Bewerbung bei der Friedrich-Naumann-Stiftung: Stipendiaten auf dem "Zauberberg"

Autor*innen
David Lucas
Geschäftsmann mit Unterlagen steht auf dem Gipfel eines Berges

Wie wird man eigentlich Stipendiat bei einem Begabtenförderungswerk? Und was erwartet einen dort? e-fellow David berichtet von seinem Auswahltag für die Friedrich-Naumann-Stiftung und darüber, wie er in der Stiftung Verantwortung übernimmt.

Freiheit – ein Begriff, über den sich viele Menschen in Deutschland gerade in der heutigen Zeit nur noch wenige Gedanken machen. Dabei ist Freiheit gar nicht so selbstverständlich und muss eigentlich täglich verteidigt werden – im Ausland vielleicht noch viel häufiger als im Inland. Aber trotzdem frage ich mich: Wie viel darf der Staat mich überwachen? Welche Informationen darf er über mich bekommen? Wie viel Freiheit und schlussendlich auch Privatsphäre muss ich aufgeben, um Sicherheit zu bekommen?

Es geht um Freiheit - aber auch um Politik, Bildung, Umwelt

Das sind nur einige der Fragen, die die Stipendiaten der "Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit" beschäftigen. Schließlich ist das Themenspektrum der liberalen Stiftung deutlich größer: Es geht um Wirtschaft, Politik, Bildung, Innovationen, Umwelt, Internationales und auch Kultur. Wie alle Begabtenförderungswerke des Bundes ist auch die Stiftung für die Freiheit einer politischen Institution zuzuordnen: der FDP. Allerdings bedeutet das nicht, dass man als Stipendiat der Partei angehören muss. Ganz im Gegenteil, "Thinking outside of the box" ist sogar erwünscht.

e-fellow David (21) ist seit 2009 Stipendiat der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. Er bewarb sich schon vor seinem ersten Semester und übernimmt nun viel Verantwortung in der Stiftung.

So läuft das Auswahlverfahren ab

Deutlich wurde dies für mich schon beim Auswahltag: Ich hatte meine Bewerbung fristgerecht und vollständig vor meinem ersten Semester eingereicht und wurde dann in die Theodor-Heuss-Akademie nach Gummersbach eingeladen. Sie steht auf dem Zauberberg, wie die Anhöhe unter den Stipendiaten genannt wird, und ist ein abgeschiedener Ort. Er lässt jede Menge Raum für eigene Gedanken und aufregende Seminararbeit.

Das Auswahlgespräch selbst ist wie alle Gespräche, wenn es um etwas geht: stressig und anstrengend. Dabei haben die drei Herren, die mich zu meinen Absichten, Zielen und der Wahl der Stiftung gefragt haben, wirklich keine bösen Fragen gestellt. Nach der Ankunft und einer allgemeinen Ansprache und Begrüßung begann die wohl nervenaufreibendste aller Wartezeiten. Immerhin konnten wir uns mit Kaffee und Kuchen über die Wartezeit retten. So blieb auch genug Zeit, sich mit möglichen Mit-Stipendiaten auszutauschen und zahlreiche, tolle neue Menschen kennenzulernen.

Danach stand dann das Auswahl-Interview an, es ging ans Eingemachte: Was sind sie für ein Mensch? Warum haben Sie die Friedrich-Naumann-Stiftung gewählt? Was sind Ihre Ziele? Warum haben Sie sich für diesen Studiengang und diese Hochschule entschieden? Was ist Ihre persönliche, liberale Motivation? Und was erwarten Sie von der Stiftung? Es war aufregend, mit der Jury über diese Fragen zu sprechen. Offensichtlich habe ich eine nicht allzu schlechte Figur gemacht, denn nach zwei Wochen kam der Brief mit der Nachricht, dass mich die Stiftung aufgenommen hat. Einführungsveranstaltung, materielle und immaterielle Förderung inklusive. Dazu gehören neben einem nach Bafög berechneten Fördersatz (mindestens 150 Euro im Monat) regelmäßige Seminare, Einladungen zu Auslandsakademien, Bildungsreisen und ein großes Netzwerk aus Ehemaligen, das den Berufseinstieg und die spätere Vernetzung erleichtern kann.

Arbeitskreise und Initiativen der Stipendiaten

Damals hatte ich mein Wirtschaftsstudium an der BiTS in Iserlohn gerade erst angefangen, wurde aber von Anfang an voll in die Stiftung eingebunden. Überhaupt ist das wohl eines der auffälligsten Merkmale der Friedrich-Naumann-Stiftung: die aktive Stipendiatenschaft und deren Selbst-Organisation. So sind zahlreiche Stipendiaten in Arbeitskreisen und Initiativen organisiert. Dort nehmen wir uns einzelne, meist politische Inhalte vor und bearbeiten diese, indem wir zum Beispiel Reisen organisieren oder Seminare ausrichten. Dabei profitieren wir natürlich von der engen Verbindung zur Politik und Wissenschaft, sodass häufig am Ende eines Jahres Thesenpapiere und Gedanken entstehen, die direkten Einfluss auf die politische Entscheidungsfindung haben. Sie bewirken Veränderungen und vor allem Verbesserungen.

Außerdem geben die Stipendiaten beispielsweise das stiftungsinterne Magazin "freiraum" heraus, das einmal pro Quartal über aktuelle Themen aufklärt und neue Schwerpunkte in der Zusammenarbeit setzt. Die Stiftung funktioniert damit quasi als Think Tank für die gesamte liberale Gesellschaft.

Alle Fachrichtungen sind vertreten

Zu den Pflichten des Stipendiatenseins gehört es, sehr gute akademische Leistungen zu erbringen. Außerdem solltest du gesellschaftspolitisches Engagement im Sinne des Liberalismus leisten und mindestens zwei Seminare pro Förderjahr besuchen. Der nachhaltigste Mehrwert ist aber sicher das Netzwerk, denn die Stipendiaten kommen aus allen Fachrichtungen. Von BWL über Jura bis Medizin, Chemie, Design oder Osteuropawissenschaften ist alles dabei. Das ermöglicht nicht nur einen interdisziplinären Austausch, sondern auch komplett neue Sicht- und Herangehensweisen bei gesellschaftlichen Problemen.

Es geht um Verantwortung

Insgesamt kann die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit als die Stiftung gelten, die gegenüber jedem Bewerber sehr offen ist. Und auch wenn sie eine eher kleine Stiftung ist, macht sie sich vor allem für die langfristige Förderung der Studenten stark. Seit meinem Eintrittsjahr 2009 übernehme ich Verantwortung für das Jahrbuch. Und genau darum geht es, wenn es darum geht, die Freiheit gegen die Sicherheit abzuwägen: Verantwortung.

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