Prüfungen überleben: Tipps zur optimalen Vorbereitung

Autor*innen
Jasmin Ehinger
Junge Frau sitzt im Schneidersitz auf Wolken, sie hat einenLaptop auf dem Schoß und lächelt. In Hintergrund eine Hand, die das OK-Zeichen macht, und ein Diagramm mit Pfeil nach oben.

Der Termin steht fest. Die Prüfung rückt näher. Du nimmst dir jeden Tag vor, ein paar Stunden zu lernen. Doch plötzlich stehen Freunde vor der Tür oder es macht ein neuer Club auf. Den musst du unbedingt testen. Eines Tages stehst du auf und fängst an, den Stoff für die Prüfung zusammen zu tragen. Dann kommt der Schock: Wie sollst du das nur schaffen? Die Lernfalle hat zugeschnappt.

Die Partyfalle ...

"Viele Studenten schaffen bei der Prüfungsvorbereitung den rechtzeitigen Einstieg nicht," sagt Professor Dr. Ullrich Dittler. Seit zwei Jahren unterrichtet er an der FH Furtwangen im Bereich interaktive Medien und bringt den Studenten das Lernen und Lehren mit Medien nahe. "Viele schieben das Lernen vor sich her, gehen lieber in den Biergarten oder ins Kino statt frühzeitig anzufangen," sagt er. 

... und weitere Fußangeln

Deine Zeit zu vertrödeln ist nur ein Fehler, den du bei der Prüfungsvorbereitung machen kannst. Ein unordentlicher Arbeitsplatz kann deine Konzentration stören. Bloßes Wiederholen bringt oft nicht den gewünschten Erfolg. Wenn du versuchst, das ganze Stoffgebiet zu lernen, siehst du bald vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr.

Nimm dir nicht zu viel vor

Du musst nicht zwangsläufig in eine dieser Fallen treten. Lernen kann man lernen, und wenn du dir nicht zu viel auf einmal vornimmst, geht es auch. "Wenn der Prüfungstermin feststeht, sollte man sich Themenfelder überlegen und inhaltlich abstecken", rät Dittler. Grenze das Thema ein und überlege dir: Was kommt eher nicht dran? Was ist unwichtig?

Der richtige Plan

Außerdem hilft ein Zeitplan beim rechtzeitigen Einstieg. Du kannst dann genau festlegen, wieviel Zeit du brauchst und wann du anfangen musst.
 
 Du solltest dir drei verschiedene Pläne machen:

  • Langfristige Planung: Hier trägst du die Themengebiete ein, die du lernen musst. Frage dich: Wie viele Wochen benötige ich für welches Themengebiet? In welcher Woche lerne ich welchen Bereich? Dieser Plan zeigt dir, wann du anfangen musst. Plane großzügig.
  • Wochenplan: Trag in einen Plan alle Freizeitaktivitäten ein und frage, welche du reduzieren könntest. Dann zähle die Zeit zusammen, die dir pro Woche bleibt. Der Wochenplan ist die Basis für eine langfristige Planung.
  • Tagesplan: Mache dir an jedem Tag einen Plan, in dem du einträgst, wann du lernst. Denk daran, dass du Zeit zum "Aufwärmen" brauchst, und dass deine Leistungsfähigkeit auch von der Tageszeit abhängt. Vormittags zwischen acht und zehn Uhr können sich die meisten am besten konzentrieren. Ein erster Tiefpunkt liegt meist zwischen zwei und drei Uhr, ein weiteres Leistungshoch um fünf Uhr nachmittags. Zuletzt: Vergiss die Pausen nicht!

Über Pausen, Arbeitsplatz und Lernstrategie

Have a break

Anfangen und dann 24 Stunden durchlernen. Das bringt bestimmt am meisten, denkst du. Aber ohne Pausen geht gar nichts, denn wenn dein Geist ruht, kann dein Hirn die Informationen in Ruhe verarbeiten. Deshalb sind Pausen wichtig und du solltest sie in deinem Tagesplan festlegen. Gönne dir nach einer halben Stunde Lernen fünf Minuten Ruhe, nach zwei Stunden eine viertel Stunde. Nach vier Stunden pauken solltest du zwei Stunden für eine große Pause einplanen. 

Joggen, Abwaschen – deine Pause

Was du in den Pausen tust, ist deine Sache. Wenn du beim Lernen viel liest, solltest du das in der Pause allerdings nicht tun. Lernforscher haben festgestellt, dass die Erholung größer ist, wenn sich die Pause vom Lernen stark unterscheidet. 

Das richtige Örtchen

Der Schreibtisch ist ein wichtiges Thema. Hier sollte alles sein, was du zum Lernen brauchst. Sonst musst du deine Arbeit ständig unterbrechen und nach einem Lexikon oder nach dem Taschenrechner suchen. Die Tischplatte sollte so groß sein, dass alle Lernutensilien darauf Platz haben. Im Zimmer sollte es nicht zu warm sein, damit du nicht müde wirst. 

Lernen geht ans Eingemachte

Die Bedingungen für optimales Lernen sind geschaffen. Jetzt geht's ans Eingemachte. Lernen bedeutet Arbeit, daran ändern auch Lernhilfen und -techniken nichts. Ein wenig Wissen über das Lernen ist aber durchaus hilfreich. Zum Beispiel, wenn du einen Text immer wieder liest und nichts hängen bleibt. 

Lernen, Lernen, Lernen – und kein Erfolg

Am besten können wir uns Dinge merken, die uns persönlich angehen – oder hast du schon einmal vergessen, wie du heißt oder dass du einem Freund 100 Mark geliehen hast? Finde heraus, was der Stoff, den du lernen sollst für dich bedeutet. Interessiert er dich? Ist er später im Beruf wichtig? Oder willst du einfach nur die Klausur bestehen? Auch das ist ein Motiv ... 

Informationsverarbeitung ohne EDV

Außerdem gilt: Je tiefer du eine Information verarbeitest, um so besser bleibt sie hängen. Lies dir zum Beispiel Texte in Bezug auf eine Frage durch. Überleg dir nach dem Lesen, welche Fragen dein Prof in der Klausur stellen könnte. Fass den Text mit eigenen Worten zusammen. 

Bau dein Faktenwissen aus

Fakten sind schon auf das Minimum an Information reduziert. Sie zu lernen geht deshalb leichter, wenn du die Information ausweitest. Gehe zum Beispiel in deiner Vorstellung einen Weg entlang- von daheim zur Uni. Merke dir Gegenstände und Gebäude, an denen du vorbei kommst. Jetzt verknüpfe mit jedem Gegenstand und Gebäude etwas aus deiner Lern-Liste. Musst du sie abrufen, so gehst du im Geiste den Weg einfach noch einmal.

Zähne, Zebras und Tulpen

Lernforscher beobachteten, dass Menschen Bilder von gegenständlichen Dingen besser behalten als abstrakte Begriffe. Du musst für deine Fakten also ein Bild finden, um dich besser an sie zu erinnern. Du sollst dir wieder eine Liste merken: Suche für jeden Punkt deiner Liste ein Bild. Verknüpfe dann die Bilder durch weitere Bilder miteinander. So entstehen Assoziationsreihen. Merk dir zum Beispiel die Liste: Zebra – Zahn – Tulpe – Haus. Stell dir ein Zebra vor, das eine Tulpe frisst, stell dir vor, wie der Zahn die Tulpe zermalmt und dann stell dir vor, wie statt Geranien viele Tulpen im Balkonkübel von einem Haus blühen. Viele Gedächtniskünstler arbeiten übrigens mit solchen Techniken. Ob sie für dich persönlich sinnvoll sind, musst du selbst entscheiden. Denn Lernen ist eine individuelle Sache.

Erzähl es deinem kleinen Bruder – Interview mit Professor Dr. Ullrich Dittler

Dr. Ullrich Dittler ist seit zwei Jahren Professor für interaktive Medien an der FH Furtwangen und unterrichtet Studenten unter anderem in Mediendidaktik, der Kunst des Lehrens und Lernens durch Medien. Davor hat er Computer-Based-Trainings (CBT) und Web-Based-Trainings (WBT) für die Akademie der HypoVereinsbank erstellt. Was sagt der Mediendidaktiker zur richtigen Lernstrategie?

Wie merken Sie, dass ein Student in der Prüfung nicht vorbereitet ist?

Wenn jemand versucht, in einer Prüfung Zeit zu schinden oder Selbstverständliches ausführlich darlegt, weil er denkt, wenn er redet, ist die Gefahr nicht so groß, dass der Prüfer etwas fragt. Das brechen wir dann aber in mündlichen Prüfungen spätestens bei der zweiten Frage ab und gehen zu einem anderen Themengebiet. Manche zögern oder relativieren ihre Antwort, auch das zeigt deutliche Unsicherheit oder Unwissenheit. 

Ich bin schlecht vorbereitet. Was soll ich dann tun?

Ein gutes Beispiel für einen solchen Fall gab es neulich in einer mündlichen Prüfung, der Kandidat sagte, er dachte, das komme nicht dran. Er wisse, es wurde im Unterricht behandelt, aber er habe es für die Prüfung nicht gelernt. Dann hat er angefangen, laut zu denken und die Antwort in der Prüfung abzuleiten. Das war sehr ehrlich und die Prüfer hatten eine Grundlage, etwas zu bewerten. Auch Halbwissen gibt uns diese Chance. Das Gesagte sollte natürlich weder banal noch total falsch sein. 

Was raten Sie einem Studenten, der zu spät mit Lernen angefangen hat?

Zunächst einmal: Es macht lerntheoretisch keinen Sinn, wenn man kurz vor der Prüfung 24 Stunden durchlernt. Es ist besser, wenn man auch bewusst einen freien Abend macht. Entweder sagt man sich dann: Mut zur Lücke oder überlegt sich im Vorfeld, die Prüfung nicht zu schreiben. Wenn man antritt, muss man sich bewusst sein, dass dann die Leistung auch bewertet wird. Man kann eine Prüfung aber nicht ewig durch Atteste vor sich herschieben. 

Kann ich auch meinen Professor um Rat fragen?

Das ist sinnvoll, wenn Sie einen guten Grund haben. Ein Student kam einmal zu mir und meinte, er sei gerade umgezogen, seine Freundin habe sich von ihm getrennt und er habe seinen Goldfisch vergiftet. Er wollte, dass ich das Thema seiner Prüfung stärker eingrenze. Wenn ein guter Grund vorliegt, wird man das auch tun. Die Trennung von der Freundin oder ein Umzug sind jedoch nicht die richtigen Gründe. Durch so etwas verschlechtern Sie nur Ihre Position, weil der Professor dann weiß, dass Sie nicht richtig vorbereitet sind. 

Zuletzt noch einige Fragen an den Lernprofi: Kann man Lernen lernen?

Auf jeden Fall. In der Schule und Jugend lernen wir, wie wir uns Stoff aneignen. Studenten lernen auch die unterschiedlichsten Dinge im Studium. Erwachsene, die nach Jahren der Berufstätigkeit eine Umschulung machen, tun sich mit dem Lernen schwerer. Häufig ist das auch ein organisatorisches Problem. 

Und wie lerne ich am besten?

Durch Überprüfung mit Lernpartnern. Der Austausch mit anderen zeigt mir: Kann ich das Gelernte verbalisieren? Durch die Fragen der Kommilitonen werden auch unterschiedliche Schwerpunkte klar und ein solches Gespräch ist eine Art Prüfungssimulation. Diese Überlegung basiert auf dem Gedanken des "Lernens durch Lehren", d.h. Sie lernen auch durch Lehren, also indem Sie anderen den Stoff erklären. 

Noch ein abschließender Tipp?

Erzählen Sie's Ihrem kleinen Bruder, Ihrer Mutter oder einem Bekannten. Überlegen Sie sich auch: Welche Fragen können in der Prüfung dran kommen? Dabei geht es nicht darum, die tatsächlichen Prüfungsaufgaben zu treffen. Sie lernen dabei durch die aktive Auseinandersetzung mit dem Stoff.

Magnesium macht den Kopf frei – Vorbereitungstipps der e-fellows

Die e-fellows Mareen, Christian, Bernd und Anne haben das Vordiplom schon hinter sich und arbeiten auf den Studienabschluss hin. Wir haben die vier gefragt, wie sie die Prüfungszeit verbringen und was für Tipps sie als alte Hasen haben.

Mareen studiert im 10. Semester Geschichte an der Uni Duisburg. Sie bereitet sich mit Hilfe von Büchern auf ihre Prüfungen vor. Die Stipendiatin schreibt das Wichtigste zusammen und lernt dann mit den Aufzeichnungen. Außerdem nimmt sie Magnesium. Das hilft gegen den Prüfungskater, sagt sie. Sie fängt vier Wochen vor einer Prüfung an zu lernen. Die Bücher hat sie dann aber schon. Bei der Prüfung selber macht ihr am meisten die Nervosität zu schaffen.

Christian studiert im 8. Semester Jura an der Uni Augsburg. Er bereitet sich mit Hilfe von Karteikarten vor. Zum Teil schreibt er sie selbst. "Da lernt man auch gleich was," meint er. Für Jura gibt es aber auch welche zu kaufen. Außerdem schwört er auf die Hilfe von alten Klausuren.

Auch Bernd ist im 8. Semester. Er studiert Biologie an der Uni Bonn und versucht gerade, mit dem Lernen für die Diplomprüfung anzufangen. Er spricht die Themen mit Professoren ab, wenn er sich bei ihnen zur Prüfung anmeldet. Außerdem arbeitet er intensiv mit Literatur, also mit Büchern und Mitschriften aus den Vorlesungen.

Anne studiert im 7. Semester Medizin an der FU Berlin. Bei mündlichen Prüfungen liest sie Texte durch und versucht sie dann nachzuerzählen. Multiple Choice Aufgaben geht sie anders an. Da liest sie Texte immer wieder und kreuzt Bücher mit Altfragen durch. Aber das ist ihre Art zu lernen. "Ich glaube nicht, dass das anderen weiterhilft," sagt sie.

Wie sieht bei euch die Klausurzeit aus? Verkriecht ihr euch da in euren Zimmern?

Mareen: Partys gibt's bei mir in der Klausurzeit nicht. Ich teile mir die Zeit ein. Lerne zum Beispiel den ganzen Vormittag und mache auch mal einen Nachmittag Pause. Gelegentlich, wenn ich das Gefühl habe, dass ich nicht mehr klar denken kann, geh ich raus.

Christian: Zwei Wochen vor dem Examen habe ich auch an den Wochenenden nichts mehr unternommen. Ich schlafe dann viel und versuche mich zu erholen. Ich lerne auch nicht bis zum letzten Tag, sondern versuche eine halbe Woche vorher fertig zu sein, abzuschalten, zu entspannen.

Bernd: Ich war voriges Jahr in den USA. Da gab es die Klausuren geballt am Ende des Semesters. Das hieß dann intensives Sitzen und wenig Rauskommen. Hier in Deutschland sind die Prüfungen ja verteilter. Da ist es nicht so schlimm.

Anne: Ich versuche mir die Woche davor Freiraum zu nehmen. Lese von Morgens bis Abends und versuche meine Freizeit einzuschränken: hauptsächlich die Zeit, die ich sonst spontan verplane. Einige Hobbys verfolge ich ganz bewusst weiter. Als Ausgleich. 

Wie überwindet ihr die Anfangshürde?

Anne: Der Anfang ist schwierig. Aber wenn ich unter Zeitdruck stehe, geht das von allein.

Christian: Mir fällt das nicht schwer. Ich mache mir einen Plan und überlege mir für welches Gebiet ich wie lange brauche. Also: Strafrecht drei Wochen, Zivilrecht zwei Wochen, in dem Stil. Irgendwann freut man sich dann, wenn's endlich losgeht.

Mareen: Ich fange relativ lange davor an, keine Verabredungen mehr zu machen. Schreibe meinen E-Mail-Freunden, dass ich jetzt die nächsten acht Wochen nicht erreichbar bin. Meinen Fernseher hab ich auch schon abgegeben. Und ich übernehme in der Zeit keine zusätzlichen Aufgaben, wie zum Beispiel bei einem Umzug helfen. Das spart dann die Zeit, die man zum Lernen braucht.

Bernd: Bei mir sieht es so aus, dass ich einen groben Zeitplan haben muss. Den hab ich nur grob im Kopf. Für das Fach brauch ich vier Wochen, für das Fach auch. Dann weiß ich: Jetzt sollte ich langsam anfangen. 

Was für Tipps habt ihr für Erstsemester?

Mareen: Sie sollten den Stoff strukturieren und sich möglichst eine Deadline setzen. Dabei großzügig kalkulieren, falls man krank wird oder eine Erkältung bekommt. Gut ist auch, sich über Lerngruppen zu kontrollieren. Da sieht man, wie viel die anderen schon gelernt haben, kann sich gegenseitig abfragen. Da braucht man dann natürlich den richtigen Lernpartner dazu.

Bernd: Viele Erstsemester unterschätzen auch die Hilfe, die sie von der Fachschaft bekommen können. Die sammeln dort alte Prüfungen und Klausuren. Im Grundstudium sind es bei Biologie ja hauptsächlich Wissensfragen. Über die alten Klausuren kann man sich eine Idee verschaffen, wie die Klausuren aussehen können.

Anne: Ich glaube, da muss jeder seine eigene Art finden. Es gibt unterschiedliche Lerntypen. Am Anfang nimmt man leicht alles zu ernst. Heute lerne ich auf Lücke und weiß, was ungefähr dran kommt. Aber das ist meine eigene Art. Ich glaube nicht, dass das anderen weiterhilft.

Christian: Bei Jura kann ich den Tipp geben: Von Anfang an mitlernen. Viele lassen vier oder fünf Semester schleifen – machen Party. Am Semesterabschluss beginnen sie eine Woche vorher zu lernen. Das geht gut bis zum Examen. Das Grundwissen fehlt dann häufig.

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