Wie wird man Patentanwalt?: Immer auf dem neuesten Stand der Forschung

Autor*innen
Carolin Metz
Ein Mann blickt nach oben und beißt nachdenklich auf seinen Finger. Sein Kopf ist so bearbeitet, dass man ein gezeichnetes Gehirn sieht, aus dem eine Glühbirne und Zahnräder kommen.

Es gibt auch Anwälte, die ein naturwissenschaftliches Studium absolviert haben - Patentanwälte nämlich. Sie reichen Patente ein und sind in ihrem Fach immer auf dem neuesten Stand der Forschung. Martin Ludwig erklärt, wie die Ausbildung abläuft und wieso auch Unternehmer-Geist gefragt ist.

Welche Chancen haben Patentanwälte auf dem Arbeitsmarkt?

Patentanwälte sind hochqualifiziertes Fachpersonal und deswegen begehrt auf dem Arbeitsmarkt. Immerhin haben sie nach dem ersten Studium noch ein zweites und eine Ausbildung absolviert, die sehr anspruchsvoll ist und knapp drei Jahre dauert. Neben einer Vielzahl von Patentanwaltskanzleien gibt es auch Stellen in der Industrie, momentan existieren mehr freie Stellen als geeignete Kandidaten.

Welche Verdienstmöglichkeiten hat man als Patentanwalt?

Als Patentanwaltskandidat ist man in einer Ausbildungsphase und kann noch nicht voll eingesetzt werden. Deshalb sind die Einstiegsgehälter etwas geringer. Aber die Entwicklungsmöglichkeiten und das Gehalt nach der Ausbildung sind sehr vielversprechend. Ein fertig ausgebildeter Patentanwalt mit deutscher und europäischer Prüfung kann ein Gehalt im sechsstelligen Bereich verdienen – und nach oben sind die Grenzen offen.

Martin Ludwig (33) studierte Pädagogik in München und absolvierte dort anschließend seinen MBA. Seit September 2013 arbeitet er als Personalberater bei Search Consult.

Wie sieht der Arbeitsalltag aus?

Das hängt davon ab, ob man in der Industrie arbeitet oder in einer Kanzlei. In der Industrie hat man als Angestellter feste Arbeitszeiten und ein gutes Fixgehalt; in der Kanzlei ist die Arbeitsbelastung mit ungefähr 60 Wochenstunden deutlich höher. Für viele ist das übergeordnete Ziel, in einer Kanzlei Partner zu werden und somit auch unternehmerisch tätig zu sein. Zu den Aufgaben eines Patentanwalts gehören unter anderem die Anmeldung und Prüfung von Patenten, die Betreuung der Erfinder und das Ausarbeiten von Patentstrategien – denn nicht alles, was man patentieren kann, bringt auch einen finanziellen Nutzen. Andere arbeiten als Prüfer im Patentamt - das ist allerdings eine Beamtenlaufbahn des höheren Dienstes.

Was macht den Beruf spannend?

Der große Reiz besteht darin, dass man sich als Patentanwalt mit dem neuesten Stand der Forschung in seinem Fach auseinandersetzt. Dazu kommt der juristische Aspekt – zum Beispiel, wenn man gegen Patentverletzungen vorgehen muss: Wenn ein Patent missbraucht wird, leitet man rechtliche Schritte ein. Als Partner in einer Patentanwaltskanzlei muss man zudem unternehmerisch aktiv werden: Man führt die Kanzlei, holt Aufträge ein – das ist sehr anspruchsvoll.

Wie werde ich Patentanwalt?

Die Ausbildung zum deutschen Patentanwalt dauert mindestens 34 Monate. In den ersten 26 Monaten werden die Kandidaten durch einen Patentassessor ausgebildet. Dieser zeigt ihnen, wie die Arbeit funktioniert und die Auszubildenden können bereits an ersten Projekten mitwirken. Parallel dazu müssen sich die Kandidaten den juristischen Hintergrund erarbeiten, in der Regel mit einem Fernstudium an der Uni Hagen, das speziell auf Patentanwälte zugeschnitten ist. Der Abschluss ist vergleichbar mit dem ersten Staatsexamen. Falls man das schon absolviert haben sollte, wird es einem anerkannt. Anschließend steht das Amtsjahr in München an. Die ersten beiden Monate verbringt man am deutschen Patent- und Markenamt und die folgenden sechs Monate am Bundespatentgericht.

Welche Prüfungen müssen die Kandidaten absolvieren?

Wenn man diese Stationen durchlaufen hat, kann man zur Patentanwaltsprüfung zugelassen werden. Die findet drei Mal im Jahr statt und besteht aus zwei schriftlichen und einem mündlichen Teil. Wenn man das Examen bestanden hat, ist man Patentassessor und nach der Zulassung durch die Patentanwaltskammer deutscher Patentanwalt. Viele schließen daran dann noch die Ausbildung zum europäischen Patentanwalt an. Wenn man beide Abschlüsse hat, ist man wirklich gut aufgestellt und kann ein sehr hohes Gehalt erwarten. Der Weg dorthin ist allerdings mit viel Zeit und Arbeitsaufwand verbunden.

Was muss man mitbringen, um Patentanwalt zu werden?

Ein naturwissenschaftliches oder technisches Studium, den Nachweis über ein Jahr praktische Tätigkeit - vorgeschriebene Industriepraktika und Doktorarbeiten werden meist anerkannt - und die Zulassung bei der Patentanwaltskammer, was aber eine reine Formalität ist. Gesucht werden vor allem Elektrotechniker, Physiker, Maschinenbauer und Chemiker. Patentanwaltskandidaten sollten sprachlich begabt sein, weil sie viel mit Übersetzungen von Patent-Einreichungen zu tun haben. Außerdem sollten sie analytische Fähigkeiten besitzen, um Probleme strukturieren zu können.

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