Carlo-Schmid-Programm: Dein Weg zur internationalen Organisation

Autor*innen
Julian Kirchherr
Auf einem Papierflieger liegt eine Erdkugel, und ein Mann mit Laptop sitzt auf dem Flügel. Ein Pfeil führt vom Laptop zum anderen Ende der Welt.

Viele Student:innen träumen von einer Karriere in internationalen Organisationen. Genau das verspricht das Carlo-Schmid-Stipendium. Zwei Alumni berichten über ihre Erfahrungen.

Eine echte Bilderbuchkarriere hat Christiane Arndt in den letzten zehn Jahren hingelegt: Die 34-Jährige leitet heute die OECD-Initiative Measuring Regulatory Performance in Paris und berät außerdem Transparency International. Studiert hat sie Politik- und Wirtschaftswissenschaften in Maastricht und an der Sciences Po Paris. In Maastricht hat Arndt auch ihre Promotion abgefasst – und zwar mit einem einjährigen Zwischenstopp in Harvard.  

Carlo-Schmid-Programm als Türöffner bei der OECD

Christiane Arndt hat ihre Karriere bei der OECD als Stipendiatin des Carlo-Schmid-Programms begonnen. Seit 2001 fördert das Programm junge Absolvent:innen, die eine Laufbahn in internationalen Organisationen anstreben. Erst über das Programm gelangte Arndt vor rund zehn Jahren an einen der begehrten Praktikumsplätze bei der OECD. "So habe ich den Fuß in die Tür bekommen", erinnert sie sich.

Neben der Vermittlung des Praktikumsplatzes finanzierte das Carlo-Schmid-Stipendium auch ihren Lebensunterhalt in Paris. "Das war eine enorme Erleichterung, denn Praktika in internationalen Organisationen werden meistens nicht vergütet." Stipendiaten des Programms mit Master-Abschluss erhalten mindestens 925 Euro pro Monat.

Deutsche Mitarbeiter:innen für internationale Organisationen gewinnen

Als Christiane Arndt ihr Praktikum anfing, arbeiteten nur wenige Deutsche in internationalen Organisationen wie der OECD. Deshalb forcierten der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) und die Studienstiftung des deutschen Volkes gemeinsam das Programm. Mittlerweile haben deutlich mehr Deutsche einen Job in einer internationalen Organisation gefunden – auch dank des Carlo-Schmid-Programms.

Erfüllt ist die Zielsetzung des Programms dennoch nicht. "In internationalen Entwicklungsbanken wie der European Bank for Reconstruction and Development ist Deutschland auch heute noch unterrepräsentiert", sagt Tabea Kaiser vom DAAD. "Wir müssen also am Ball bleiben." Gesucht werden Bewerber:innen mit internationalem Profil, guten Noten und sozialem Engagement. Die Auswahlkommission besteht aus deutschen Professor:innen, Diplomat:innen des Auswärtigen Amtes und Mitarbeiter:innen aus internationalen Organisationen. Arndt sitzt mittlerweile auch in dem Gremium.

Die besten 100 Bewerber schaffen es durch das Auswahlverfahren

"Wir versuchen, den Prozess so transparent und fair wie möglich zu gestalten und jedes Jahr die besten 100 Bewerber:innen auszuwählen", versichert Arndt. Dass die Auswahl von Praktikant:innen in internationalen Organisationen oft nicht fair abläuft, ist ein offenes Geheimnis. "Die schiere Masse an Bewerbungen erdrückt uns bei der OECD oft", sagt Arndt. Das Carlo-Schmid-Programm habe mehr Ressourcen, um die Auswahl zu organisieren. "Sehr gute Kandidat:innen haben so deutlich bessere Chancen, eine Laufbahn in internationalen Organisationen zu starten. Wir geben etwas Planungssicherheit".

Hätte Arndt denn auch einen Job bei der OECD auch ohne das Stipendium angetreten? "Wer gut ist, setzt sich langfristig durch", sagt sie selbstbewusst. "Mit oder ohne Stipendium."

Jeder Zweite bekommt nach dem Praktikum einen Anschlussvertrag

Rund die Hälfte der Stipendiat:innen erhält mit Auslaufen der Förderung nach dem Praktikum einen Anschlussvertrag. Das hat eine Evaluation des Programms 2010 ergeben. Tobias Geifert* gehörte 2011 nicht zu den Ausgewählten. Der 26-Jahrige bewarb sich um das Stipendium während seines Master-Studiums an der renommierten London School of Economics. Erfolgreich: Der angehende Entwicklungsökonom wurde unter mehr als 500 Bewerber:innen ausgewählt und stieg mit dem Stipendium beim Entwicklungsprogramm UNDP in Genf ein.

"Die Arbeit war abwechslungsreich und hat mir wirklich Spaß gemacht, aber gleich von Anfang an hat meine Chefin mir gesagt, dass kein Budget für neue Mitarbeiter:innen da ist", sagt Geifert. Trotzdem packte er seine Aufgaben mit vollem Elan an, und bewarb sich noch während seiner Zeit bei der UNDP auf Anschlussjobs.  

Große Konkurrenz macht die Suche nach einem guten Job schwierig

"Etwas Passendes zu finden, war aber gar nicht so einfach. Der Markt ist völlig überlaufen. Jeder will so einen Job." Nachdem sein Stipendium auslief, war er für sieben Monate arbeitslos, bevor er, ziemlich zerknirscht, einen Praktikumsplatz in Brüssel bei einem kleinen Think Tank annahm, der zu Agrarpolitik in Südostasien forscht. "Das Praktikum war unbezahlt, aber nach drei Monaten hat mir der Think Tank zum Glück eine Stelle als Projekt-Manager angeboten", sagt Geifert. Seitdem arbeitet er dort.

Sein Ziel bleibt aber weiterhin ein Job bei der UNO. "Und das schaffe ich auch. Das Carlo-Schmid-Programm hat meinen Weg dorthin definitiv verkürzt", sagt Geifert. Seine sieben Monate beim Entwicklungshilfeprogramm könne ihm keiner mehr nehmen. "Das war eine wertvolle Erfahrung, auf die ich immer wieder angesprochen werde. Ich habe viele Kontakte geknüpft." 

Ähnlich sieht das auch DAAD-Koordinatorin Tabea Kaiser: "Langfristig landen rund 90 Prozent unserer Alumni in einer international ausgerichteten Tätigkeit – viele bei einer internationalen Organisation." Nur greift die Abkürzung in internationale Organisationen per Carlo-Schmid-Stipendium eben nicht für jeden sofort.  

Bewerbungen um einen Platz im Carlo-Schmid-Programm sind ab Anfang Dezember wieder möglich.

* Name geändert.

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