Promovieren in Jura: Dr. jur., LL.M. – welcher Titel eignet sich besser?

Autor*innen
Philipp Jauch
Mann steht mit verschränkten Armen vor einer Waage mit zwei Waagschalen. Sein Gesichtsausdruck ist neutral, die Waagschalen befinden sich auf der selben Höhe.

Die Promotion galt lange als Voraussetzung für eine glanzvolle Karriere. Heute hat der "Doktor der Rechte" Konkurrenz bekommen: Gerade in internationalen Kanzleien ist der Master of Laws gerne gesehen? Doch worin unterscheiden sich Dr. und LL.M.? Und welche Voraussetzungen musst du erfüllen, um den Titel zu bekommen?

Eine Promotion in Jura und der Master of Laws (LL.M.) sind nicht wirklich miteinander vergleichbar. Während man sich bei der Promotion ausführlich mit einer Rechtsfrage beschäftigt, liegt ein Schwerpunkt im LL.M. darin, sich ausführlich in eine ausländische Rechtskultur einzuarbeiten und dabei eine Fremdsprache verhandlungssicher zu erlernen. Das gilt insbesondere für die renommierten LL.M.-Programme in den USA, England (Beispiel: Nottingham) und Australien (Beispiel: Bond University), die häufig ein Türöffner für die spätere Karriere sind.

Internationale Kanzleien bevorzugen Juristen mit LL.M.

Vor allem internationale Kanzleien wie Freshfields Bruckhaus Deringer, Clifford Chance und Hengeler Mueller schätzen Juristen mit einem LL.M.-Abschluss. Sie haben gezeigt, dass sie das Selbstbewusstsein und die Bereitschaft haben, längere Zeit ins Ausland zu gehen und in der Lage sind, komplexe Sachverhalte in einer fremden Sprache zu durchdringen. Fähigkeiten, die gerade bei internationalen Mandaten unverzichtbar sind.

Doktortitel für Juristen bleibt wertvoll

Trotz der zunehmenden Beliebtheit des LL.M. behält die Promotion für Juristen ihren Wert. Berufseinsteiger mit Doktortitel verdienen im Schnitt 69.588 Euro - 14.000 Euro mehr als Berufsanfänger, die "nur" das Staatsexamen haben. Darüber hinaus hat der Doktorgrad trotz mancher Plagiatsaffären der letzten Jahre vor allem im deutschsprachigen Raum nach wie vor ein gewisses Renommee - und das kann der Karriere nutzen.

Voraussetzungen für die Promotion in Jura

Die Voraussetzungen für eine Promotion in Jura richten sich nach der Promotionsordnung der jeweiligen Fakultät. In der Regel kann problemlos promovieren, wer das erste Staatsexamen mit "vollbefriedigend" (neun Punkte) abgelegt hat. Ist die Note im Examen schlechter ausgefallen, musst du die Promotionspläne aber nicht automatisch begraben. Viele Promotionsordnungen sehen Ausnahmeregelungen vor - etwa, wenn man sich in Seminaren besonders bewährt oder bereits am Lehrstuhl des späteren Doktorvaters gearbeitet hat und so über einen Fürsprecher an der Universität verfügt.

Wie lange dauert eine Promotion in Jura?

Wie lange du für die Promotion in Jura brauchst, hängt von vielen Faktoren ab: Arbeitest du nebenbei am Lehrstuhl? Kannst du dich voll und ganz auf die Doktorarbeit konzentrieren? Hast du dich schon vorher in dein Dissertationsthema eingearbeitet oder ist das Rechtsgebiet völliges Neuland? All das sind Punkte, die sich auf die Bearbeitungszeit auswirken können. Abhängig vom Thema und den Promotionsbedingungen solltest du zwischen einem und fünf Jahren für die Promotion einplanen.

Der beste Zeitpunkt für die Promotion

Viele Jura-Studenten schließen die Dissertation direkt an das erste Staatsexamen an. Zu diesem Zeitpunkt sind sie gedanklich noch im universitären System verankert und mit dem Schreiben wissenschaftlicher Texten vertraut. Außerdem bietet sich während des anschließenden Referendariats häufig die Möglichkeit, eine Unterbrechung genehmigt zu bekommen, um die Promotion abzuschließen.

Rigorosum oder Disputation - die letzte Hürde vor dem Doktor

Bevor du dich "Dr. jur." nennen darfst, musst du noch eine letzte Hürde nehmen: das Rigorosum oder die Disputation - der mündliche Teil deiner Doktor-Prüfung. Während beim Rigorosum mehrere juristische Fächer abgeprüft werden, steht bei der Disputation dein Dissertationsthema im Vordergrund. Hier musst du deine Thesen und Erkenntisse in einem "Streitgespräch" mit den Prüfern verteidigen. Ob zu deiner Promotion ein Rigorosum oder eine Disputation gehört, steht in der jeweiligen Prüfungsordnung.

Promotion oder LL.M.?

Welche Zusatzqualifikation bringt nun mehr für deine Karriere, der Doktortitel in Jura oder der Master of Laws? Das lässt sich nicht klar beantworten. Beide Abschlüsse haben einen großen Wert. Während die Promotion von einer vertieften wissenschaftlichen Qualifikation zeugt, zeigen LL.M.-Absolventen häufig eine große Internationalität. In Großkanzleien sind beide Abschlüsse in etwa gleich gut angesehen. Nicht selten verfügen die Spitzenanwälte sogar über beide Abschlüsse, Dr. jur. und LL.M.

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