Arbeitsrecht bei Freshfields: "Das Gesamtpaket zählt"

Autor*innen
Maximilian Fleschhut
Mann steht auf einem großen aufgeschlagenen Buch und sucht etwas mit einer Lupe.

Vergütungssysteme, Betriebsübernahmen, Tarifverhandlungen, Datenschutz: Arbeitsrechtler bei Freshfields haben es mit einer großen Bandbreite an Mandaten zu tun - und manchmal mit schwierigen Verhandlungspartnern. Warum dafür ein ausgereifter Charakter genauso wichtig ist wie exzellente juristische Kenntnisse, erklärt Partner Dr. Timon Grau.

Timon G. [Quelle: Freshfields]

Dr. Timon Grau (38) hat in Köln Jura und Politikwissenschaften studiert. Seit 15 Jahren arbeitet er bei Freshfields Bruckhaus Deringer im Arbeitsrecht, seit 2014 als Partner in Frankfurt. Im Markt gilt er als Senkrechtstarter, die Zeitschrift JUVE listet ihn unter den "Aufsteigern im Arbeitsrecht".

Wie kamen Sie das erste Mal mit Freshfields in Kontakt?

Angefangen hatte ich bereits als Praktikant im Arbeitsrecht in Köln, damals war ich im fünften Semester. Eine Anwaltskarriere hatte ich damals eigentlich nicht auf dem Schirm. Dann wurde ich gefragt, als wissenschaftlicher Mitarbeiter weiterzumachen, später folgte eine Referendariatsstation bei Freshfields in London. Schließlich bin ich als Anwalt in Köln eingestiegen, habe ab da alle Karrierephasen durchlaufen und bin schließlich letztes Jahr Partner geworden. Dass ich auch langfristig bei Freshfields geblieben bin, liegt neben spannenden Mandaten sicher auch daran, dass ich hier immer die kollegiale, nette Atmosphäre zu schätzen wusste. Selbst als Praktikant und wissenschaftlicher Mitarbeiter konnte ich immer auf Augenhöhe mit erfahreneren Kollegen diskutieren.

Wie kamen Sie darauf, Ihren Schwerpunkt im Bereich Arbeitsrecht zu setzen?

Das lag vor allem an den Vorlesungen von Professor Hanau, die ich an der Uni besuchte, einem der Urväter des deutschen Arbeitsrechts. Dank ihm entdeckte ich das Rechtsgebiet als sehr vielfältigen und dynamischen Bereich mit vielen sozialpolitischen Bezügen. An diesem Eindruck hat sich bis heute nichts geändert: Bei Freshfields umfassen meine Mandate zwar auch klassisches Arbeitsrecht, wie etwa betriebsverfassungs- und tarifrechtliche Fragen, Kündigungsrecht und so weiter, aber es gibt auch große Überschneidungen zum Gesellschafts- und Steuerrecht, das macht meine Arbeit sehr vielseitig.

Was genau macht man im Arbeitsrecht bei Freshfields?

Wir konzentrieren uns vor allem auf strategisches Arbeitsrecht. Wir gestalten also zum Beispiel die arbeitsrechtlichen Aspekte von Unternehmenskaufverträgen, beraten bei der Erstellung von Vorstands- und Geschäftsführerverträgen, sind beteiligt an unternehmensinternen Untersuchungen, begleiten Restrukturierungen, beraten zum Arbeitnehmerdatenschutz, oder befassen uns mit Vergütungs- und Bonus-Systemen und betrieblicher Altersversorgung. Des Öfteren führe ich für unsere Mandanten auch Verhandlungen mit Betriebsräten und Gewerkschaften - insgesamt eine große Bandbreite also.

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Wie hat sich Ihre Ihr Arbeitsalltag verändert, seit Sie Partner sind?

Inhaltlich eigentlich nicht sehr stark, denn ich habe auch davor bei Freshfields sehr eigenverantwortlich und auf hohem Niveau arbeiten können. Natürlich kommt es auch vor, dass man von Mandanten bei besonders wichtigen Angelegenheiten extra deswegen gefragt wird, weil sie die Einschätzung von einem Partner möchten. Gleichzeitig sind mit der Partnerschaft natürlich typische Partneraufgaben dazu gekommen, wie zum Beispiel regelmäßiges Feedback-Geben, Personalaufgaben, Befassung mit internen Angelegenheiten der Kanzlei und einigen administrative Dinge. Auch der Ausbau des Netzwerkes spielt eine wichtige Rolle.

Haben Sie ein Mandat, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

In meinem zweiten oder dritten Jahr bei Freshfields hatte ich ein Mandat, das ich als sehr lehrreich empfand: Ich verhandelte für ein großes IT-Unternehmen mit dem Betriebsrat über ein komplett neues Vergütungs- und Arbeitszeitsystem. Da konnte ich das erste Mal so richtig Verhandlungserfahrung sammeln. Alle Beteiligten am Tisch waren eigentlich alte Haudegen, und ich kam als Greenhorn daher. Da musste ich mir erst einmal Respekt erarbeiten - und ich habe schnell gemerkt, dass man mit schlauen juristischen Kommentaren allein nicht zum Ziel kommt. In jeder Verhandlung ist es wichtig, schnell ein Gefühl zu entwickeln, wie die Verhandlungspartner ticken, wie die Unternehmenskultur ist, und welche Interessen jenseits der juristischen Überlegungen eine Rolle spielen. Am Ende haben wir es damals geschafft, dass Arbeitgeber und Betriebsrat beide gut dastanden und trotzdem die Interessen des Mandanten gewahrt waren. Mit dem damaligen Personalgeschäftsführer treffe ich mich übrigens noch heute ab und an zum Fußball. Nur wenn Eintracht Frankfurt auf den FC Köln trifft, kommen wir nicht zusammen.

Sie haben Familie - wie vereinbaren Sie Berufs- und Privatleben?

Ich habe zwei Kinder, sechs und drei Jahre alt. Meine Frau ist als Richterin ebenfalls voll berufstätig, das sind eigentlich keine ganz leichten Voraussetzungen für die Work-Life-Balance. Ich versuche aber, mir gezielt Freiräume zu schaffen und zu erhalten - auch unter der Woche - etwa, um die Kinder in den Kindergarten oder die Schule zu bringen. Glücklicherweise hat mir die Kanzlei solche Freiräume immer ermöglicht. Und meinen Mandanten kommuniziere ich auch, wenn ich mal weniger gut zu erreichen bin oder nur wenn es absolut brennt. Außerdem unterstützen wir uns gegenseitig sehr im Team.

Was würden Sie Studenten raten, die sich bei der Wahl der Praxisgruppe noch unsicher sind?

Da hilft nur ausprobieren. Studenten sollten sich überlegen, welches Rechtsgebiet ihnen in der Uni am meisten liegt, und dann die Chance nutzen, dieses in einem Praktikum bzw. in einer Referendarstation zu erleben. Mir hat das sehr geholfen: Ich habe im Praktikum gemerkt, dass mir Arbeitsrecht riesigen Spaß macht - und bin dabeigeblieben.

Welchen Tipp würden Sie Berufseinsteigern generell mit auf den Weg geben?

Was mir immer wieder auffällt in Gesprächen mit Studenten: Viele meinen, alles überbeschleunigen zu müssen. Sie machen sich etwa Sorgen, ob sie mit 26 schon zu alt für den Berufseinstieg sind und fragen sich, ob sie deswegen überhaupt noch promovieren können. Ich bin der Ansicht, dass man trotz allen Lernens die Zeit an der Uni genießen und man sich auch einmal etwas Fachfremdes anschauen sollte. Auch Engagement und Interessen außerhalb der Uni oder später des Berufs finde ich wichtig. Das Motto "möglichst geradlinig" bereut man später vielleicht, weil man auf Dinge verzichtet hat, die für die persönliche Entwicklung wichtig gewesen wären.

Ist bei Freshfields nicht der Bewerber-Typ "Absolvent in Rekordzeit mit Top-Noten" besonders gern gesehen?

Das hängt ganz vom Gesamtpaket ab. Und ein geradliniger Lebenslauf allein reicht nicht. Ich persönlich achte sehr darauf, wie ein Bewerber in seiner Persönlichkeit wirkt: Sitze ich einem einigermaßen ausgereifter Charakter gegenüber? Kann man ihn oder sie zum Mandanten schicken? Wie gut kann der andere kommunizieren? Denn auch die Mandanten schätzen es neben der fachlichen Expertise sehr, wenn sie es mit einer Persönlichkeit zu tun haben und man sich auch mal über andere Dinge austauschen kann. Und da mag auch ein Schlenker außerhalb der Jura-Welt gut tun.

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