Private Equity: Praktikum, Karriere und Gehalt in einer Private-Equity-Gesellschaft

Eine Hand hält eine Lupe. Der Unterarm ist so bearbeitet, dass er wie Treppenstufen aussieht. Eine Mann geht die Treppe hoch.

Wie sieht der Arbeitsalltag im Private Equity aus? Mit welchem Gehalt kannst du rechnen? Und musst du BWL studiert haben, um im Private Equity erfolgreich zu sein? Ein Investment Partner beantwortet die wichtigsten Fragen zu Private Equity.

Gibt es im Private Equity auch "Fachfremde" (also Nicht-BWLer) und wie stehen die Chancen auf einen Quereinstieg?

Natürlich werden die meisten Stellen in diesem Bereich durch BWL-Studenten mit einem entsprechenden Schwerpunkt besetzt. Allerdings finden sich in den Teams, die aus Investment Professionals zusammengesetzt sind, auch Vertreter aus anderen Fachrichtungen. Dazu zählen zum Beispiel Ingenieure, Mathematiker, Physiker oder auch Juristen. Selbst Geisteswissenschaftler oder Mediziner haben die Chance, in der Branche zu arbeiten. In der Regel verfügen diese Spezialisten allerdings über einen MBA als zusätzliche Qualifikation.

Darüber hinaus werden einige Positionen direkt aus der Business School besetzt, wobei es in der Regel bestimmte Schulen gibt, die bevorzugt werden. Als "Fachfremder" ist ein Praktikum in einem finanznahen Bereich natürlich eine wichtige Voraussetzung; zudem sollte man seinen MBA nicht in Teilzeit während des eigentlichen Berufes absolvieren, sondern sich voll und ganz auf das Studium konzentrieren.

Ist es möglich, ein Praktikum im Private Equity (PE) zu absolvieren und welche Kenntnisse sollte man dafür mitbringen?

Grundsätzlich ist ein Praktikum möglich. Bei manchen Fonds werden Praktika ohne Arbeitserfahrung und ohne MBA-Studium angeboten, in anderen Fällen kann man während des MBA-Studiums ein Praktikum absolvieren, das in der Regel zwischen dem ersten und zweiten MBA-Jahr stattfindet. Voraussetzung dafür sind sehr gute Noten, Auslandserfahrung und relevante Kenntnisse, etwa in der Beratung, im Investmentbanking oder in der Wirtschaftsprüfung. Die Erfahrung ist vor allem dann entscheidend, wenn das Praktikum zugleich als Test des Kandidaten für eine feste Position verstanden werden soll. Bei einem Praktikum während des MBA-Studiums sollte man also bereits viel Wissen und relevante Erfahrungen mitbringen.

Wie sieht der Arbeitsalltag im Private Equity aus?

Der Arbeitsalltag ist sehr unterschiedlich. Generell gibt es vier verschiedene Bereiche: 

  • Deal Gen: das Finden von Investmentmöglichkeiten
  • Buyside Transaction: die Tätigkeit, die mit dem Bieterprozess und Kauf eines Unternehmens zusammenhängt
  • Exit: die Prozesse rund um den Verkauf von Unternehmen sowie 
  • die Portfolioarbeit, welche die strategische und operative Arbeit im Unternehmen ist, das man gekauft hat

Wie kann man sich die einzelnen Bereiche im Private Equity vorstellen?

Im Deal Gen werden Sektoren und/oder Unternehmen analysiert. Dazu sind umfangreiche Lektüre und Expertengespräche nötig, außerdem redet man mit Kunden und Wettbewerbern und erstellt Analysen, um ein Unternehmen oder einen Sektor besser zu verstehen.
Im Rahmen einer Transaktion werden Mitarbeiter auf verschiedene "Workstreams" aufgeteilt, um ein Unternehmen besser zu verstehen und dessen Wert möglichst genau zu quantifizieren. Dazu zählen Aspekte wie Commercial Due Diligence, Valuation (inklusive finanzieller Modellierung), Financial Due Diligence, Legal Due Diligence, Steuerfragen, Structuring, Finanzierung (und SFA) sowie SPA, also das Aushandeln des Kaufvertrages. Wer in einem Team welche Aufgabe übernimmt, hängt von der Erfahrung und den Präferenzen der Mitarbeiter und des Teams ab. Praktikanten unterstützen in der Regel einen bestimmten Workstream.

Bei einer Transaktion geht es letztlich darum, einen geeigneten Preis für ein Unternehmen zu ermitteln, die Finanzierung zu erstellen und im Kaufvertrag alle Punkte festzuhalten, mit denen es möglich ist, sich gegen einen großen Teil der mit dem Kauf verbundenen Risiken abzusichern.

Welche Voraussetzungen sollte man für eine erfolgreiche Karriere mitbringen?

Das lässt sich nicht pauschal beantworten, da es Professionals gibt, die jeweils auf ihre Weise sehr erfolgreich arbeiten. Deshalb gibt es keine ganz bestimmten Charaktereigenschaften, die dafür sorgen, dass die eigene Karriere mehr oder weniger erfolgreich verläuft. Natürlich sollten sich gerade Berufseinsteiger mit den langen Arbeitszeiten auseinandersetzen, die zudem sehr variabel sein können. Allgemein ist eine 60-Stunden-Woche eher die Regel als die Ausnahme. Außerdem ist es wichtig, gut im Team arbeiten zu können, weil die verschiedenen Bereiche sehr eng miteinander kooperieren. Um sich erfolgreich zu bewerben, sind zudem sehr gute Noten im Studium sowie relevante Kenntnisse eine wichtige Voraussetzung.

Ist ein MBA die Voraussetzung für eine Karriere im Finance?

Unabhängig davon, ob man sich für die Tätigkeit in einer Unternehmensberatung, im Private Equity oder im Investment Banking interessiert, ist ein MBA-Abschluss eine sehr gute Basis, um den Einstieg zu schaffen. Das gilt vor allem dann, wenn man seinen Abschluss an einer der Schulen macht, die in den entsprechenden Rankings weit oben zu finden sind.

Allerdings ist der MBA keine notwendige Voraussetzung für eine Karriere in der Branche. Bei vielen Banken und Fonds gibt es Quereinsteiger aus ganz verschiedenen Bereichen, die sich im Rahmen von Praktika relevante Kenntnisse angeeignet haben und die zudem spezielle Fähigkeiten mitbringen, die dem Arbeitgeber einen echten Mehrwert bieten. Als Student oder Absolvent sollte man diesen Aspekt beachten und in Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen anhand von geeigneten Beispielen unterstreichen. Für die nächsten Schritte auf der Karriereleiter sind eher die Leistung im Beruf und die persönliche Expertise entscheidend.

Mit welchem Jahresgehalt kann man allgemein im Bereich Finance sowie in den unterschiedlichen Fachrichtungen rechnen?

Allgemein kommt es bei dieser Frage sehr auf den Arbeitgeber sowie auf die persönlichen Erfahrungen an, die man vor dem Einstieg in den Beruf gesammelt hat. Das Einstiegsgehalt für Uni-Absolventen liegt in der Finanzbranche in der Regel zwischen 50.000 und 60.000 Euro pro Jahr, unabhängig von der jeweiligen Fachrichtung. Mit relevanter Erfahrung, aber ohne einen MBA-Abschluss sollte das Gehalt dann eher in Richtung 100.000 Euro pro Jahr gehen, mit wachsender Erfahrung ist das Gehalt dann noch einmal signifikant höher. Dafür ist allerdings in der Regel ein MBA die Voraussetzung, zusammen mit der entsprechenden Berufserfahrung.

Abgesehen von diesen Summen ist auch die Aufteilung des Gehalts wichtig, die sich ebenfalls in verschiedenen Bereichen und bei verschiedenen Fonds stark unterscheiden kann. Eine Aufteilung zwischen Festgehalt und Bonus ist die Regel, diese kann jedoch sehr unterschiedlich ausfallen. Zudem ist die Struktur des Bonus vom Arbeitgeber abhängig. Speziell im Private Equity kann hier auch eine langfristige variable Vergütung eingebaut werden, die von der Wertentwicklung des Fonds abhängig ist.

Welche Unterschiede gibt es mit Blick auf verschiedene Länder oder Regionen in der Branche?

Das Vorgehen von Profis in der Finanzbranche ist in allen Bereichen vergleichbar, unabhängig davon, ob sie in London, New York oder Hong Kong arbeiten. Allerdings ist die Liquidität auf dem Markt in den USA deutlich größer; dort ist es wesentlich selbstverständlicher, dass Unternehmer ihre Firma verkaufen. In Deutschland und in anderen EU-Ländern gibt es hier noch Nachholbedarf, eine Ausnahme bildet hier Großbritannien.

Speziell mit Blick auf die Arbeit in der PE-Branche ist es sehr wichtig, ein eigenes Netzwerk aufzubauen. In London oder in New York ist das als Europäer in der Regel kein Problem, da diese Märkte ohnehin sehr international sind. In Asien kann es hingegen deutlich schwieriger sein, da viele Europäer dort auch mit kulturellen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, die bei der Arbeit mit Portfoliounternehmen eine große Rolle spielen. Natürlich ist es auch als Europäer nicht unmöglich, in Asien erfolgreich zu arbeiten, allerdings sollte man sich vor einer solchen Entscheidung der Herausforderung bewusst sein.

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