MBA-Rankings: Vertrauen ist gut, hinterfragen besser

Geschäftsmann sitzt auf dem oberen Ende einer Leiter und arbeitet am Laptop.

Auf der Suche nach einem passenden MBA-Programm kann man manchmal richtig verzweifeln. So viele Business Schools, Studienrichtungen und Vertiefungen – wer soll das beurteilen können? Eine Hilfe sind international anerkannte Rankings. Aber Achtung: Schau dir Rankings genau an, hinterfrage die Methode und reiße die Ergebnisse nicht aus dem Zusammenhang.

Hochschulen und Studiengänge werden in Rankings sortiert, die beliebtesten Arbeitgeber:innen auch und Business Schools sowieso. Die bekanntesten MBA-Rankings sind die von Financial Times, Business Week oder Economist. Sie wirken auf den ersten Blick überschaubar und hilfreich. Aber richtig nutzen kannst du sie nur, wenn du ihre Methode kennst und die Ergebnisse hinterfragst.

Ranking ist nicht gleich Ranking

Auch wenn die Rankings ähnlich wirken, lohnt es sich doch, einen Blick auf die Unterschiede zu werfen. Vor allem bei der Datenerhebung und der Gewichtung der Kriterien. Dazu zählen beispielsweise Gehaltssteigerungen und Karriere-Entwicklung nach dem Abschluss, Internationalität der Business School oder auch Forschungsaktivitäten. Befragt werden meist die beteiligten Business Schools selbst und Alumni oder manchmal auch Studierende. Auch Personalvermittler:innen oder Arbeitgeber:innen  können in die Befragung mit einbezogen werden. Ein Ranking allein sollte man daher nicht als Entscheidungsgrundlage verwenden. Eine Business School kann in je nach Ranking anders abschneiden.

Wer darf mitmachen?

Die Online-Portale, die Rankings herausgeben, wählen ihre Kandidat:innen nach bestimmten Kriterien aus.

  • So müssen die Business Schools beispielsweise ein Programm eine Mindestzahl an Jahren anbieten, eine bestimmte Mindestzahl an Teilnehmer:innen haben und international akkreditiert sein.
  • Ein bestimmter Prozentsatz der Alumni muss den Fragebogen beantworten, die absolute Zahl darf nicht unter einen Mindestwert rutschen.

Ausgewählte Kriterien im Überblick

  • Gehaltssteigerung der Absolvent:innen: Wie viel haben die Alumni nach dem MBA mehr verdient als vorher?
  • Streubreite der rekrutierenden Unternehmen: Steigen die Alumni nur bei Unternehmensberatungen ein, oder finden sich auch andere Branchen wie Industrie, Private Equity oder Banken unter den künftigen Arbeitgeber:innen?
  • Durchschnittliches GMAT-Ergebnis: Wie haben die Studierenden beim GMAT abgeschlossen?
  • Internationale Mobilität: Wie international arbeiten die Alumni nach ihrem Abschluss – konzentrieren sie sich auf ein Land oder verstreuen sie sich über die Welt?
  • Anstellung drei Monate nach Abschluss: Wie viele Absolvent:innen haben drei Monate nach ihrem Abschluss einen neuen Job gefunden?
  • Bewertung: Würden die Alumni ihren Kolleg:innen das MBA-Programm weiterempfehlen oder als Personalverantwortliche ihre Mitarbeiter:innen dort hinschicken?

Individuelle Ranking-Ergebnisse

Die Gesamtplatzierung einer School bezieht alle Kriterien mit ein. Bei der Gewichtung gehen die einzelnen Rankings unterschiedlich vor. Wer sich also beispielsweise seine Business School nach den Gehaltssteigerungen aussuchen möchte, sollte sich die Einzelergebnisse in jedem Ranking anschauen.

Ranking-Ergebnisse nicht aus dem Zusammenhang reißen

Um die Kriterien und ihre Platzierung richtig beurteilen zu können, solltest du sie immer in einem aktuellen Kontext sehen. Die Rankings, die 2010 entstanden und 2011 veröffentlicht wurden, zeigen dies besonders deutlich. 2010 wurden die Absolvent:innen aus dem Jahr 2009 befragt – ein schlechtes Jahr für die Wirtschaft. Vor allem für die Finanzbranche und Unternehmensberatungen. Das heißt, die Business Schools, deren Absolvent:innen vor allem aus dieser Branche rekrutiert werden, haben Einbußen bei den Gehaltsentwicklungen hinnehmen müssen. Das schlägt sich auf das Ranking-Ergebnis durch. Dank des starken Euros und weniger Probleme in Europa hatten europäische Business Schools einen Vorteil. Die HEC in Paris beispielsweise "entlässt" ihre Absolventen in alle möglichen Branchen, die meisten bleiben in Europa. So konnte sie gehaltsmäßig einen Sprung nach oben verzeichnen.

MBA-Rankings sind umstritten

Auch wenn sie auf den ersten Blick sehr objektiv wirken, sind MBA-Rankings oft umstritten. Ein Kritikpunkt ist, dass sie gerade nicht objektiv seien. Das liegt daran, dass die Business Schools einen Großteil der Fragen so beantworten, dass sie nachher eine höhere Ranking-Position ergeben. Sie haben deshalb ein Eigeninteresse, sich möglichst positiv darzustellen.

Verzerrungen bei den Alumni

Aber auch auf der Alumni-Seite der Befragung kann es Verzerrungen geben. Zum einen werden die Befragten auf bestimmte Weise ausgewählt. Machen es die Business Schools selbst, wählen sie natürlich nur diejenigen aus, die sich im Studium hervorgetan haben oder jetzt besonders viel mehr verdienen. Werden die Alumni direkt kontaktiert, antworten tendenziell solche, die sich besonders mit der Business School verbunden sehen und daher auch bessere Ergebnisse hervorbringen. Auch die MBA-Alumni an sich sind nicht immer objektiv. Sie wollen "ihre" Business School in hohen Rankingpositionen sehen, da das von den Arbeitgebern wahrgenommen wird und möglicherweise ihre Karrierechancen verbessert.

Die formalen Kriterien

Ein weiterer Vorwurf ist, dass die Rankings Schools wegen formaler Kriterien ausblenden, die qualitativ reingehörten. Um gerankt zu werden, muss eine Business School zum Beispiel mehrere Jahre in Folge ein Programm anbieten. Wer gerade erst zwei Jahre dabei ist oder das Programm in einem Jahr – aus welchen Gründen auch immer – nicht anbietet, fliegt raus.

Rankings: eine erste Orientierung

Rankings sind also eine gute Möglichkeit, im ganzen MBA-Wust eine erste Sortierung vorzunehmen. Man sollte sich jedoch nicht ausschließlich auf die Platzierung in einem Ranking verlassen. Wichtig bei der Wahl der Business School sind auch die Performance in den Rankings über die Jahre, die Schwerpunkte des Programms, das Land, die Branchen in denen Alumni landen, Akkreditierungen oder auch, ob der/die  jeweilige Arbeitgeber:in oder Wunscharbeitgeber:in überhaupt Wert darauf legt. Um sich all diese Information zu holen, kannst du die Schools besuchen, mit Alumni sprechen oder einfach an einer MBA-Messe teilnehmen.

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