Promotionsstipendien im Vergleich: So kannst du deine Doktorarbeit finanzieren

Autor*innen
Elisa Britzelmeier
Ein Geldschein hängt an einem Faden, von unten streckt sich eine Hand danach.

"Frau Dr. X, Herr Dr. Y.": Du hättest auch gern einen Titel vor deinem Namen? Du liebst dein Studium und willst es vertiefen, weißt aber nicht, wer das bezahlen soll? Stipendien helfen weiter. Ein Überblick über Voraussetzungen und Angebote zum Promovieren.

Wer im Studium jeden Text mit Begeisterung liest oder gern freiwillig länger im Labor bleibt, will sein Wissen oft auch über den Abschluss hinaus vertiefen. Viele Studenten entscheiden sich aus Freude an ihrem Fach für eine Promotion. Andere wiederum wollen mit dem Titel ihre beruflichen Chancen verbessern. Doch fast alle, die am Beginn einer Doktorarbeit stehen, fragen sich: Wie soll ich das bloß finanzieren? Wer die Doktorarbeit neben einem Vollzeitjob schreibt, braucht meist viele Jahre länger. Die beliebtesten Wege sind daher zwei – Promotionsstellen an der Uni und Promotionsstipendien.

Die Anforderungen zum Promovieren sind hoch

Etwa 34 Prozent der Doktoranden sind als wissenschaftliche Mitarbeiter angestellt, von einem Stipendium leben etwa 28 Prozent. Die Anforderungen sind hoch – an Promotionsstudenten generell und an Stipendiaten ganz besonders. Voraussetzung ist ein sehr guter Hochschulabschluss (Master, Diplom, Staatsexamen oder Magister, nur in Ausnahmefällen der Bachelor) und ein Thema, das von einem Betreuer akzeptiert wird. Um in eines der Förderprogramme aufgenommen zu werden, muss man in einem Bewerbungsverfahren bestehen. Gutachten, Empfehlungsschreiben, Exposés, Probevorträge, Motivationsschreiben – der Aufwand ist oft enorm.

Welche Stipendien es gibt

Unterscheiden muss man zwischen Vollstipendien, die den kompletten Lebensunterhalten abdecken, und kleineren Programmen zur Finanzierung technischer Untersuchungen oder Büchergeld. Förderprogramme gibt es von partei- oder kirchennahen Stiftungen oder von den Unis direkt. Vergeben werden sie nach Fächern, für Auslandspromotionen, an sozial schwache Studenten und vieles mehr. Einen Überblick mit mehr als 700 Angeboten findest du in der Stipendien-Datenbank.

Die großen Begabtenförderungswerke werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt und richten sich an Promovenden in ganz Deutschland. Größte Organisation ist die Studienstiftung des Deutschen Volkes. Sie ist politisch und konfessionell unabhängig. Entscheidest du dich für eine parteinahe Stiftung, stehen dir sechs verschiedene zur Auswahl: die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung, die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung, die Heinrich-Böll-Stiftung (Bündnis 90/Die Grünen-nah), die CSU-nahe Hanns-Seidel-Stiftung, die Friedrich-Naumann-Stiftung (FDP-nah) und die Rosa-Luxemburg-Stiftung mit Nähe zur Linkspartei. Außerdem vergibt die Hans-Böckler-Stiftung als Förderungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Stipendien.

Unterstützung gibt es alternativ vom Cusanuswerk der katholischen Kirche und dem Evangelischen Studienwerk. Das Ernst-Ludwig-Ehrlich-Studienwerk fördert jüdische, das Avicenna-Studienwerk muslimische Promovenden. Konfessionsunabhängige Stipendien vergibt unter anderem die Stiftung der Deutschen Wirtschaft. All diese Stiftungen erwarten überdurchschnittliche Leistungen und gesellschaftliches Engagement. Du bekommst nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern kannst und solltest auch an Seminaren und sonstigen Veranstaltungen teilnehmen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert Promovierende nicht individuell, sondern nur indirekt im Rahmen von Programmen, wie etwa Graduiertenkollegs oder Promotionen im Forschungsprojekt. Diese sind meist an Mitarbeiterstellen geknüpft und werden von den Unis ausgeschrieben. Neben diesen klassischen Begabtenförderungswerken gibt es zahlreiche weitere fachspezifische Promotionsstipendien oder auch Reisestipendien, je nachdem, wo und worüber du deine Forschungsarbeit schreiben willst.

1.150 Euro im Monat – für drei Jahre

Als Stipendiat bekommst du in der Regel 1.150 Euro im Monat. Promovenden mit Kindern können zusätzliche Förderung beantragen. Normalerweise wird die Unterstützung für ein Jahr bewilligt, danach kann verlängert werden, wobei die meisten Stipendien höchstens drei Jahre laufen. Einer Untersuchung des Deutschen Studentenwerks zufolge braucht ein Student in Deutschland monatlich im Durchschnitt etwa 820 Euro für Miete, Essen, Kleidung und weitere Ausgaben.

Promoviert man direkt nach dem Studium, ist die Umstellung also keine große, die meisten behalten ihren studentischen Lebensstandard. Wer vorher gearbeitet hat und mehr Geld zur Verfügung hatte, muss sich als Doktorand jedoch umgewöhnen. Laut einer Studie aus dem Jahr 2012 ist das Einkommensniveau von Doktoranden in Deutschland weitgehend einheitlich – unabhängig davon, ob sie Stipendiaten sind oder ihre Promotion anderweitig finanzieren.

Was du beachten musst

Wirst du mit einem Promotionsstipendium gefördert, darfst du nebenbei nur begrenzt arbeiten. Als zulässige Nebentätigkeit gilt die wissenschaftliche Mitarbeit in Forschung und Lehre. Du kannst also bezahlt an der Uni arbeiten, allerdings maximal zehn Stunden pro Woche. In allen anderen Nebenjobs darfst du nur fünf Stunden wöchentlich arbeiten.

Ein wichtiger Punkt ist die Krankenversicherung. Wahrscheinlich wird der günstige Beitrag der gesetzlichen Krankenkasse, den du aus dem Studium kennst, während der Promotion nicht mehr gelten. Strittig ist dabei, ob das Stipendium bei der Bemessung des Beitrags einbezogen werden darf. Von Kasse zu Kasse kann das unterschiedlich sein. Generell jedoch gilt das Stipendium als steuerfreie Einnahme.

Bedenken solltest du auch die Rentenversicherung: Die Zeit, in der du ein Promotionsstipendium beziehst, wird dir nicht in der Rentenversicherung angerechnet, da die Promotion im Gegensatz zum normalen Studium nicht als Teil der Hochschulausbildung zählt. Du hast also aus der Promotionszeit keine Rentenansprüche, im späteren Versicherungsverlauf fehlt der entsprechende Zeitraum. Bekommst du deine Einnahmen dagegen von einer Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter und nicht durch ein Stipendium, kannst du später Rentenansprüche aus dieser Zeit geltend machen.

Schwierigkeiten eines Promotionsstipendiums

Nicht nur bei den Rentenansprüchen haben Doktoranden, die eine Promotionsstelle an der Uni haben, möglicherweise Vorteile. Viele Promovenden fühlen sich auf Haushaltsstellen besser betreut als Stipendiaten, der Kontakt zum Doktorvater oder -mutter ist meist enger und sie fühlen sich oft schon während der Promotion als fester Teil des wissenschaftlichen Betriebes. Wer promoviert, weil er eine Uni-Karriere anstrebt, ist daher in der Regel als Mitarbeiter besser aufgehoben – falls er überhaupt eine Stelle bekommt. Denn die Posten sind rar, die Anforderungen meist genauso hart wie an Stipendiaten.

Kritiker sehen in Promotionsstipendien einen bloßen Ersatz für eine Beschäftigung an der Uni. Die Doktorarbeit zählt ihnen als normale wissenschaftliche Berufstätigkeit, die dementsprechend von den Instituten bezahlt werden sollte. Durch Stipendien werde diese Verantwortung entsprechend ausgelagert. Tatsächlich zeigen Studien, dass die Zahl der Stipendienprogramme in den letzten Jahren vor allem aus einem Grund zugenommen hat: In erster Linie versprach man sich von ihnen, die Promotionsdauer zu reduzieren und die Abbrecherquote zu verringern.

Doch für ein Stipendium spricht die Zeitersparnis und relative Freiheit. Wissenschaftliche Mitarbeiter sind meist in Teilzeit beschäftigt, häufig geben sie aber an, tatsächlich Vollzeit zu arbeiten. Für die Doktorarbeit bleiben dabei meistens die Abenden und Wochenenden. Promotionsstipendiaten dagegen können sich ihre Zeit meist freier einteilen und sich auf die eigene Arbeit konzentrieren. Dass sich immer mehr Doktoranden-Anwärter auf Promotionsstipendien bewerben, liegt also nicht nur daran, dass es wenige Mitarbeiterstellen gibt.

Wie du dich bewerben kannst

Mit den steigenden Bewerberzahlen sind auch die Anforderungen gestiegen. Die Kriterien hängen von den einzelnen Förderwerken ab. Generell setzen die Stiftungen jedoch überdurchschnittliche Studien- und Prüfungsleistungen ebenso voraus wie gesellschaftliches Engagement. Ein Promotionsvorhaben muss meist gut begründet sein, vor allem muss klar sein, dass ein relevanter Beitrag zur Forschung zu erwarten ist. Wer sich bei einer parteinahen Stiftung bewirbt, muss nicht Mitglied der Partei sein, doch die Grundausrichtung solltest du als Bewerber glaubhaft vertreten können. Bei kirchennahen Förderwerken ist die Konfessionsangehörigkeit meist Voraussetzung, doch es gibt auch begründete Ausnahmen.

Willst du dich bei der Studienstiftung des Deutschen Volkes bewerben, musst du den Antrag gemeinsam mit deinem Betreuer stellen. Bei den meisten anderen Förderwerken kannst du dich selbstständig bewerben, hier sind werden meist zu einem späteren Zeitpunkt Gutachten gefragt. Außerdem musst du Antragsformulare ausfüllen, Lebenslauf, Zeugnisse, ein Resümee deiner Abschlussarbeit und ein Exposé deiner Doktorarbeit einschicken. Die meisten Bewerbungen laufen über Online-Plattformen, du musst alle gefragten Dokumente hochladen. In der Regel ist eine Bewerbung nur ein- bis zweimal im Jahr möglich. Auf den Homepages der Stiftungen findest du alle relevanten Informationen zu Fristen und Anforderungen.

Generell gilt: Du solltest dich einfach trauen. Schließlich hast du dein Studium erfolgreich abgeschlossen und gute Gründe, jetzt eine Promotion dranzuhängen. Die Bewerbung macht zwar viel Arbeit, lohnt sich aber im Normalfall. Und egal wo und wozu du deine Doktorarbeit schreiben möchtest: Auf Grund der Vielfalt an Programmen gibt es garantiert auch für dein Vorhaben das passende Stipendium.

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