"Future Skills"-Studie: 18 Skills, die die Personalarbeit der Zukunft prägen

Autor*innen
Kris Folz
Ein Mann blickt nach oben und beißt nachdenklich auf seinen Finger. Sein Kopf ist so bearbeitet, dass man ein gezeichnetes Gehirn sieht, aus dem eine Glühbirne und Zahnräder kommen.

"Nichts ist so beständig wie der Wandel." – Was Heraklit von Ephesus vor rund 2.500 Jahren feststellte, gilt heute noch. Die Arbeitswelt wandelt sich beständig, und mit ihr die Anforderungen an die Beschäftigten.

Was müssen Mitarbeiter in den nächsten fünf Jahren fachlich und persönlich mitbringen, damit ein Unternehmen zukunftsfähig bleibt? Und was bedeutet das für die Personalarbeit?

Diesen Fragen sind die Unternehmensberatung McKinsey & Company und der Stifterverband für die deutsche Wissenschaft nachgegangen. Im Sommer 2018 haben sie über 600 Unternehmensverantwortliche befragt, auf welche Skills es in naher Zukunft ankommen wird. Die wichtigsten Ergebnisse dieser "Future Skills"-Studie finden Sie hier zusammengefasst. So viel darf vorab verraten werden: Die HR-Abteilungen müssen zukünftig vor allem zwei Herausforderungen meistern.

Die Zukunft der Arbeit

Wie die Arbeitswelt in fünf Jahren aussehen wird, lässt sich bereits heute erahnen. Dass die Digitalisierung dabei eine zentrale Rolle spielen wird, gilt als sicher. Wenn Unternehmen zukunftsfähig bleiben wollen, müssen sie sich darauf einstellen. Dabei kommt der Personalarbeit eine Schlüsselfunktion zu: Der unternehmerische Erfolg hängt schließlich maßgeblich davon ab, ob die Mitarbeiter die richtigen fachlichen und persönlichen Fähigkeiten besitzen.

In der digitalisierten Arbeitswelt suchen Firmen verstärkt nach Bewerbern mit hoher technischer Kompetenz. Rund 700.000 zusätzliche Stellen mit IT-Bezug werden laut "Future Skills"-Studie in den nächsten fünf Jahren entstehen. Eine echte Herausforderung, denn schon heute sind IT-Spezialisten Mangelware.

Doch das Recruiting ist nicht die einzige Herausforderung für die Personalabteilungen. Sie müssen auch die bestehenden Mitarbeiter fit für die Zukunft machen. McKinsey und der Stifterverband haben einen Qualifizierungsbedarf von rund zwei Millionen Menschen ermittelt – eine echte Mammutaufgabe für die HR-Verantwortlichen.

Die erfreuliche Nachricht: Wer die Ergebnisse der "Future Skills"-Studie kennt, hat den ersten wichtigen Schritt in Richtung Zukunft gemacht. Denn Unternehmen, die wissen, welche Fähigkeiten ihre Mitarbeiter besitzen sollen, können die Personalarbeit darauf zuschneiden und sich einen entscheidenden Vorsprung gegenüber ihren Wettbewerbern sichern. Höchste Zeit, gleich loszulegen.

Was sind Future Skills?

Unter Future Skills verstehen die Studienautoren Fähigkeiten, die in den kommenden fünf Jahren branchenübergreifend an Bedeutung gewinnen. Sie gliedern sich in drei Kategorien: klassische Skills, digitale Grundkompetenzen und technologische Fähigkeiten. Die Skills der ersten beiden Kategorien sind für jeden Kandidaten oder Mitarbeiter essenziell; die dritte Kategorie ist dagegen vor allem für IT-Spezialisten relevant.

Kategorie 1

Zu den klassischen Fähigkeiten zählen Soft Skills und persönliche Eigenschaften. Bewerber, die diese Skills mitbringen, können sich besser an neue Situationen anpassen. Sie lösen komplexe Probleme leichter als andere. Die wichtigsten Future Skills dieser Kategorie sind:

  • Kreativität
  • Anpassungsfähigkeit
  • Problemlösungskompetenz
  • Durchhaltevermögen
  • unternehmerisches Handeln und Eigeninitiative
Kategorie 2

In einer Welt, die immer stärker von der Digitalisierung geprägt ist, benötigen wir alle ein gewisses Set an digitalen Basiskompetenzen. Sie sind nicht nur für unseren Beruf wichtig, sondern auch im Privatleben. Hierzu zählen:

  • digitale Grundkompetenz (Digital Literacy)
  • digitales Lernen (Digital Learning)
  • digitale Ethik (Digital Ethics)
  • digitale Interaktion
  • agiles Arbeiten
Kategorie 3

Transformative Technologien müssen weiterentwickelt und gestaltet werden. Daher sollten IT-Fachkräfte zukünftig folgende Skills mitbringen:

  • komplexe Datenanalyse
  • Webentwicklung
  • nutzerzentriertes Designen
  • Übersetzung zwischen IT-Experten und IT-Laien (Tech-Translation)
  • Entwicklung von Blockchain-Technologie
  • Konzeption und Administration vernetzter IT-Systeme
  • Entwicklung von Robotern und Smart Hardware

So wirken sich die Future Skills auf die Personalarbeit aus

Der Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern ist hoch. Grundsätzlich sollten alle Beschäftigten über möglichst viele Skills der Kategorien 1 und 2 verfügen. Zugleich bemühen sich Unternehmen um IT-Experten mit Skills aus der dritten Kategorie. Daraus folgt: Effektive Personalarbeit ist wichtiger denn je. HR-Abteilungen werden deshalb in Zukunft deutlich wachsen.

Die Folgen für das Recruiting

  • Informelle Qualifikationen gewinnen an Bedeutung. Doch diese Skills lassen sich bei der Bewerberauswahl nicht ohne Weiteres ermitteln. Zukünftig werden daher sicher verstärkt (digitale) Kompetenzanalysen durchgeführt.
  • Um technische Experten zu rekrutieren, greifen Unternehmen wohl zunehmend auf Bewerber aus dem Ausland oder auf Kandidaten mit fehlenden Qualifikationen zurück. Beim Onboarding kommen dann häufiger kulturelle Integrationsprogramme und Nachqualifizierungen zum Einsatz.
  • Der Auswahlprozess wird wahrscheinlich aufwendiger und komplexer. Unternehmen investieren noch mehr Energie in den War for Talents.
  • Gerade kleine und mittlere Unternehmen sowie Hidden Champions müssen sich im Kampf um die besten (IT-)Köpfe besonders anstrengen, um sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren. Bereits jetzt locken viele derartige Unternehmen mit flexiblen Arbeitszeiten, Homeoffice-Regelungen, agilen Arbeitsmethoden oder Co-Working-Kulturen.
  • Größere Firmen ködern IT-Spezialisten dagegen oft mit dem Aufbau konzerneigener Start-ups. Der Vorteil: Die Stärken eines kleinen Unternehmens lassen sich mit den Annehmlichkeiten eines Großkonzerns verbinden. Das ist für viele Bewerber ein großer Pluspunkt. Dieser Trend wird sich voraussichtlich weiter fortsetzen.

Die Folgen für die Personalentwicklung

  • Die Weiterbildung der bestehenden Mitarbeiter wird für Unternehmen immer wichtiger. Bereits jetzt planen viele Unternehmen mehr Zeit und Ressourcen für Personalentwicklung ein als zuvor.
  • Auch die Beschäftigten legen in Zukunft mehr Wert auf kontinuierliche Weiterbildung. HR-Abteilungen sind hier gefordert: In regelmäßigen Mitarbeitergesprächen müssen Personaler die individuellen Interessen und der jeweilige Qualifizierungsbedarf der Mitarbeiter ermitteln und maßgeschneiderte Lösungen finden.
  • Unternehmen setzen zunehmend auf digitale Lernformate wie Webinare, digitale Qualifikationsmodule, Lern-Communitys etc. Neben den formalen Qualifizierungsmaßnahmen (z. B. Schulungen) werden auch informelle Lernformen (z. B. Training on the Job) an Bedeutung gewinnen.
  • Noch ist es oft schwer einzuschätzen, ob und in welchem Maße Mitarbeiter über bestimmte Skills verfügen. Um das zu ändern, müssen Unternehmen verstärkt (digitale) Kompetenzanalyse-Methoden einsetzen.
  • Auch Qualifizierungsangebote müssen zukünftig wesentlich genauer ausgewertet werden. Denn nur so lässt sich feststellen, welche Weiterbildungsmaßnahme sich für wen lohnt.

Future Skills – der Hintergrund

Die Unternehmensberatung McKinsey & Company und der Stifterverband für die deutsche Wissenschaft haben im Juni 2018 insgesamt 607 Unternehmen aller Größen (Großkonzerne, Start-ups und KMU) aus der gewerblichen Wirtschaft sowie aus der Finanzbranche online befragt, inwiefern Mitarbeiter über die einzelnen Future Skills verfügen oder verfügen sollten.

Diese Einschätzungen dienen als Basis verschiedener Auswertungen, unter anderem "Future Skills: Welche Kompetenzen in Deutschland fehlen" und "Wie Future Skills die Personalarbeit verändern". Beide Analysen sind Teil eines umfassenden "Future Skills"-Aktionsprogramms.

Mehr Informationen finden Sie unter www.future-skills.net.

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