Ehrenamt: Checkliste für dein Engagement

Autor*innen
Nicole Metz
Zwei Hände umrahmen schützend eine Schildkröte und Blumen.

Sei es für den Lebenslauf oder das eigene Gewissen: Es gibt viele Organisationen und Projekte bei denen du dich ehrenamtlich einbringen kannst. Doch wie findest du ein Engagement, das auch in dein Leben passt? Und was sind die Anforderungen für die Bewerbung?

Welches Ehrenamt passt zu dir?

Damit du ein Ehrenamt erfolgreich ausüben kannst, sollten die Aufgaben deinen Wünschen und Fähigkeiten entsprechen. Ähnlich wie bei der Jobsuche solltest du dir also folgende Fragen stellen:

  • Welche Kompetenzen besitzt du?
  • In welchem Bereich möchtest du tätig werden?
  • Welchen deiner Interessen sollte das Engagement entsprechen?
  • Welche Qualifikationen und Kapazitäten solltest du für diese Tätigkeiten mitbringen?

Diese Fragen lassen sich noch weiter aufschlüsseln:

Deine Kompetenzen

  • Welche praktischen Fähigkeiten und Qualifikationen hast du in deinem Job oder Studium erworben, die du in einem Ehrenamt einsetzen kannst?
  • Welche Kompetenzen hast du durch Hobbys oder Nebenjobs erworben, die dir für das Engagement helfen können?
  • Wo liegen deine persönlichen Stärken und Schwächen? Welche Tätigkeiten bereiten dir Spaß?

Deine Erwartungen

  • Was genau suchst du im Ehrenamt? Die Möglichkeit, deine Kompetenzen weiterzugeben? Möglichkeiten, dich weiterzuentwickeln? Etwas, um deinen CV zu verbessern?
  • Was wünschst du dir vom Engagement?
  • Wie möchtest du dich engagieren (vor Ort, von zuhause aus, am PC)
  • Welche Personen- oder Altersgruppe liegt dir besonders am Herzen?
  • Wie viel Zeit kannst du pro Woche/Monat investieren?
  • Möchtest du dich kontinuierlich über einen längeren Zeitraum engagieren oder lieber in einem zeitlich begrenzten Rahmen?
  • Damit zusammenhängend: Wo möchtest du das Ehrenamt ausüben? Bei dir vor Ort oder in einem anderen Land?

Wenn du dich für eine Einrichtung beziehungsweise Organisation entscheidest, gibt es eine Handvoll von Fragen, die du beim (Erst-)Gespräch stellen solltest, damit du genau weißt, was dich bei Beginn deiner Tätigkeit erwartet.

  • Wirst du in die Tätigkeit eingeführt, oder bist du von Anfang an komplett auf dich alleine gestellt?
  • Wer ist dein Ansprechpartner?
  • Wie sieht die Aufgabenteilung zwischen Hauptberuflichen und Ehrenamtlichen aus?
  • Welche Weiterbildungen und Kurse musst bzw. kannst du belegen? Wer übernimmt die Kosten?
  • Gibt es die Möglichkeit, sich mit anderen Freiwilligen auszutauschen?
  • Wie schauen die Rahmenbedingungen aus?
    • Gibt es feste Arbeitszeiten? Kannst du dir die Arbeit selbst einteilen und hast du die Möglichkeit, Aufgaben abzulehnen?
    • Hast du als Freiwillige:r Gestaltungsmöglichkeiten?
    • Bekommst du einen Tätigkeitsnachweis oder ein Zeugnis?
    • Welche anfallenden Kosten werden erstattet?
    • Bist du über die Organisation haftpflicht- bzw. unfallversichert?

Organisationen, die Ehrenämter vermitteln

Verschiedene Organisationen und Datenbanken helfen dir dabei, ein passendes Ehrenamt zu finden:

Freiwilligen Zentrum Augsburg (Augsburg)

Freiwilligen Zentrum Bayreuth (Bayreuth)

Ehrenamtsnetz (Berlin)

Ehrenamt Agentur Essen (Essen)

Hamburger Freiwilligenagenturen (Hamburg)

Freiwilligen-Agentur TATENDRANG (München)

Was tun!? (Ravensburg)

Freiwilligenagentur Wilhelmshaven (Wilhelmshaven)

Ehrenamt-Deutschland.org (deutschlandweit)

Bei Datenbanken wie vom Ehrenamtsnetz in Berlin können Organisationen Einsatzmöglichkeiten ausschreiben. Wer nach einer ehrenamtlichen Tätigkeit sucht, kann das Angebot der Datenbanken nach seinen Interessen filtern.

Organisationen wie "Freiwilligen-Agentur TATENDRANG" dagegen übernehmen die Vermittlung des Ehrenamts komplett. Berater:innen fungieren als Lots:innen, die dich persönlich beraten, wie und wo du ehrenamtlich aktiv werden kannst, und die den Kontakt zu Ansprechpartner:innen herstellen, wenn du ein passendes Engagement gefunden hast.

Was brauchst du für die Bewerbung?

Was bei der Bewerbung für ein Ehrenamt gefordert wird, kommt natürlich immer auf die Einrichtung an. Manche führen einen Bewerbungsprozess durch, der der Suche nach einem bezahlbaren Wohnplatz in München gleichkommt. Bei anderen Organisationen reicht es, nur die Handynummer anzugeben.

Für einige Tätigkeiten benötigst du spezielle Ausbildungen oder Weiterbildungen, die du vor Beginn der Tätigkeit absolvieren musst. Für die ehrenamtliche Betätigung als Rettungssanitäter:in musst du beispielsweise eine Mindestausbildung von 520 Stunden (theoretische Ausbildung, Klinikpraktikum, Rettungswachenpraktikum, Abschluss- und Prüfungslehrgang) absolvieren.

An dieser Checkliste kannst du dich orientieren:

  • Motivationsschreiben und Lebenslauf
  • Nachweise zu absolvierten Ausbildungen und Weiterbildungen
  • evtl. erweitertes Führungszeugnis (alle Personen ab 16 Jahren, die ehrenamtlich in der Kinder- und Jugendhilfe tätig sind, müssen seit 2012 ein Führungszeugnis vorlegen)
  • evtl. ärztliches Attest (zum Beispiel für Tätigkeiten in der Bereitschaft beim Deutschen Roten Kreuz)
  • evtl. (großer) Erste-Hilfe-Lehrgang (zum Beispiel für den Sanitätsdienst)
  • evtl. Gesundheitszeugnis (beim Umgang mit sensiblen Lebensmitteln)
  • evtl. Arbeitserlaubnis

Muss der Arbeitgeber der ehrenamtlichen Tätigkeit zustimmen?

In der Regel steht in deinem Arbeitsvertrag eine Anzeigepflicht von Nebentätigkeiten, darunter fallen auch ehrenamtliche Betätigungen. Der Arbeitgeber darf ein Ehrenamt allerdings nur im Ausnahmefall verbieten, denn der Arbeitnehmer ist durch das Grundrecht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit geschützt. Auch darf der Arbeitnehmer Nebentätigkeiten nur untersagen, wenn sie dem betrieblichen Interesse entgegenstehen.

Kann das Ehrenamt während der Arbeitszeit ausgeübt werden?

Geraten Ehrenamt und Arbeit in Konflikt, hast du in der Regel keinen Anspruch darauf, für deine ehrenamtliche Tätigkeit freigestellt zu werden. Auch ein Recht auf Sonderurlaub gibt es nicht. Eine Ausnahme bildet hier die Freiwillige Feuerwehr: Hier müssen Mitglieder für Einsätze und Fortbildungen, die in die Arbeitszeit fallen, freigestellt werden.

Darf das Engagement in einer Gewerkschaft vom Arbeitgeber verboten werden?

Nein, das Engagement in Gewerkschaften steht unter besonderem Schutz und muss vom Arbeitgeber geduldet werden.

Wie sieht es mit dem Versicherungsschutz aus?

Meistens werden Ehrenamtliche von den Organisationen und Vereinen gegen Unfall- und Haftpflichtschäden versichert. Für manche Freiwillige (beispielsweise in öffentlich-rechtlichen Institutionen) besteht auch eine gesetzliche Pflichtversicherung. Vor Antritt des Ehrenamtes solltest du unbedingt abklären, welcher Versicherungsschutz besteht, damit du für anfallende Schäden nicht zur Verantwortung gezogen werden kannst.

Kann ich für mein Engagement ECTS-Punkte bekommen?

Ja, manche Universitäten belohnen ehrenamtliche Tätigkeiten in Form von ECTS-Punkten.
An der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn ist es zum Beispiel möglich, ehrenamtliche Tätigkeiten im Umfang von sechs Leistungspunkten für den Bachelor anerkennen zu lassen.
Die Universität Augsburg bietet im Rahmen eines Begleitstudiums die Möglichkeit, Praxiserfahrung durch gesellschaftlichen Engagement zu sammeln und dafür ECTS-Punkte und ein Zertifikat zu erwerben.
Im Master in Management an der ESMT Berlin ist ein soziales Projekt sogar in den Lehrplan integriert, damit Studierenden bewusst wird, welche Auswirkungen die Wirtschaft auf die Gesellschaft hat.

Muss ich Aufwandsentschädigungen oder andere Einnahmen aus ehrenamtlichen Engagement bei der Steuer angeben?

Ja, wenn diese Ausgaben nicht nur dafür da sind, Selbstkosten – wie Verpflegungs- oder Fahrkosten – zu decken (sogenannte "Einkunftserzielungsabsicht").

Einnahmen bis 2.400 Euro sind nach § 3 Nr. 26 EStG steuerfrei.

Hilft mir ein Ehrenamt bei der Bewerbung?

Viele Unternehmen legen Wert darauf, dass ihre Mitarbeitenden sich mit sozialen Werten identifizieren und mit dem Ehrenamt über ihren Tellerrand hinausschauen.

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