Formulierung in der Bewerbung: Wie vermeidest du Phrasen im Bewerbungsschreiben?

Autor*innen
Agatha Kremplewski
Eine Hand hält zwei Bleistifte wie Essstäbchen. Sie greift damit in eine Schüssel, die mit Buchstaben des lateinischen Alphabets gefüllt ist.

"Hiermit bewerbe ich mich..." – Schnarch, so fängt doch jedes Bewerbungsschreiben an. Da du im Anschreiben nicht viel Platz hast, vermeide Phrasen und Floskeln und begründe lieber konkret, warum du der Richtige für die Stelle bist. 

Während du im Lebenslauf deine Leistungen und Erfahrungen präsentierst, hast du im Bewerbungsschreiben die optimale Möglichkeit, deine Persönlichkeit darzustellen. Das machst du nicht nur, indem du besonders wichtige Punkte deines Lebenslaufs hervorhebst: Auch dein Schreibstil entscheidet darüber, ob der Personaler dich zu einem Vorstellungsgespräch einlädt.

Das Eierkuchen-Anschreiben

Viele Bewerbungsschreiben ähneln einem Eierkuchen: Sie sehen hübsch aus, sind aber nicht besonders gehaltvoll. Ein Eierkuchen-Anschreiben wirkt auf den ersten Blick stilsicher. Liest man das Bewerbungsschreiben eingehend, stellt man fest, dass man nichts über den Bewerber erfährt. Stattdessen: schöne Umschreibungen und Phrasen in Hülle und Fülle.

Solche Eierkuchen-Sätze, wie du im folgenden Negativ-Beispiel lesen kannst, solltest du vermeiden:

Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit möchte ich mich auf die Stelle als Kaninhop-Kampfrichter bewerben.

Nachdem ich erfolgreich meinen Bachelor in Kaninhop-Management (KHM) abgeschlossen habe, möchte ich mich einer neuen beruflichen Herausforderung stellen und meine fundierten Kenntnisse aus dem Studium endlich unter Beweis stellen.

Meine Stärken liegen im eigenverantwortlichen und selbstständigen Handeln. Auch verfüge ich über einen ausgesprochenen Gerechtigkeitssinn, wie er bei der verantwortungsvollen Aufgabe als Kaninhop-Kampfrichter verlangt wird. Außerdem bin ich kommunikativ und behalte selbst in brenzligen Situationen einen kühlen Kopf.

Mit mir gewinnt Ihr Verein einen leistungsbereiten Mitarbeiter. Ich widme mich meinen neuen Aufgaben und Herausforderungen stets mit großer Motivation und vollem Einsatz.

Um Sie persönlich von meinen Stärken überzeugen zu können, würde ich mich über eine Einladung zum Vorstellungsgespräch freuen.

Mit freundlichen Grüßen,

A. Nonym

Was erfährt der Personaler in so einem Anschreiben über dich? Höchstens, dass du Kaninhop-Management studiert hast. Wir zeigen dir, wie du es besser machen kannst:

Die Betreffzeile

Einen ersten Fehltritt leistest du dir schon mit einer unvollständigen Betreffzeile: Hinein gehört nämlich auf jeden Fall die Stellenreferenz. Sparen kannst du dir in der Betreffzeile hingegen das Wort "Betreff". Die Hervorhebung geschieht mittels Fettdruck.

Die Anrede: "Sehr geehrte Damen und Herren"

Bevor du dich auf eine Stelle bewirbst, lohnt es sich, im Unternehmen anzurufen und nach dem Ansprechpartner zu fragen, an den du deine Bewerbung richtest. Der Anfang deines Bewerbungsschreibens wirkt gleich viel persönlicher und vorbereiteter, wenn du schreibst "Sehr geehrter Herr Müller" anstatt "Sehr geehrte Damen und Herrren". Mehr zu diesem Thema liest du in unserem Artikel über die richtige Anrede im Bewerbungsschreiben.

Der erste Satz: "Hiermit bewerbe ich mich..."

Wenn der Personaler deine Bewerbung in der Hand hält, weiß er schon, dass du dich bewerben möchtest – du musst das also nicht mehr im ersten Satz erwähnen. Vermeide auch Sätze wie: "Ich interessiere mich für eine Stelle als..." Dass du die Stelle interessant findest, ist Voraussetzung für deine Bewerbung. Nutze die Möglichkeit, deinen Ansprechpartner vorher anzurufen und erste Fragen im Gespräch zu klären – so kannst du dich in deinem Bewerbungsschreiben auch gleich auf das Telefonat berufen: "Vielen Dank für das freundliche Gespräch gestern. Anbei schicke ich Ihnen meine vollständigen Bewerbungsunterlagen."

Gut ist auch, wenn du mit einer direkten Begründung anfängst, warum du der Richtige für den Job bist: "Da ich mich im Studium und in meinen Praktika schon eingehend mit den Aufgaben des Kaninhop-Richters vertraut gemacht habe, möchte ich mich Ihrem Verein vorstellen."

Dein Berufsziel: "Ich möchte mich einer beruflichen Herausforderung stellen."

Mal ehrlich – ist nicht jeder neue Job erst einmal eine Herausforderung? Langweile den Personaler nicht mit Dingen, die er schon weiß. Wenn du dich durch ein Praktikum oder im Beruf weiterentwickeln möchtest, solltest du konkreter werden. So kannst du zum Beispiel schreiben: "Neben meinem Kaninhop-Studium, das ich mit Bestnote abgeschlossen habe, habe ich bereits einen Kaninhop-Richter bei seiner Arbeit im Verein Hoppel e.V. unterstützt. Durch meine Arbeit als Trainer einer Kaninhop-Jugendmannschaft bin ich mit den Abläufen der Kämpfe vertraut. Jetzt möchte ich als Kaninhop-Kamprichter in Ihrem Verein meine bisherige Erfahrung auf nationaler Ebene weiter ausbauen."

Deine Skills: "eigenverantwortlich", "kommunikativ" und "belastbar"

Natürlich arbeitest du selbstständig, bist ein Teamplayer und behältst einen kühlen Kopf, auch wenn es stressig zugeht. Das sind Eigenschaften, die jeder Bewerber von Grund auf besitzen sollte. Deswegen musst du sie deinem potentiellen Chef nicht aufzählen. Zeige ihm lieber, wie einzigartig du bist und warum gerade du am besten für die Stelle geeignet bist. Am besten nennst du konkrete Situationen, in denen du deine Stärken bewiesen hast: "Als Leiter der Kaninhop-Jugendmannschaft habe ich eigenverantwortlich Trainingspläne erstellt und war Ansprechpartner für mein Team. So lernte ich, wie wichtig es gerade in Wettkampfsituationen ist, einen kühlen Kopf zu bewahren, um die beiden Parteien zu einer gemeinsamen Lösung zu bringen. Dabei konnte ich auch meine Kommunikationsfähigkeit verbessern."

Formulierung in der Bewerbung: Tabus, die du kennen solltest

Hier findest du noch weitere Eierkuchen-Wörtern, die du aus deinem Bewerbungsschreiben streichen solltest:

  • Adjektive wie: interessant, spannend, einzigartig, vielseitig, qualifiziert, dynamisch, effizient → solche Adjektive schlagen nur Schaum und sagen nichts über dich aus!
  • "Ich bin ein Teamplayer/Querdenker/kreativer Kopf" → mache deine Persönlichkeit lieber an konkreten Ereignissen fest!
  • Statt "in einen Bereich einblicken/eintauchen" → schreibst du lieber konkret, was du dir erwartest.
  • "Frischen Wind hineinbringen" → besser, du schlägst konkrete Ideen vor, mit denen du ein Projekt erweitern könntest
  • von A bis Z → der Personaler kennt das Alphabet schon
  • "Ich persönlich" → "ich" ist immer persönlich
  • Konjunktiv: „Ich würde gern“ wirkt in einer Bewerbung nicht überzeugend und wenig selbstbewusst
  • Superlative wie „meine äußerst bemerkenswerten Fähigkeiten“ lassen deine Bewerbung überheblich aussehen
  • Vermeide Abschwächungen durch „eventuell“, „vielleicht“, „möglicherweise“, „unter Umständen“, „jedoch“ oder „ziemlich“

Dein Mehrwert: "Mit mir gewinnen Sie einen leistungsbereiten Mitarbeiter."

Welche Leistungen du schon erbracht hast, liest der Personaler in deinem Lebenslauf nach. Wie kannst du ihn nun davon überzeugen, dass du bereit bist, für sein Unternehmen noch mehr zu geben? Das kannst du zum Beispiel tun, indem du auf konkrete Probleme eingehst, dem sich das Unternehmen derzeit stellen muss. Damit zeigst du, dass du das Unternehmen und die Branche gut kennst und dich mit dem Aufgabenbereich auseinandergesetzt hast: "Durch meine Tätigkeit als Kaninhop-Kampfrichter in Ihrem Verein möchte ich darüber hinaus dazu beitragen, dass dieser Sport einer größeren Öffentlichkeit bekannt wird und Neuzugängen die Regeln des Kampfsports beibringen." 

Wenn du alle Eierkuchen aus deinem Bewerbungsschreiben verbannst, mit deinem persönlichen Stil und deinem Lebenslauf überzeugst, steht einer Einladung zu einem Bewerbungsgespräch nichts mehr im Wege.

Weitere Muster für Bewerbungsschreiben findest du bei uns zum Download.

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