Erfahrungsbericht – LL.M.: Columbia Law School

Autor*innen
Marco Jung
Skyline einer Stadt mit einer roten Sonne am Himmel [© master1305 – stock.adobe.com]

Marco Jung gelang, wovon viele träumen: Er studierte ein Jahr lang an der Columbia University in New York. Hier berichtet er von seinen Erfahrungen mit dem LL.M.-Programm der Elite-Uni.

Schon während der Vorbereitung auf das Erste Staatsexamen packte mich das Fernweh. Die Lernpausen verbrachte ich oftmals mit dem Durchstöbern des Internets nach LL.M.- Programmen aus allen Ecken der Welt. Kurz nach den Klausuren verfasste ich letztlich auch die eine oder andere Bewerbung. Als dann die Zusage meiner absoluten Favoriten-Uni eintrudelte und der DAAD mir darüber hinaus noch seinen Segen gab, konnte ich mein Glück kaum fassen: Ich durfte tatsächlich ein Jahr nach New York, und dazu noch an eine Ivy-League-Universität.

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Unileben und Kursprogramm

In New York bereitete man mir und den anderen Neulingen einen warmen Empfang. Die gesamte Uni veranstaltete ein mehrwöchiges Kennenlernprogramm mit gemeinsamen Stadtbesichtigungen, Kneipenabenden und sogar einer Schnitzeljagd. Als Unterkunft empfehle ich das University Housing. Das ist zwar nicht besonders günstig (aber was ist schon günstig in New York?), man ist aber unschlagbar nah dran an Campus und Unileben. Außerdem erreicht man in wenigen Minuten mit der U-Bahn Midtown Manhattan. Die allermeisten LL.M.-Studenten leben in den Uni-Apartments rund um den Campus. Zudem ist die Gegend um die Uni sehr sicher, sodass auch das nächtliche Heimkommen gar kein Problem darstellt.

Das LL.M.-Programm an der Columbia University ist sehr groß. Im Jahr 2011 waren es 286 Studenten. Mittlerweile dürfte die 300er-Marke geknackt sein. Das hat einerseits natürlich den enormen Vorteil, dass man Kommilitonen aus aller Welt hat (regelmäßig über 50 Nationen) und tatsächlich jeder schnell Kontakte knüpft. Auf der anderen Seite kann man nie wirklich alle kennenlernen. So sieht man noch bis zum Graduation Day unweigerlich neue Gesichter, was den Zusammenhalt als Jahrgang natürlich etwas mindert. Die Uni gibt sich jedoch Mühe, die Studenten zusammenzubringen. Im ersten Monat gibt es zum Beispiel jeden Freitagabend das LL.M. Friday Forum, bei dem eine ganze Bar im Uni-Viertel Morningside Heights angemietet wird, inklusive kostenfreier Drinks und Fingerfood.

Das Kursprogramm an der Columbia Law School ist hervorragend. Was die Uni besonders auszeichnet, sind neben der ungemeinen Vielfalt an Angeboten die sehr kompetenten Dozenten, seien es Vollzeit-Professoren oder Praktiker. In den über 200 Kursen findet wirklich jeder seine Vorlieben repräsentiert. Als besonderen Vorteil habe ich empfunden, dass man die Kurse sehr frei wählen kann und insbesondere die LL.M.-Studenten auch dazu ermuntert werden, Kombinationen auszusuchen, die auf den ersten Blick nicht unbedingt naheliegend erscheinen. Ganz klar empfehlen möchte ich jedem den Negotiation Workshop. Ein so intensives und gewinnbringendes Verhandlungstraining mit Menschen aus aller Welt bekommt man vermutlich selten geboten.

Über die Stadt New York muss nicht mehr viel gesagt werden. Es gibt kaum einen Fleck auf der Erde, der eine solche kulturelle Vielfalt und Vielzahl an Freizeitmöglichkeiten bietet. New York hat darüber hinaus eine ganz eigene Anziehungskraft und Faszinationswirkung. Egal welches Hobby man hat, egal welche Küche man bevorzugt, egal in welcher Nische man sich tummeln mag – in New York wird man fündig.

Finanzierung

Kommen wir zum leidigen Thema der Kosten. Es hilft nichts: New York ist teuer, die Uni ist teuer, und auf Hilfe seitens der Columbia sollte man eher nicht bauen. Die Studiengebühren für das Jahr haben mittlerweile die 50.000-Dollar-Marke überschritten. Selbst ein WG-Zimmer in Morningside Heights kostet über 1.000 Dollar im Monat. Die Kosten für Verpflegung sind allerdings durchaus vergleichbar mit deutschen Metropolregionen. Alles in allem wird man gut 75.000 Dollar als Fixkosten für das Jahr veranschlagen müssen. Die beste Hilfe bietet hier natürlich der DAAD. Weiterhin sollte man sich nicht scheuen, sämtliche Stipendienmöglichkeiten auszuschöpfen. Wer eine Columbia-Zusage in der Tasche hat, sollte insgesamt recht gute Karten bei den Stipendiengebern haben. 

Nun zur großen Frage: Ist es das Geld wirklich wert? Meine Antwort: Wer eine Begeisterung für die USA und die Stadt New York mitbringt – und vielleicht noch das entscheidende Quäntchen Glück bei der Stipendienvergabe hat –, der profitiert absolut von diesem Angebot. Für mich war es das bislang schönste Jahr meines Lebens und eine unglaubliche Erfahrung, die mich persönlich sehr weitergebracht und mir die Chance verschafft hat, ganz wunderbare Menschen kennenzulernen. Die Stadt New York hat seitdem einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen, und ich bin stolz darauf, sie als so etwas wie meine zweite Heimat bezeichnen zu dürfen. Legt man allerdings keinen gesteigerten Wert auf New York als Studienort, sollte man sich wohl etwas anderes suchen. Denn es gibt durchaus vergleichbare Programme für deutlich weniger Geld (zum Beispiel in London).

Eine einmalige Erfahrung

In diesem Sinne will ich dann auch meinen Bericht beenden. New-York-Fans: Traut euch! Bewerbt euch. Wer am Ende des Jahres am Graduation Day auf dem Rasen des Hauptcampus steht und aus voller Kehle zu den Klängen der deutschen Nationalhymne (Haydns Melodie ist auch die Columbia-Hymne) "Stand Columbia, Alma Mater" schmettert, weiß, dass es sich gelohnt hat.

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