Medizin studieren: Tipps zu Bewerbung und Uniwahl

Autor*innen
Jacqueline Merkle
Eine Lupe, auf der ein Molekülmodell liegt. Darum stehen zwei Personen in weißen Kitteln mit Unterlagen.

Was haben AntOn und DaISy mit meinem Medizinstudium zu tun? Reicht es, wenn ich mich für ein Quotenverfahren bewerbe? Und wann sollte ich mich zum TMS anmelden? Gut informiert überlässt du auf dem Weg zur Wunschuni nichts dem Zufall.

e-fellow Jacqueline (21) studiert Medizin an der Universität Ulm. Nebenbei ist sie Moderatorin in der e-fellows.net community und hat auf jede noch so abwegige Frage eine clevere Antwort.

Dieser Artikel soll auf einige Aspekte hinweisen, die von vielen Bewerbern vernachlässigt werden und begleitende Tipps und Impulse liefern. 

hochschulSTART.de: Die neue Studienplatzvergabe

Bis vor kurzem lief die Bewerbung um einen Studienplatz in Human-, Zahn- oder Tiermedizin in Deutschland noch über die Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen, kurz ZVS. Die wurde am 1. Mai 2010 durch das Portal hochschulSTART abgelöst.
 
Das Procedere hat sich dadurch jedoch kaum verändert. Nach wie vor füllst du innerhalb der Bewerbungsfrist einen Online-Antrag, genannt "AntOn", aus und gibst dabei bis zu fünf Wunschstudienorte an. Über das Dateninformationssystem "DaISy" kannst du deinen Antrag korrigieren oder den Bearbeitungsfortschritt prüfen. Wer sich mit der Eingabeoberfläche auseinandergesetzt hat, alle Hinweise beachtet und die geforderten Dokumente eingereicht hat, der hat schon eine große Stolperfalle überwunden.

Die Quoten: So verteilen die Unis die Bewerber für das Medizinstudium

In Deutschland vergeben alle Hochschulen ihre Humanmedizinstudienplätze über diese Zentralstelle. Für die Verteilung ihrer Studienplätze legen sie allerdings unterschiedliche Kriterien zugrunde. Diese sollte man unbedingt beachten.

Die Universitäten verteilen die Studienplätze nach unterschiedlichen Quoten:

  1. Die sogenannte Hochschul- oder Abiturbestenquote: Nach ihr gehen 20 Prozent der freien Plätze an die Abiturbesten des jeweiligen Jahrgangs. Sie wird in ihrer Relevanz durch die Bewerber oft deutlich überschätzt.
  2. Denn der immerhin 60 Prozent umfassende "Löwenanteil" des Kontingents wird über das "Auswahlverfahren der Hochschulen" (AdH) vergeben. Hier legen meist die Hochschulen die Kriterien fest. Diese können sich zu jeder Bewerbungsphase für jeden Jahrgang ändern. Deshalb solltest du genau prüfen, ob dir die aktuellen Kriterien vorliegen.
  3. Die übrigen 20 Prozent der Plätze werden nach Wartezeit beziehungsweise nach einer sogenannten "Härtefallklausel" vergeben. Das geschieht allerdings nach komplizierten Bestimmungen, über die du dich am besten auf der Website der jeweiligen Uni informierst.

Mit mehreren Quoten auf der sicheren Seite

Bei der Antragstellung musst du auswählen, an welchen der drei Quotenverfahren du teilnehmen willst. Selbst wenn du ein sehr gutes Abitur hast, gehst du auf Nummer sicher, wenn du auch am AdH teilnimmst. Hier musst du wieder die Bestimmungen der jeweiligen Hochschule beachten. Manche Universitäten verlangen zum Beispiel ein gesondertes Bewerbungsformular mit diversen Anlagen. Solche Besonderheiten erfährst du über das hochschulSTART-Portal und meistens auch auf der Website deiner Wunschhochschule.

Tipps für deinen AntOn

Für eine erfolgreiche Bewerbung reicht das bloße Ausfüllen der Bewerbungsbögen meist nicht, hier musst du mehrere Faktoren beachten. Gerade deine Rangfolge der Wunschhochschulen kann entscheidend sein. Manche Hochschulen, beispielsweise die Universität Heidelberg, nehmen generell nur Bewerber, die sie als erste Ortspräferenz in ihrer Bewerbung angegeben haben.
Die nötigen Informationen findest du über die Liste der Humanmedizin anbietenden Universitäten auf hochschulSTART.de unter "Studienangebot" (direkter Link).

Der Test für medizinische Studiengänge (TMS)

Einige Hochschulen verlangen außerdem mittlerweile eine Bestätigung, dass du am "Test für medizinische Studiengänge", kurz TMS, teilgenommen hast. Für sehr gute Testergebnisse vergeben manche Standorte auch Boni unterschiedlicher Art bei der Bewerbung. Da dieser Test nur einmal jährlich im Frühling in verschiedenen deutschen Städten stattfindet, muss man sich schon früh informieren und für den TMS anmelden, wenn man ihn für die Bewerbung benötigt.
 
An den Universitäten Berlin-Charité, Erlangen-Nürnberg, Gießen, Göttingen, Köln, Mainz, Münster, Tübingen und Würzburg ist der Studienbeginn auch zum Sommersemester möglich. Dort finden die Tests immer nach Beginn des jeweiligen Sommersemesters statt. Das heißt: Du musst dich bereits ein ganzes Jahr vor deinem geplanten Studienbeginn zum Sommersemester um die Teilnahme am TMS bemühen. Infos zum TMS gibt es zum Beispiel unter tms-info.org.

Approbation und dann? Karrierewege kennenlernen

Die richtige Entscheidung für die berufliche Zukunft treffen: Dabei hilft der Karriere-Tag "ZEIT für neue Ärzt:innen" (ehemals: Perspektiven für Mediziner). Stelle leitenden Ärzt:innen und erfahrenen Mediziner:innen aus alternativen Branchen deine Fragen zu Weiterbildung, Berufswegen und Jobeinstieg.

Der "Numerus clausus"ist wichtig bei der Bewerbung für das Medizinstudium

Wie erwähnt, werden 20 Prozent der Studienplätze nach Abinote vergeben. Hier zeigt dir der "Numerus clausus" (NC) der jeweiligen Uni, wie gut man in den letzten Jahren sein musste, um direkt über die Abinote genommen zu werden. Diese Zahlen dienen zwar nur als Anhaltspunkt, da sie sich mit jedem Jahrgang - je nach Anzahl und Qualität der Bewerber - massiv verändern können. Doch gerade wenn dein Abiturschnitt nicht optimal ist, können sie dir zur Vorauswahl von potentiellen Unis dienen. Der NC für einen Jahrgang schwankt immerhin oftmals zwischen 1,0 und 1,7!
 
Informationen zu den NCs deiner Wunschhochschule findest du, wenn du auf der Startseite von hochschulSTART.de unter "Auswahlgrenzen". Dort findest du die NCs nach den einzelnen Zulassungswegen Abiturbestenquote, Wartezeit und Hochschulquote getrennt. (Stand: März 2011)

Neubewerbung nach zwei Semestern möglich

Bewirbst du dich aufgrund solch taktischer Überlegungen an Universitäten, deren NC die letzten Jahre eher im Bereich des eigenen Abiturschnitts lag, und bekommst daraufhin einen Platz, der dir weniger zusagt, so ist es je nach Hochschule spätestens nach zwei Semestern möglich, sich erneut an der Wunschhochschule zu bewerben.
 
Oder du tauschst den Studienplatz mit einem Studierenden mit vergleichbarem Studienfortschritt. Hierzu gibt es verschiedene Online-Plattformen, die Bekannteste ist wahrscheinlich studienplatztausch.de. Für eine bessere Chance auf einen passenden Tausch-Partner empfiehlt es sich, mehrere Plattformen parallel zu nutzen. Googeln und Durchklicken lohnt sich!

Die Wahl der Hochschule

Die Curricula der jeweiligen Unis unterscheiden sich stark voneinander. Auch Schwerpunkte, die für dich möglicherweise entscheidend sind, können verschieden sein. Das solltest du bei der Wahl deiner Wunschhochschulen nicht vergessen.
 
An jeder Universität kannst du im vorklinischen Studienabschnitt in vorgeschriebenen Kernfächern gleichwertige Scheine erwerben, die Voraussetzung sind für die Zulassung zum deutschlandweit einheitlichen Ersten Staatsexamen. Doch die Lehrinhalte weichen in Umfang, Tiefe und nicht zuletzt Reihenfolge teilweise massiv voneinander ab.
 
Zum Beispiel findet der Präparierkurs an manchen Universitäten sofort im ersten Semester statt, an anderen Standorten erst später im Verlauf des Vorklinik-Curriculums, und an manchen Hochschulen ist er gar nicht mehr vorgesehen.
 
Es gibt es also jede Menge zu berücksichtigen, wenn du als Studieninteressierter bei der Umsetzung deines Traums vom Medizinstudium von Anfang an alles "richtig machen" und für einen reibungslosen Studienbeginn nichts dem Zufall überlassen willst.

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