Medizinerkarriere in den USA: Der US-amerikanische Standardweg

Autor*innen
Jacob J. Clarenbach
Über einem aufgeschlagenen Buch schwebt ein Doktorhut. Eine Hand hält die Quaste.

Die Facharztausbildung in den USA bietet viele Vorteile: sie ist gut strukturiert, es gibt hervorragende Forschungsmöglichkeiten und die Gehaltsaussichten sind auch nicht ohne. Kein Wunder, dass die USA bei Medizinern beliebt sind. Doch der Weg zum amerikanischen Facharzt ist steinig. Du brauchst gute Noten, Selbstdisziplin, viel Geld und Planung.

Für US-Amerikaner beginnt die Arztausbildung mit dem vierjährigen Medizinstudium. Formale Voraussetzungen für einen Studienplatz sind ein Collegeabschluss und der "Medical College Admission Test" (MCAT), der grob mit dem deutschen Test für medizinische Studiengänge (TMS) vergleichbar ist. Mit Abschluss des Studiums erhält man den Grad eines medizinischen Doktors (Doctor of Medicine oder Medical Doctor, "M.D."). Für diesen Doktortitel ist im Allgemeinen keine Dissertation oder Abschlussarbeit erforderlich. Am Ende des Studiums hat der durchschnittliche US-amerikanische Medizinstudent Schulden in sechsstelliger Höhe.

Jacob Clarenbach (36) studierte Medizin in Bonn. Nach einem Forschungsaufenthalt in Dallas und der internistischen Facharztausbildung in Boston, bildet er sich seit Sommer 2009 weiter zum Nephrologen am Mount Sinai Hospital in Manhattan.

Die US Medical Licensing Examinations

Das amerikanische Äquivalent der deutschen Staatsexamina, die aus drei Stufen (Steps) bestehenden "United States Medical Licensing Examinations" (USMLEs), sind meist nicht erforderlich, um das Studium abzuschließen. Du brauchst sie, um eine volle Arztlizenz zu erhalten. Spätestens mit Abschluss der Facharztausbildung schreibt sie das Gesetz vor, um unabhängig praktizieren zu können.
 
Viele Universitäten verlangen zumindest Step 1. Typischerweise legen Studenten US-amerikanischer Universitäten Step 1 und meist auch Step 2 im Studium ab, wohingegen sie Step 3 in der Regel erst während der Facharztausbildung absolvieren. Mehr Informationen zu den USMLEs findest du auf Seite 2.

Die Facharztausbildung

Nach dem Studium beginnt die Facharztausbildung ("residency" oder "graduate medical education") in einem entsprechenden "residency program". Dabei handelt es sich um krankenhausbasierte klinische Curricula, die zahlreichen Standards und Regeln unterliegen. Deren Einhaltung wird vom "Accreditation Council for Graduate Medical Education" (ACGME) überwacht und gegebenenfalls sanktioniert. Die Dauer einer "residency" hängt vom medizinischen Fachgebiet ab.

Das erste Jahr

Allen Fächern gemeinsam ist, dass das erste Jahr als "internship" bezeichnet wird. Das Leben als "resident", vor allem als "intern" im ersten Jahr, ist anstrengend: lange Dienste, wenige freie Tage und ein relativ niedriges Gehalt. Die Arbeitszeiten während der Facharztausbildung unterlagen bis vor wenigen Jahren keinerlei Regulierung, und daher waren 100 Arbeitsstunden pro Woche (und mehr!) keine Seltenheit. Inzwischen wurde die durchschnittliche Arbeitszeit vom ACGME auf 80 Stunden pro Woche begrenzt. Außerdem wird mindestens eine komplett arbeits- und rufbereitschaftsfreie 24-stündige Pause pro Woche gewährt.

Die Facharztprüfung

Wer die "residency" erfolgreich abschließt, darf sich anmelden für die kostenpflichtige Facharztprüfung ("board examination") um "board certified" zu werden. Die Facharztprüfung ist freiwillig und gesetzlich nicht erforderlich, um im jeweiligen Fachgebiet zu praktizieren. Es gibt jedoch inzwischen immer mehr Arbeitgeber und auch Krankenversicherungen, die den Facharzttitel verlangen. Der Facharzttitel muss alle zehn Jahre durch eine erneute Prüfung verlängert werden.
 
Nach der "residency" kann man noch eine "fellowship" draufsetzen, um sich weiter zu spezialisieren. Zum Beispiel können Internisten sich nach der dreijährigen "internal medicine residency" noch weiterbilden zum Kardiologen, Nephrologen oder Gastroenterologen. Je nach Spezialisierung kann eine "fellowship" mehrere Jahre dauern und beinhaltet meist auch eine Pflichttätigkeit in der Forschung. Am Ende wird wiederum ein kostenpflichtiges freiwilliges "board exam" angeboten.

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