Lerntipps und Lerntechniken für Studenten: Gut gelernt ist halb gewonnen

Autor*innen
Julia Büttner
Eine Person befindet sich zwischen zwei Büchern und benutzt das Lesezeichen des oberen Buches, um sich daran hochzuziehen.

Du hast den optimalen, störungsfreien Arbeitsplatz, der Lernplan steht, die Motivation ist ungekannt hoch: Nun geht es los. Erst alles durchlesen und dann so lange pauken, bis es sitzt. Das macht aber weder Spaß, noch bringt es wirklich etwas. Versuch es doch lieber mit diesen Lerntechniken.

Techniken gibt es viele. Mit welcher du besonders gut lernst, musst du ausprobieren, denn auch das ist eine Typfrage.

Aktiv lesen

Zum aktiven Lesen brauchst du vor allem: Stifte. Damit markierst du deinen Text: Wichtige Textstellen und Schlüssel- wörter werden farbig angestrichen. Wo Unklarheiten herrschen, taucht ein Fragezeichen auf, Stellen, die dir zweifelhaft erscheinen, werden unterringelt, Informationen, die in anderen Kontexten wieder auftauchen, mit einem Seitenhinweis versehen. So gewinnst du Überblick und Orientierung. Hast du einen Abschnitt bearbeitet, fasst du schriftlich die wichtigsten Informationen zusammen. Versuche dabei, eigene Worte und Formulierungen zu benutzen: Was man selbst erarbeitet hat, merkt man sich leichter. Diese Notizen können zum Beispiel in Form von Mind Maps festgehalten werden.

Lerntechnik Mind Mapping

Unser Gehirn arbeitet nicht linear, sondern assoziativ. Beim Denken entstehen ständig neue Strukturen, Kategorisierungen und Verknüpfungen, einem Netz ähnlich, auf dem die Gedanken hin und her springen. Genauso funktioniert Mind Mapping, eine Methode, die von Tony Buzan, dem Gründer der Gedächtnis- weltmeisterschaften, entwickelt wurde. Grundwissen über Mind Maps findest du hier.

Karteikarten nutzen

Der unschlagbare Vorteil von Karteikarten: Es passt (fast) nichts drauf. So bist du gezwungen, den Lernstoff in kleinste Informationseinheiten zu zerlegen. Nützlich sind sie vor allem, um sich Vokabeln, Begriffsdefinitionen, Formeln oder Daten einzuprägen. Notiere auf der Vorderseite eine klare, präzise Fragestellung. Eine Hauptfrage mit maximal drei Unterfragen ist auf einer Karteikarte gerade noch vertretbar. Die richtige Antwort notierst du auf der Rückseite. Beschränke dich dabei auf Schlüsselbegriffe, denn lange und schwierige Texte werden am schlechtesten erinnert. Um die Erinnerungsleistung weiter zu verbessern, empfiehlt es sich auch, visuelle Merkmale wie Bilder, Farben oder Mind Maps einzusetzen. So werden weitere Teile des Gehirns aktiviert und die Lernleistung lässt sich noch steigern.

Nach der Vorbereitung deiner Karten gehst du den Stapel durch, antwortest auf jede Frage in Gedanken und vergleichst mit der Rückseite. Falsch beantwortete Karten kommen zurück in den Stapel, richtig beantwortete werden abgelegt und erst zwei bis fünf Tage später wiederholt. Durch die Wiederholung des Lernstoffs wird dieser ins Langzeitgedächtnis übertragen. Damit wirkst du der sogenannten "Vergessenskurve" entgegen, der zufolge du die meisten Inhalte ansonsten bereits nach einem Tag wieder vergessen würdest. Nützlich: ein Karteikasten mit mehreren Wiederholungsfächern.

Wer lernen auf Papier oldschool findet, kann digitale Programme nutzen. Eine Möglichkeit zum Online-Karteikarten-Lernen bietet zum Beispiel "Repetico". Das digitale Lernsystem schlägt dir ein Wiederholungsintervall vor, das du aber individuell anpassen kannst. Außerdem erinnert dich das Programm an deine Lernzeiten und legt dir gleich die richtigen Karteikarten vor. Durch detaillierte Statistiken lässt sich dein Lernerfolg nachvollziehen. Ein weiterer Vorteil: Du kannst Kartensätze mit deinen Freunden teilen und so gemeinsam lernen. Zudem ist das Angebot natürlich mobil nutzbar – sowohl für iOS als auch für Android gibt es eine App.

Visualisierung: Vom kotzenden Bär, der auf Ananas stand

Keiner kann's so schön wie Christiane Stenger. Die 20-jährige Gedächtniskünstlerin ist Meisterin im Erfinden wilder Geschichten – die sie dazu nutzt, um sich dröge Fakten einzuprägen. Der Trick heißt Visualisierung und beruht auf einer einfachen Erkenntnis: Unser Gehirn arbeitet mit Bildern, wann immer es darum geht, sich etwas langfristig zu merken.

Diese Funktionsweise kann man sich zunutze machen, in dem man beim Lernen vor dem inneren Auge eine Art Bildgeschichte entstehen lässt. So wird in einer komplizierten Matheformel a zu Ananas, b zu einem Bär und das Minuszeichen zur rückwärts ablaufenden Verdauung. Aus der Jahreszahl 1684 wird zum Beispiel eine brennende Kerze (sieht aus wie eine eins), die von einem Elefanten im Rüssel getragen wird (der sich wie eine sechs kringelt), auf dessen Rücken eine dicke Frau sitzt (geformt wie eine acht) und alle Viere vor Begeisterung in die Luft streckt – worauf sie herunterplumpst. Klingt bizarr, funktioniert aber wirklich – und bringt vor allem Spaß und Abwechslung in den Lernalltag. Das hat einen weiteren posi- tiven Effekt: Was mit Emotionen verknüpft ist, behalten wir besser.

SQ3R

Der amerikanische Pädagoge Francis Robinson entwickelte diese recht zeitintensive, aber effektive Lesetechnik für komplizierte wissenschaftliche Texte. Mit ihr lässt sich der Prozentsatz dessen, was nach der Lektüre noch erinnert wird, signifikant steigern. SQ3R steht für Survey, Question, Read, Recite, Review. In der ersten Phase (Survey) liest du nur die Kapitelüberschriften, Bildunterschriften und das Inhalts- verzeichnis. So bekommst du einen ersten Überblick.

Im nächsten Schritt (Question) bildest du Hypothesen, wovon der Text handeln könnte und notierst dir alle wichtigen Fragen, auf die du nach der dritten Phase (Read) eine Antwort haben möchtest. Nun liest du den Text gründlich durch, nimmst Markierungen vor und versuchst, den Aufbau und die Argumen- tationskette des Autors nachzuvollziehen. In der vierten Phase (Recite) fasst du Abschnitt für Abschnitt schriftlich und in eigenen Worten zusammen, worum es in dem Text geht. Beantworte dabei deine Fragen aus Phase 2. Im letzten Schritt (Review) versuchst du, den ganzen Text inhaltlich wiederzu- geben. Dies kann zum Beispiel in Form einer Mind Map geschehen.

Loci-Methode

Diese uralte, schon im antiken Griechenland verwendete Methode macht Sinn, wenn du dir Informationen in einer bestimmten Reihenfolge merken musst, zum Beispiel für einen freien Vortrag. Dazu brauchst du zuerst eine feste Route: Der Weg zur Uni, ein Gang durch die Wohnung – du kannst sogar deine Körperteile von oben nach unten benutzen. Wichtig ist, dass du die Reihenfolge der Routenpunkte genau kennst. Nun ordnest du der Reihe nach jede Informationseinheit einem der Routenpunkte zu. Versuche dabei, die Informationen zu visualisieren. Wenn du nun im Geist die Route abläufst, fallen dir die Informationen in der richtigen Reihenfolge ein.

Buchtipps rund ums Lernen

  • Brigitte Chevalier: Effektiver Lernen. Eichborn, Frankfurt am Main, 15,90 Euro. Prägnant und motivierend stellt die Autorin zahlreiche Techniken und Übungen vor, mit denen es sich besser und schneller studiert.
  • Hans-Werner Rückert: Schluss mit dem ewigen Aufschieben. Wie Sie umsetzen, was Sie sich vornehmen. Campus Verlag, Frankfurt am Main, 17,90 Euro.
  • Christiane Stenger: Warum fällt das Schaf vom Baum? Heyne Verlag, München, 8,99 Euro. Gedächtnistricks und -übungen, kurzweilig und amüsant beschrieben von der mehrfachen Junior-Weltmeisterin im Gedächtnissport.
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