Gutachten selbst schreiben: Die Stiftung überzeugen an Professors Stelle

Autor*innen
Lena Prummer
Mann mit verschränkten Armen. Vor seinem Kopf befindet sich ein Laptop, sein Kopf ist auf dem Bildschirm abgebildet. Er blickt nach oben, sein Gehirn ist sichtbar.

Du willst dich für ein Stipendium bei der Studienstiftung oder einem anderen Begabtenförderungswerk bewerben. Endlich hast du auch deinen Professor um ein Gutachten gebeten. Und dann sagt er: "Schreiben Sie das mal selbst und geben Sie es mir zum Unterschreiben." Was jetzt? Selbstkritik oder Lobeshymne?

Es ist eine Binsenweisheit, aber: ein Empfehlungsschreiben ist dazu da, dich zu empfehlen – ob für einen Job oder ein Stipendium. Daher sollte es deine Stärken hervorheben. Wichtig ist, dass es dabei nicht bei Floskeln bleibt, sondern möglichst konkret und individuell ist. Das ist gar nicht so schwer. Schließlich kennst du dich selbst am besten.

Was ist außer guten Noten noch gefordert?

Frage dich, was einen wirklich herausragenden Bewerber ausmachen würde. Dazu gehören nicht nur gute Noten in Abitur und Studium. Begabtenförderungswerke wollen, dass ihre Stipendiaten sich zusätzlich neben der Uni engagieren und Verantwortung übernehmen – und das nicht nur für den Lebenslauf, sondern aus Überzeugung.

Beim Gutachten Schreiben vorgegebene Fragen nutzen

Bei vielen Begabtenförderungswerken, zum Beispiel bei der Konrad-Adenauer-Stiftung, gibt es für die Gutachten Formulare mit festen Fragen, die in den Unterlagen für die Bewerbung enthalten sind, die du in der Regel auf der Website der Stiftung herunterladen kannst. Da ist es natürlich leichter, sich daran zu orientieren. Recherchiere also am Anfang, ob es solche Vordrucke auch für das Stipendium gibt, für das du dich bewirbst.

Wer bist du? Wer ist der Gutachter?

Was aber, wenn es solche Formulare nicht gibt? Am Anfang des Gutachtens sollten Informationen zu dir stehen: dein Name, deine Semesterzahl und dein Studienfach. Dann stellst du den Gutachter kurz vor: Welche Position hat er an der Uni? Schau auf seiner Lehrstuhl-Website, wie er sich selbst beschreibt. Anschließend schreibst du, woher, wie lange und wie gut er dich kennt. Kennt er dich aus Vorlesungen, kleinen Seminaren oder durch einen Job als Hiwi? Zeige, wodurch du dem Professor besonders aufgefallen bist. Das kann vieles sein: herausragende Noten in Klausuren oder Hausarbeiten, gute Mitarbeit und intelligente Fragen im Seminar oder auch besonderes Engagement in der Fachschaft.

In den Schuhen des Profs

Dann geht es ans Eingemachte. Du musst dich selbst durch die Augen des Professors bewerten. Dazu gehören deine Studiendauer und die Noten, die du bei ihm in Vorlesungen und Seminaren hattest. Gehörst du zum Beispiel zu den besten fünf oder zehn Prozent der Studenten? Dann solltest du das unbedingt angeben. Infos darüber, wo du im Vergleich mit deinen Kommilitonen stehst, bekommst du beim Prüfungsamt.

Deine akademische Perspektive?

Die Begabtenförderungswerke wollen in der Regel auch eine Einschätzung, ob du das Zeug zu einer wissenschaftlichen Karriere hast. In den ersten zwei bis drei Semestern wäre es vermessen, das zu behaupten. In höheren Semestern sollte eine Beurteilung hierzu nicht fehlen. Dazu kannst du zum Beispiel auf exzellente Hausarbeiten, Leistungen in Forschungsgruppen oder deine Stelle

1.100 Stipendien warten auf dich

Von A wie Auslandsstudium bis Z wie Zuschuss für deine Druckkosten: In der e-fellows.net-Stipendien-Datenbank findest du Förderangebote für jede Lebenslage.

Spezialisierung und persönliche Stärken 

Du kannst auch auf deine Spezialisierung im Studium eingehen. Was sind deine Stärken im Studium? Und wie bewertet der Professor deine Arbeitsweise? Bist du teamfähig, kannst du selbstständig arbeiten, bist du fleißig? Und wie würde der Professor deine Persönlichkeit beschreiben und beurteilen? Das ist natürlich schwierig. Hier können dir Freunde und Verwandte helfen.

Zusatzqualifikationen

Sind für das Programm, für das du dich bewirbst, deine Pläne nach dem Studium wichtig? Dann erwähne sie! Welchen Beruf möchtest du ergreifen, und wie qualifiziert dich dein Studium dazu? Zusätzlich kannst du Informationen zu besonderen Seminaren, Wettbewerben, Auslandsaufenthalten, Sprachkenntnissen und Praktika unterbringen. Zeige aber immer den Bezug zu deiner Bewerbung.

Engagement – rein damit!

Unbedingt erwähnen solltest du besondere politische, soziale oder kulturelle Interessen und Dinge, für die du dich neben dem Studium engagierst. Denn Begabtenförderungswerke und Stipendiengeber wie Fulbright, die Friedrich-Ebert-Stiftung oder der DAAD legen darauf sehr viel Wert. Meist weiß der Professor darüber aber nur wenig. Hier wird daher in der Regel auf ein Gespräch verwiesen. Hattest du ein Gespräch mit dem Prof zur Bewerbung? Dann verweise darauf und auf das, was du ihm darin gesagt hast. Eine Formulierung könne sein: "In einem Gespräch mit Max Mustermann konnte ich mich von seinem Engagement überzeugen".

Zu guter Letzt: die Empfehlung

Besondern wichtig ist eine abschließende Zusammenfassung und Empfehlung. Am Ende des Gutachtens sollte daher Folgendes stehen: "Zusammenfassend kann ich Max Mustermann für das Stipendium mit besonderem Nachdruck empfehlen." Wie auch im Arbeitszeugnis gibt es bei Gutachten Codes für die Bewertung. Die Empfehlung "mit besonderem Nachdruck" steht dabei für die Note 1.

Andere Länder, andere Sitten

Bleibt abschließend noch die Frage: Wie sehr darfst du dich selbst loben? Dafür solltest du überlegen, wohin das Gutachten geht. Für die USA zum Beispiel darfst du ruhig öfter "excellent" und "outstanding" schreiben, weil dort der Stil der Gutachten überschwänglicher ist. Grundsätzlich gilt aber immer: ehrlich sein und nur schreiben, was auch wirklich zutrifft. Schließlich soll dein Professor das Gutachten auch mit gutem Gewissen unterschreiben können.

Aufbau des Gutachtens

  • Überschrift: "Gutachten für Max Mustermann für die Bewerbung als Stipendiat der xy-Stiftung"
  • Infos über dich: Name, Studienfach, Semesterzahl.
  • Infos über den Gutachter: Name, Position an der Uni, Fach.
  • Woher kennt der Gutachter dich?
  • Bewertung deiner Leistungen in Relation zu deinen Kommilitonen
  • Bewertung deiner Persönlichkeit und Arbeitsweise
  • Infos über Zusatzqualifikationen: Auslandsaufenthalte, Praktika, Wettbewerbe usw.
  • Außeruniversitäres Engagement
  • Abschließende Empfehlung "mit besonderem Nachdruck"
  • Unterschrift

Formales

  • Länge: ein bis zwei Seiten
  • Schriftgröße 12 (bei Times New Roman) oder 11 (Arial oder Verdana)
  • Briefpapier mit Uni-Logo oder Lehrstuhl-Papier verwenden. In der Regel druckt der Professor das Gutachten für dich aus, weil er es noch ein wenig anpasst.
  • Stempel und Unterschrift des Profs auf dem Gutachten
  • Das Gutachten muss fehlerfrei sein! Bitte jemanden, es zu lesen, bevor du es deinem Prof zeigst.
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