Praktikum: Ein Mediziner bei McKinsey: Ein Mediziner mit Ideen für Pizza

Mann mit Stethoskop, blauem Kittel und Mundschutz hält eine Spritze hoch.

Florian hat Medizin studiert – und sich trotzdem für ein Praktikum bei McKinsey entschieden. Im Interview verrät er, wie es dazu kam und warum er sich jederzeit wieder für diesen Karriereweg entscheiden würde. 

Wie kommt man auf die Idee, als Mediziner und Philosoph in die Unternehmensberatung zu gehen?

Bei mir lag das gar nicht so fern: Ich habe im Grundstudium neben Philosophie auch Wirtschaft studiert und damit den ökonomischen Blickwinkel kennengelernt. Was mir aber damals nicht klar war: Wie praktikabel und spannend es sein würde, die verschiedenen Perspektiven zu kombinieren.

Florian Sturm hat Medizin, Wirtschaft und Philosophie studiert. Nicht gerade die klassische Grundlage für ein Praktikum in der Unternehmensberatung. Sollte man meinen. Bei Florian kam es jedoch anders. Im Auswahlgespräch punktete er mit Ideen für eine Pizzeria, in einem Projekt zur Gesundheitsbranche kam ihm sein Fachwissen zugute.

Sucht McKinsey denn überhaupt Nicht-Wirtschaftswissenschaftler?

Ja, Nicht-Wirtschaftswissenschaftler sind sogar sehr begehrt. Man mag sich unter den Kommilitonen vielleicht etwas exotisch vorkommen, wenn man Unternehmensberatung als Berufsmöglichkeit angibt. Während des Praktikums habe ich dann aber auch zahlreiche andere Ärzte kennengelernt, die diesen Weg eingeschlagen haben. Man ist also auch als Nicht-Wirtschaftswissenschaftler in vertrauter Gesellschaft.

Du hast den Einstieg über ein Praktikum bei McKinsey gemacht. Wieso ausgerechnet dort?

McKinsey hatte aus meiner Sicht die interessantesten Projekte in der Gesundheitsbranche. Außerdem transparente Antworten auf die Frage der Betreuung und Weiterbildung während und nach dem Praktikum. So gibt es zum Beispiel das McKinsey College vor dem Einstieg und das Mentoren-Programm nach dem Einstieg. Sympathisch waren mir auch das Pro-bono-Engagement, die Projekte im öffentlichen Sektor und die verschiedenen Möglichkeiten, nach dem Einstieg im Ausland zu arbeiten.

Wie hast du dich beworben?

Nach der schriftlichen Bewerbung gab's einen Auswahltag mit einem analytischen Test und zwei Einzelgesprächen. In den Gesprächen musste ich jeweils eine Fallstudie lösen. Beide Fälle waren knifflig, aber machbar. Dabei haben mir scharfes Nachdenken, gesunder Menschenverstand und der eine oder andere kreative Einfall mehr geholfen als Fachwissen und einstudierte Musterlösungen. An einer Stelle ging es beispielsweise darum, einen Klienten bei der Eröffnung einer Pizzeria zu beraten. Da habe ich mir einfach überlegt, was die erfolgreichen von den weniger erfolgreichen Berliner Gastronomien unterscheidet, die ich während des Semesters so kennenlerne. Natürlich gab es neben dem Fall auch jede Menge Fragen zu Person, Hintergrund, Berufsvorstellungen und so weiter.

Wie war dein Start im Praktikum?

Aller Anfang ist schwer, aber spannend. Ich musste mich zunächst an die berufliche Rolle, den Arbeitsstil und das Arbeitstempo gewöhnen. Und ich musste mich mit unzähligen praktischen Dingen vertraut machen: Wen rufe ich an, wenn mein Laptop streikt? Wen, wenn ich einen Rechercheauftrag habe? Und wie falte ich meinen Anzug so, dass er auch nach dem Flug noch präsentabel aussieht?

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Hatte denn dein Praktikum einen medizinischen Bezug?

Bei meinem Projekt ging es um die Verbesserung der medizinischen Versorgung chronisch kranker Patienten. Solcher Menschen beispielsweise, die unter Asthma, Diabetes oder Herzschwäche leiden. Diese Patienten gehen naturgemäß häufig zum Arzt, werden in verschiedenen Krankenhäusern vorstellig und unterziehen sich zahlreichen diagnostischen und therapeutischen Eingriffen. Sie tauchen also oft und an verschiedenen Stellen im Gesundheitssystem auf. Was teilweise fehlt, ist eine langfristige Strategie, ein Art übergeordneter Betreuer. Unser Klient war eine Krankenversicherung, die genau diese Situation verbessern wollte.

Wie groß war dein Team?

Unser Team beim Klienten vor Ort war drei Mann stark, wobei einer der Kollegen wie ich Mediziner war. Neben dieser permanenten Crew vor Ort gibt es natürlich noch die verschiedenen Ebenen der Projektleitung, die sich mehrmals pro Woche persönlich oder per Telefonkonferenz über den Status quo informierten und das weitere Vorgehen besprachen.

Was waren deine Aufgaben?

Zunächst haben wir versucht, Transparenz zu schaffen. Dazu haben wir Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen der Versicherung an einen Tisch gebracht - und verstreute Informationen in eine Datenbank integriert. Das war meine Aufgabe. Menschlich wie inhaltlich war das manchmal durchaus eine Herausforderung. Kaffee habe ich jedenfalls nie gekocht. Und kopiert nur die Unterlagen für meine eigenen Workshops mit dem Klienten.

Was sind deine Eindrücke von diesem Praktikum? Was hast Du gelernt, was nimmst Du mit?

Das viele und ehrliche Feedback – daran musste ich mich erst einmal gewöhnen. Es kam mir von allen Seiten entgegengeflattert. Mich hat beeindruckt, wie sehr mir diese Offenheit letztendlich geholfen hat, mich weiterzuentwickeln. Sich zu verbessern und offen über Gutes, aber auch über Kritisches zu sprechen – das ist einfach ein großer Teil der Kultur.

Wie geht es weiter? Könntest du dir einen Einstieg bei McKinsey vorstellen?

Ja, einen Einstieg könnte ich mir auf jeden Fall vorstellen. Es wäre für mich eine große Chance, an der Gestaltung von Gesundheitssystemen mitzuarbeiten - sei das via Kliniken, Versicherung, Forschung, Pharma oder öffentliche Hand. Natürlich würde ich aber den Wunsch praktizierender Arzt zu sein, nicht leichtfertig über Bord werfen.

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