigert unser Konzentrationsvermögen. Ein moderater Spaziergang – kein Dauerlauf – produziert meist bessere Ideen als seelenruhiges Sitzenbleiben. Sogar durch simples Aufstehen kannst du Experimenten zufolge bessere Entscheidungen treffen. Dreh vor wichtigen Entscheidungen also ruhig eine Runde um den Block.

Bessere Entscheidungen treffen mit diesen vier Methoden

Auf die Technik kommt es an. Mit diesen vier Methoden kannst du bessere Entscheidungen treffen:

1. Pro-Contra-Liste

Jede Auswahlmöglichkeit bekommt eine Spalte. In die linke Spalte kommen die Argumente dafür, in die rechte Spalte die Argumente dagegen. Die Anzahl der Pro- und Contra-Argumente lässt eine erste Einordnung zu. Aber nicht jedes Argument ist gleich wichtig. Gewichte die Aspekte nach deinen persönlichen Präferenzen.

2. Szenarioanalyse

Überleg dir, was im Falle deiner Entscheidung für Variante A im besten Fall und im schlechtesten Fall passieren könnte. Und welcher der Best Case und der Worst Case für Variante B, C oder D wäre. Mit dieser Methode behältst du langfristige Konsequenzen im Blick – und kannst Potenziale und Risiken abwägen.

3. Entscheidungsbaum

Mit dem Entscheidungsbaum verringerst du Schritt für Schritt deine Auswahlmöglichkeiten – bis nur noch eine übrig ist. Nacheinander werden an die Auswahlmöglichkeiten K.-o.-Kriterien angelegt. Wer sie nicht erfüllen kann, fliegt raus. Die verbleibenden Optionen ziehen quasi in die nächste Runde ein. Beispiel: Wenn du vor der Jobwahl steht, könntest du nacheinander Kriterien anlegen wie "Anfahrt von maximal 30 Minuten", "hohes Einkommen von über 50.000 Euro pro Jahr", "Home-Office-Möglichkeit" und so weiter.

4. Consider all Facts

Schreib ALLE Faktoren auf, die für eine Entscheidung relevant sind. Die wichtigsten zuerst, die weniger wichtigen weiter unten. So entsteht ein vollständiges Bild, das eine Entscheidung auf Basis möglichst vieler Informationen erlaubt. Das funktioniert am Computer oder mit Block und Stift.

Wie kann ich Entscheidungen rückgängig machen?

Grundsätzlich solltest du zu einer Entscheidung – hast du sie nach gründlicher Abwägung einmal getroffen – stehen. Rückgängig machen kann man eine Entscheidung ohnehin nicht. Du kannst höchstens versuchen, sie nachträglich zu korrigieren. Das ist möglich und sinnvoll, sofern du nun über neue Erfahrungswerte oder Informationen verfügst, die du damals bei deiner Entscheidung noch nicht hattest – zum Beispiel bei der Wahl des Studienfachs, Berufs oder auch des Partners.

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