Asset Management: Einer für alles - Aufgaben eines Financial Consultants

Autor*innen
O. Güven
Drei in aufsteigender Höhe angeordnete Quader, die an Balken eines Balkendiagramms erinnern. Ein Mann steigt diese wie eine Treppe empor, wobei er sehr große Schritte machen muss, und die Arme balancierend ausstreckt.

Financial Consultants sind kompetente Ansprechpartner für alle finanziellen Angelegenheiten. Sie vereinen das komplexe Wissen von Finanzplanern, Anlageberatern, Vermögensverwaltern sowie von Versicherungs- und Immobilienexperten.

Financial Consultants analysieren die Gesamtvermögens- und Steuersituation ihrer Kunden. Auf dieser Basis erstellen sie detaillierte Finanzplanungen, Vermögensstrukturanalysen (Asset Allocation), bewerten bestehende Anlagen und entwickeln konkrete Anlage- und Umsetzungsvorschläge.

Am erfolgreichsten auf Honorarbasis

Im Vordergrund steht dabei die Optimierung der Gesamtvermögens-, Versorgungs- und gegebenenfalls Steuersituation ihrer Kunden. Der Kundennutzen steht allem voran. Letztlich geht es um die Ausarbeitung von maßgeschneiderten Lösungen und Konzepten, die für den Kunden passen. Financial Consultants beraten ihre Kunden am erfolgreichsten, wenn sie auf Honorarbasis arbeiten. Nur so ist eine unabhängige Beratung ohne Zielkonflikte im Sinne des Kunden möglich.

Was diesen Job so reizvoll macht

Der Reiz liegt darin, dass ein Financial Consultant mit jedem einzelnen Kunden vor einer neuen und individuell zu lösenden Aufgabenstellung steht. Der wichtigste Maßstab für den Erfolg ist die Zufriedenheit des Kunden. Die Arbeit und der geleistete Beitrag sind dann erfolgreich, wenn sie für den Kunden eine messbare Verbesserung bringen.

Verantwortlich für die Gesamt-Performance

Ein Beispiel hierfür ist die sinnvolle Erarbeitung und passende Herleitung einer individuellen Asset Allocation für den jeweiligen Kunden. Bei der sogenannten strategischen Asset Allocation geht es um die Aufteilung des Gesamtvermögens in verschiedene Asset-Klassen wie Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Immobilien, Beteiligungen oder Alternative Investments. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die strategische Asset Allocation für einen Großteil der langfristig zu erwartenden Gesamt-Performance und der Gesamtrisiken verantwortlich ist.

Pauschale Börsenweisheiten helfen nicht weiter

Zu individuell sind die Bedürfnisse und Ziele der einzelnen Anleger, als dass man bei solchen wichtigen Herausforderungen nach pauschalen "Börsenweisheiten" vorgehen könnte. Ein 35-jähriger Erwerbstätiger könnte demnach 65 Prozent (100 minus Alter) seines Vermögens in Aktien organisieren. Wenn dieser allerdings plant, im nächsten Jahr eine Eigentumswohnung zu erwerben und sein bestehendes Vermögen als Eigenkapital für den Kauf einzubringen, wäre diese Quote an Aktien eine absolute Fehlentscheidung.

Mehr Aktien trotz höherem Alter?

Denn sein Anlagehorizont reicht nicht aus, um Schwankungen nach unten kurzfristig wieder auszugleichen. Ein 65-Jähriger hingegen dürfte dieser Weisheit entsprechend lediglich 35 Prozent seines Vermögens in Aktien organisieren. Dieser Anleger hat aber seine Immobilie vielleicht bereits abbezahlt, verfügt über ausreichende Renteneinnahmen, um seinen Bedarf für alltägliche Lebenshaltung, Urlaube, Autoersatzanschaffungen, Krankenversicherung et cetera zu begleichen. Daher könnte auch eine höhere Aktienquote durchaus vertretbar sein.

Jeder Kunde ist ein neues Projekt

Ziel muss es sein, dem Kunden aufzuzeigen, welche Risiken dieser mit den verschiedensten Anlageformen trägt, welche Schwankungsbandbreiten (Volatilitäten) normal sein können und welche Renditeerwartungen angebracht sind. Die beste Lösung sieht für jeden einzelnen Kunden anders aus. Dies ist nicht nur der größte Reiz, sondern zugleich auch die Herausforderung an dieser Tätigkeit. Jeder Kunde ist ein neues "Projekt", bei dem das bisher Gelernte eingebracht werden kann und bei dem man selbst auch jede Menge neues Lernen kann und wird. Ein Financial Consultant muss sich jederzeit in seine Kunden hineinversetzen können. Nur so gelingt es, ein Projekt erfolgreich abzuschließen und dem Kunden einen messbaren Mehrwert zu bringen.

Typischer Tagesablauf

Ein guter und typischer Tag beginnt für einen Financial Consultant gegen 8 Uhr. Sein Terminkalender weist in der Regel drei Gespräche auf – zwei Gespräche mit Kunden, die er bereits aktiv betreut und kennt, und ein sogenanntes Erstgespräch.

Erste Schritte

Solche Erstgespräche dienen dem gegenseitigen Kennenlernen. Ein Financial Consultant erkennt in einem solchen Gespräch, welchen Mehrwert er für den Kunden erbringen kann und stellt ihm diesen dar. Im Nachgang wird ein schriftlicher Beratungsauftrag formuliert. Hierin sind die Ausgangslage des Kunden, seine Zielsetzungen sowie die Lösungswege skizziert. Aus Erfahrungswerten heraus kann ein Financial Consultant abschätzen, wie viele Stunden beziehungsweise Tage (je nach Komplexität des Falls) er bis zum Abschluss dieses Projektes benötigt. Nimmt der Kunde dieses Angebot an, setzt der Financial Consultant zeitnah den nächsten Termin an.

Konzepte erarbeiten und persönlicher Kontakt

Für das nächste Beratungsgespräch werden die Ausarbeitungen schriftlich vorbereitet und festgehalten. Kein Kundengespräch findet ohne schriftliche Ausarbeitungen statt. Mindestens 50 Prozent des Arbeitstages bestehen daraus, Konzepte zu erarbeiten und die Kundengespräche mittels Dokumentationen schriftlich festzuhalten. Die anderen 50 Prozent ergeben sich aus den persönlichen Kundengesprächen sowie dem Telefonieren mit bestehenden und neuen Kunden. Ausarbeitungen gleicht man im Team ab und holt sich somit stets Anregungen und Ideen von Kollegen.

Veränderungen durch die aktuelle Finanzkrise

Die Frage, ob sich die Tätigkeit durch die aktuelle Finanzkrise verändert hat, kann man mit Jein beantworten. Die gegenwärtige Krise hat so einiges auf den Kopf gestellt. Es war nicht zu erahnen, dass die Krise in einer solchen Geschwindigkeit und Heftigkeit auf die Weltwirtschaft zukommen wird. Die Tätigkeit eines Financial Consultants ist mit und ohne Finanzmarktkrise stets an die aktuellen wirtschaftlichen und steuerlichen Veränderungen geknüpft. Die Finanzmarktkrise hat dazu geführt, dass vor allem private Anleger ängstlich und verunsichert geworden sind. Umso wichtiger wird es sein, auch in Zukunft weiterhin den klaren Fokus auf die individuellen Kundenbedürfnisse auszurichten.

Was man mitbringen sollte

Neben dem eigenen Engagement und Können ist die Fähigkeit, an mehreren Projekten gleichzeitig zu arbeiten, besonders wichtig. Darüber hinaus zeichnet sich ein guter Financial Consultant durch eine sehr selbstständige, sorgfältige und zuverlässige Arbeitsweise aus. Diese Eigenschaften setzen ein gutes Zeitmanagement und gute Organisationsfähigkeiten voraus. Darüber hinaus sollten hervorragende Kommunikationsfähigkeiten vorhanden sein. Diese sind nicht nur im Kontakt mit dem Kunden notwendig, sondern auch gegenüber den Teammitgliedern, mit denen man täglich zusammenarbeitet. Die Fähigkeit zur Teamarbeit ist unabdingbar. Denn innovative und gute Lösungen entstehen häufig erst dann, wenn mehrere Köpfe über dasselbe Problem nachdenken und ihre Ideen miteinander diskutieren.

Ein BWL-Studium ist eine gute Basis

Ein erfolgreich abgeschlossenes Studium der Betriebswirtschaftslehre ist sicherlich ein guter Türöffner in einen solchen Job. Es ist aber klar, dass ein guter Financial Consultant nicht alles vom ersten Tag an mitbringen kann und vieles noch lernen muss. Im Idealfall werden Berufseinsteiger vom ersten Tag an von einem erfahrenen Consultant betreut und ausgebildet. Dieser begleitet den Consultant von Anfang an zu Kundengesprächen und arbeitet bei allen Aufgaben eng mit ihm zusammen, die in einem Kundenprojekt anfallen. So kann und wird man mit zunehmender Erfahrung schrittweise mehr Verantwortung übernehmen.

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