Intelligenztests in Auswahlverfahren: Gut vorbereitet in den Intelligenztest

Autor*innen
Julia Schmidpeter
Eine Person mit Glühbirne als Kopf steht unter einer riesigen Schreibtischlampe. Es sieht aus, als würde er die Lampe hochklettern wollen.

Eine Einladung zum Auswahlverfahren flattert ins Haus – und auf dem Programm steht ein Intelligenztest. Jetzt nur keine Panik. Um ihn zu bestehen, musst du kein zweiter Einstein sein. Denn mit der richtigen Vorbereitung siehst du dem Test gelassen entgegen.

Intelligenz ist ein Oberbegriff für verschiedene kognitive Fähigkeiten wie Abstrahieren, Wissen anwenden oder Probleme lösen. Durch den Einsatz von Intelligenztests, die diese Fähigkeiten erfassen, versuchen Unternehmen, möglichst geeignete Mitarbeiter zu finden. Allerdings bezeichnen sie diese Tests selten als Intelligenztests, sondern nennen sie Logiktests, Verständnistests oder Leistungstests.

In Deutschland kaum verbreitet

In Großbritannien arbeiten 69 Prozent der Unternehmen mit Intelligenz- und Persönlichkeitstests, so eine Studie der Psychologen Jens Nachtwei und Carsten Schermuly (HU Berlin) im "Harvard Business Manager". In Deutschland tut dies nur ein kleiner Bruchteil: 8 Prozent der kleinen und mittleren sowie 13 Prozent der großen Unternehmen setzen in ihren Auswahlverfahren auf Intelligenztests.

Nicht aussagekräftig oder Erfolgsindikator?

Laut Nachtwei und Schermuly denken viele Personaler in Deutschland, dass solche Tests nicht aussagekräftig oder zu leicht durchschaubar und somit manipulierbar sind. Dagegen hält der Bonner Psychologe Jochen Kramer Intelligenztests für eine gute Methode der Personalauswahl: Eine Auswertung von 244 Studien hat gezeigt, dass sie eine besonders hohe Voraussagekraft über beruflichen Erfolg haben – deutlich besser als Interviews oder Assessment-Center. Deshalb macht es Sinn, vor allem für kognitiv anspruchsvolle Stellen die Intelligenz der Bewerber zu testen.

Wann und wo?

Trotz aller Diskussion um Sinn und Unsinn: Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass du in Unternehmensberatungen, Banken oder Industriebetrieben zum Test gebeten wirst. Wann dieser stattfindet, ist vom Unternehmen abhängig. Manchmal stehen die Tests am Anfang eines Auswahlverfahrens und werden dazu benutzt, Bewerber auszusortieren. In diesem Fall bekommst du meist eine E-Mail mit einem Link, der zu einem Online-Test führt. Dein Ergebnis entscheidet, ob du weiter im Verfahren bleibst oder ausscheidest. Intelligenztests kommen aber auch in Assessment-Center Übungen zum Einsatz. Der große Unterschied: Findet der Test erst im Assessment-Center statt, kannst du ein schlechtes Abschneiden mit einem guten Ergebnis in anderen Aufgaben, zum Beispiel im Vorstellungsgespräch oder in einer Diskussion, wettmachen.

Die Aufgabentypen

Die Aufgaben, die du bearbeiten musst, hängen oft von der Branche ab, für die du dich bewirbst. Es gibt zum Beispiel

  • Mathematische Tests: Graphen und Tabellen interpretieren, Prozentsätze und Durchschnitte berechnen, Gleichungen mit dem Dreisatz lösen oder Textaufgaben beantworten.
  • Sprachliche Tests: ein kurzer Textabschnitt, bei dem du anschließend beurteilen musst, ob bestimmte Aussagen wahr oder falsch sind beziehungsweise nicht aus dem Text hervorgehen, sprachliche Analogien (Vogel:Käfig = Fisch:?), Aufgaben wie "Welches Wort passt nicht?"
  • Logisches Verständnis und räumliches Vorstellungsvermögen: Zahlenreihen und Figurenfolgen ergänzen, Schlussfolgerungen ziehen, Spiegelbilder erkennen oder einem aufgeklappten Würfel die richtige 3D-Abbildung zuordnen
  • Allgemeinwissenstests: Wissen an sich gehört eigentlich nicht zur Intelligenz. Trotzdem fragen manche Tests die Allgemeinbildung oder fachspezifisches Wissen ab.

Vorbereitung

Auch wenn Intelligenz zum Teil angeboren ist, kannst du dich auf einen Test vorbereiten. Am besten schaust du dir zuerst die verschiedenen Aufgabentypen an, die in Tests drankommen können. Dazu gibt es im Buchhandel zahlreiche Ratgeber, und auch im Internet findest du Beispielaufgaben (siehe unten). Nach dem Training wirst du natürlich nicht alle Aufgaben auswendig können. Wenn du dich aber an das Schema gewöhnt hast, kannst du gelassener an den Test herangehen und stellst gleichzeitig fest, wo deine Schwachstellen sind. Diese kannst du dann gezielt verbessern.

Der Test selbst

Vor dem Test gibt es meist Beispielaufgaben zur Erklärung der Vorgehensweise. Höre gut zu und frag lieber nach, wenn du etwas nicht verstanden hast. Und auch für die Anweisungen gilt: gut durchlesen! Meistens sind Intelligenztests so aufgebaut, dass du in der vorgegebenen Zeit nicht alle Fragen beantworten kannst. Außerdem sind die Antworten nicht von leicht nach schwer angeordnet – halte dich also nicht unnötig mit den ersten Aufgaben auf, sie sind nicht zwangsläufig die einfachsten. Und nicht zuletzt: Handelt es sich um einen Multiple-Choice-Test, solltest du herausfinden, ob es auf falsche Antworten genauso viel Punktabzug gibt wie auf nicht beantwortete Fragen. Werden beide gleich gewertet, kreuze lieber etwas an, als die Frage gar nicht zu beantworten. Vielleicht rätst du ja richtig.

Der Online-Test

Den Online-Test legst du zwar von zuhause aus ab, die Bedingungen sind aber ähnlich: Wenn du den Test einmal begonnen hast, kannst du ihn nicht mehr unterbrechen. Lass dich also nicht stören oder ablenken! Natürlich könntest du beim Online-Test schummeln – wer kann schon nachprüfen, wer da am PC sitzt? Viele Unternehmen überprüfen dein Ergebnis aber, indem sie dich beim Vorstellungsgespräch oder Assessment-Center nochmal zum Test bitten. Egal ob du den Test online oder im Unternehmen ablegst, das Wichtigste ist: Lass dich nicht stressen, denn Übung macht den Meister.

Sonderfall Brainteaser

Brainteaser sind nicht Teil eines Intelligenztests, sondern werden in Vorstellungsgesprächen eingesetzt, um die Kandidaten aus dem Konzept zu bringen. Oft lassen sie sich nur mit etwas Kreativität und unkonventionellen Ansätzen lösen. Stellen Personaler eine solche Aufgabe, versuchen sie herauszufinden, wie der Bewerber mit Stresssituationen umgeht oder wie er sich verhält, wenn er die Lösung für ein Problem nicht sofort parat hat.

Bewertung: 4,5/5 (31 Stimmen)

Weitere Artikel zu Vorstellungsgespräch